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Mechthild Dyckmans
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Frage von Tim M. •

Frage an Mechthild Dyckmans von Tim M. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrte Frau Dyckmans,

ich beziehe mich auf Ihre Antwort vom 08.12.2011. Sie haben geschrieben, dass bei eine Freigabe von Cannabis, die Schwelle zum Konsum sinken würde.
1. Wie erklären Sie sich dann, dass zum Beispiel in Holland die Droge prozentual gesehen nicht mehr konsumiert wird, als hier in Deutschland?
2. Wie erklären SIe sich, dass in Holland die Droge unter Jugendlichen und Kinder nicht mehr soweit verbreitet ist, wie hier? Könnte es sein, dass es an dem Jugendschutz liegt, den wir hier in Deutschland nicht haben?
Ich beispielsweise habe mit 14 Jahren damit angefangen und kenne auch viele die noch früher damit anfingen. Finden Sie sowas in Ordnung?
Außerdem haben Sie geschrieben, dass die Bundesregierung die Nebewirkunken von Cannabis für zu gefährlich hält.
3. Inwiefern besteht durch Cannabis eine höhere gesundheitliche Gefährdung, als durch Alkohol oder Zigaretten? Mein Eindruck ist ehr, dass Cannabis auch ein sehr hohes Potenzial als Medizin hat, und ehr den Menschen hilft, als ihnen schadet. Was meinen Sie dazu?
Achja und wenn die Bundesregierung schon nichts von einer Legalisierung hält, wie steht Sie denn zu einer Entkriminalisierung?
Bei mir wurden einmal ein paar Krümel Cannabis gefunden und ich musste Fingerabdrücke machen, Fotos wurden gemacht usw.. Und später folgte auch noch eine Hausdurchsuchung!
4. Finden Sie sowas zeugt von Gerechtigkeit?

Über eine Stellungnahme von Ihnen würde ich mich sehr freuen.

Mit freundlichen Grüßen

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Antwort von
FDP

Sehr geehrter Herr Mockau,

vielen Dank für Ihre Fragen.

Worauf Sie Ihre Annahme, dass in den Niederlanden prozentual weniger Cannabis konsumiert wird als in Deutschland, stützen, weiß ich nicht. Sie lässt sich jedenfalls nicht aus den von renommierten wissenschaftlichen Instituten erhobenen Daten der europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EBDD) herleiten. Nach den letzten zur Verfügung stehenden Zahlen lag die 12-Monats-Prävalenz (also der Konsum von Cannabis in den letzten zwölf Monaten vor der Erhebung) in den Niederlanden im Jahr 2005 in der Altersgruppe von 15 bis 64 Jahren bei 5,4%, in Deutschland in der Altersgruppe von 18 bis 64 Jahre im Jahr 2009 bei 4,8%.

Auch ihre Aussage, dass Cannabis in den Niederlanden unter Kindern und Jugendlichen weniger verbreitet ist als in Deutschland, trifft so pauschal nicht zu. Zunächst einmal liegen für Personen unter 15 Jahren keine verlässlichen Zahlen vor. Nach dem zitierten Jahresbericht der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht ist der Konsum der männlichen jungen Erwachsenen im Alter von 15 bis 34 Jahren, die täglich oder fast täglich Cannabis konsumieren, in den Niederlanden doppelt so hoch wie in Deutschland (EBDD Jahresbericht 2011, S. 53).

Ob der tatsächliche Konsum steigt, wenn das Strafmaß verringert wird, ist schwer vorauszusagen. In ihrem Jahresbericht 2011 berichtet die EBDD, dass für die letzten zehn Jahre kein deutlicher Zusammenhang zwischen gesetzlichen Änderungen in den Jahren 2001 bis 2006 und den 12-Monats-Prävalenzraten des Cannabiskonsums ermittelt werden konnte (EBDD Jahresbericht 2011, S. 53). In Deutschland liegt eine solche Änderung bereits etwas länger zurück: Durch den § 31a Betäubungsmittelgesetz vom 4.6.1992 wurde die Möglichkeit geschaffen, von einer Strafverfolgung abzusehen, wenn die Schuld des Täters als gering anzusehen ist, d.h. vor allem bei Eigenkonsum und Selbstschädigung. Welche Auswirkungen diese Gesetzesänderung auf den Konsum gehabt hat, ist nicht bekannt.

Dem auch in diesem Forum immer wieder vorgebrachten Argument, dass mit der Konsum von Tabak und Alkohol höhere Risiken für die Gesundheit verbunden seien als mit dem Konsum von Cannabis und dass Cannabis deswegen legalisiert werden müsste, trete ich immer wieder entgegen. Es ist nicht im Sinne des Gesundheitsschutzes, wenn bestehenden Risiken durch Tabak und Alkohol weitere hinzugefügt werden.

Sie weisen zu recht darauf hin, dass cannabishaltige Arzneimittel Menschen helfen können. Das Bundesministerium für Gesundheit hat genau aus diesem Grund die Möglichkeit geschaffen, für schwerkranke Personen cannabishaltige Fertigarzneimittel als eine weitere Therapieoption bei einzelnen Erkrankungen zuzulassen.

Mit freundlichen Grüßen
Mechthild Dyckmans