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Mechthild Dyckmans
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Frage von Tim M. •

Frage an Mechthild Dyckmans von Tim M. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geeherte Frau Dyckmans,

wird das Thema Cannabis in der Politik, beispielsweise von Ihnen, eher objektiv oder eher subjektiv betrachtet?

Ich habe nämlich den Eindruck, als wenn sich die Politiker dabei von persönlichen Meinungen, eigenartigen Ansichten und Vorurteilen beeinflussen lassen, die sich jeglicher Erfahrung und jeglichen Wissens über das Thema entziehen.
Wieso diese ignorante Haltung über diese Sache? Gibt es da bestimmte Gründe? Und ich will jetzt bitte nichts über gesundheiliche Gefährdung oder sowas hören. Das kam hier schon viel zu oft und es interessiert mich auch überhaupt gar nicht. Alkohol oder Zigaretten sind beispielsweise noch schädlicher und vor allen Dingen auch tödlich.
Ich möchte von Ihnen gerne wissen, ob es nicht doch vielleicht am Geld liegt, was eine Rolle spielen könnte oder vielleicht an der Pharmaindustrie (deren umsatzstärkste Produkte, Medikamente sind, die gegen Krankheiten helfen, wo auch Cannabis seine Wirksamkeit hat) oder an der Alkoholindustrie (die auch viel Geld haben) ? Oder können Sie mir versichern, dass diese Dinge dabei keine Rolle spielen? Sie als Drogenbeauftragte und Politikerin sollten das ja eigentlich wissen, es würde mich sehr interessieren.

Über eine Antwort würde ich mich freuen

Beste Grüße
Tim Mockau

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Antwort von
FDP

Sehr geehrter Herr Mockau,

vielen Dank für Ihre Frage.

Die Gesundheitsgefahren durch Cannabis, besonders für Kindern und Jugendliche, sind eine Realität. Der Schutz des Einzelnen und der Gesellschaft vor den Folgen des Cannabiskonsums bleibt deshalb neben der effektiven Bekämpfung des organisierten Drogenhandels das wichtigste Ziel der Drogen- und Suchtpolitik der Bundesregierung im Bereich der illegalen Drogen. Wirtschaftliche Erwägungen für die Gesellschaft stehen dem nicht entgegen. Im Gegenteil: Die durch den Missbrauch psychoaktiver Substanzen entstehenden Gesundheitsausgaben durch notwendige Behandlungen, Rehabilitationen sowie Beeinträchtigungen, Behinderungen sowie vorzeitigen Tod können durch eine effektive Drogen- und Suchtpolitik vermieden werden.

Neuere Studien kommen zu dem Ergebnis, dass Cannabiskonsum akute und langfristige Beeinträchtigungen nach sich ziehen kann und ein chronischer Dauerkonsum mit großen Risiken verbunden ist. Ambulante Drogenberatungsstellen berichten von immer mehr Klienten (inzwischen mehr als ein Drittel), die primär wegen Cannabisproblemen in die Behandlung kommen. Bei Personen, die erstmalig in suchtspezifischer Behandlung waren, stand Cannabis als Substanz mit 61% aller Klienten deutlich an erster Stelle. Im Reitoxbericht für Deutschland 2011 ist dies nachzulesen: http://www.dbdd.de/images/2011_Pressekonferenz/reitox_report_2011_dt.pdf . Dies zeigt, dass Cannabiskonsum nicht zu bagatellisieren ist.

Studien zeigen, dass ein längerer anhaltender Konsum zu psychischen, emotionalen und kognitiven Folgeschäden (Depressionen, Psychosen oder Schizophrenie) führen kann. Bei Personen mit frühem Cannabiskonsum zeigen sich häufigere Aufmerksamkeitsstörungen und schlechte kognitive Leistungen als bei Späteinsteigern. Gerade die Pubertät stellt eine äußerst sensible Entwicklungsphase dar, in der Cannabiskonsum zu dauerhaften negativen kognitiven Effekten führen kann.

Die Bundesregierung hat jedoch für schwerkranke Personen die Möglichkeit geschaffen, cannabishaltige Fertigarzneimittel als eine weitere Therapieoption bei einzelnen Erkrankungen zuzulassen.

Die Bundesregierung sieht das nach wie vor hohe Niveau beim Konsum von Tabak und Alkohol mit Sorge und wird sich daher weiter für eine Reduzierung der Gesundheitsgefährdungen durch Tabak und übermäßigen Alkoholkonsum engagieren. Ich denke aber nicht, dass deswegen das Ziel einer Reduzierung des Cannabiskonsums, vernachlässigt werden darf. Angesichts der bekannten Risiken für die Gesundheit, ist dies nicht zu verantworten.

Mit freundlichen Grüßen
Mechthild Dyckmans