Portrait von Mechthild Dyckmans
Mechthild Dyckmans
FDP
Zum Profil
Frage stellen
Die Frage-Funktion ist deaktiviert, weil Mechthild Dyckmans zur Zeit keine aktive Kandidatur hat.
Frage von Torsten H. •

Frage an Mechthild Dyckmans von Torsten H. bezüglich Gesundheit

Sehr geehrte Frau Dyckmans,

ich möchte mit einem Zitat des Präsidenten des Bundeskriminalamtes beginnen:
"Der Stoff von heute ist nicht mehr derselbe wie der von damals. Hochgezüchtete, genmanipulierte Sorten enthalten wesentlich höhere THC Konzentrationen, weshalb Cannabis nicht mehr als weiche Droge eingestuft werden kann."

Auch Sie behaupten immer wieder, dass der Wirkstoffgehalt von Hanfblüten in den letzten Jahren massiv gestiegen sei.

Bei meinen Recherchen im aktuellen REITOX-Bericht der Deutschen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht stieß ich aber in Kapitel 10.4.2 auf eine Grafik, die diese Aussage in ein schräges Licht rückt.
Dieser Grafik kann man entnehmen, dass der THC-Gehalt im Vergleich zu 1997 kaum gestiegen ist und dass seit 2004 ein deutlicher Rückgang der Wirkstoffkonzentration zu verzeichnen ist.
Pikanterweise stammen diese Daten vom Bundeskriminalamt selber, was die Aussage des BKA-Präsidenten sehr zweifelhalf erscheinen läßt, zumal er auch von "genmanipulierten Sorten" fabuliert...

Mir ist bekannt, dass diese "wesentlich höheren THC Konzentrationen" durch einen mathematischen Trick zustande kommen. Ich möchte hierzu aus dem REITOX-Bericht 2011 zitieren:
"Patzak und Goldhagen (2011) haben die arithmetischen Mittelwerte von Haschisch, Marihuana und Cannabisblüten von 1993 – 2008 zusammengestellt (BKA: Median), was zur Folge hat, dass Extremwerte stärker gewichtet werden."

Aber nun zu meinen beiden Fragen:

Liegen der Bundesregierung andere Daten über die THC-Konzentrationen vor außer den von Herrn Patzak "angepaßten" BKA-Daten?

Liegen der Bundesregierung Vergleichszahlen der THC-Konzentrationen vor, die älter als 30 Jahre sind? Falls ja, dann bitte ich um eine Veröffentlichung dieser Daten.

Mit freundlichem Gruß

Torsten Hergesell

Portrait von Mechthild Dyckmans
Antwort von
FDP

Sehr geehrter Herr Hergesell,

vielen Dank für Ihre Fragen.

Die Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EMCDDA) gibt in ihrer Publikation "An overview of cannabis potency in Europe" ( http://www.emcdda.europa.eu/publications/insights/cannabis-potency ) an, dass in Deutschland in den Jahren 1999-2002 der durchschnittliche THC-Gehalt von Marihuana von 6,0 auf 8,4 Prozent gestiegen ist, der von Cannabisharz im gleichen Zeitraum von 8,4 auf 7,9 Prozent gesunken ist.

Neuere Zahlen liefert der REITOX-Bericht des Instituts für Therapieforschung (IFT): "Die Blütenstände hatten 2010 einen Wirkstoffgehalt von 11,2% (2009: 11,2%), das Cannabiskraut von 2,0% (2009: 2,1%). In die Berechnung des Wirkstoffgehalts von Marihuana fließen die Werte von Cannabiskraut und Blütenständen im Verhältnis zur jeweiligen Anzahl der Proben ein. Von 2004 (10,8%) bis 2007 (7,4%) sank der mittlere THC-Gehalt im Marihuana kontinuierlich. Zwischen 2007 und 2008 gab es keine Veränderung, 2009 stieg der Wirkstoffgehalt wieder leicht auf 8,3% und war auch 2010 nahezu unverändert (8,2%). Nachdem sich der mittlere THC-Gehalt im Haschisch von 2005 (8,6%) nach 2006 stark verringerte und mit 6,7% den niedrigsten Wert der letzten zehn Jahre erreichte, stieg er bis 2009 wieder auf 7,4% an und ist 2010 auf 6,8% gesunken (Abbildung 10.2). Im Vergleich mit den Angaben von 1997 zeigen sich insgesamt nur geringe Veränderungen, wobei der Wirkstoffgehalt des Marihuanas leicht gestiegen und der des Cannabisharzes sogar leicht zurückgegangen ist." (REITOX-Bericht 2011, S. 214).

Der Präsident des Bundeskriminalamts, Herr Ziercke, hatte während der diesjährigen Pressekonferenz zur Vorstellung des Rauschgiftlagebildes darauf hingewiesen, dass der Wirkstoffgehalt von Cannabisblüten aus Indoorplantagen deutlich höher ist. Dies gilt auch für die Niederlande, für die die EMCDDA für das Jahr 2009 einen mittleren Wirkstoffgehalt von 15,1 % THC für das dort produzierte Cannabiskraut (sog. "nederwiet") angibt.

Vergleichszahlen, die älter als 30 Jahre sind, liegen uns nicht vor.

Mit freundlichen Grüßen
Mechthild Dyckmans