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Mechthild Dyckmans
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Frage von L. O. •

Frage an Mechthild Dyckmans von L. O. bezüglich Verbraucherschutz

Sehr geehrte Frau Dyckmanns,

in Ihrer Antwort vom 17.01.2011 Schreiben Sie:

"Sie vergleichen in Ihrem Schreiben Tabak, Alkohol, und Cannabis. Dieser Vergleich hinkt: Cannabis ist eine berauschende Substanz, deren Konsum insbesondere für Jugendliche gesundheitsgefährdend ist." Sie implizieren, vielleicht auch ungewollt, dass Tabak- und Alkoholkonsum für die Jugend zumindest weniger gefährlich ist, als Cannabiskonsum. Leider scheint Ihnen entgangen zu sein, dass diese Substanzen sich zumindest insofern ähneln, dass von allen Dreien bei Konsum in der Jugend eine erhebliche Gefahr für die weitere Entwicklung besteht. Da ja aktuell die Zahlen der Jugendlichen Alkoholabhängigen steigt ist der Aufklärungsansatz wohl kein großer Erfolg. Da aber bei Cannabis Ihren Aussagen zufolge die Repression so gut greift wäre es wohl an der Zeit, diese auch auf Tabak und Alkohol auszuweiten.

Meine erste Frage:

Wird dies nicht vollzogen, da die monetären Mittel von Tabak- und Alkohollobby im Millionenbereich anzusiedeln sind, während die der Cannabislobby in Form des DHV bei einem 5-stelligen Betrag liegen? Von welcher dieser Lobbys fühlen sie sich am ehesten Beeinflusst?

Meine zweite Frage:

Ihre eingangs erwähnte Fehleinschätzung ist womöglich darauf zurück zu führen, dass sie ja an erster Stelle Politikerin und somit auf die Aussagen eines Sachverständigenrates angewiesen sind.

Wie bewerten Sie die Entlassung des als Sachverständigen international anerkannten Prof. David Nutt durch die Britische Regierung und hat sich auch die deutsche Regierung in ähnlicher Weise schon über belegte Fakten hinweggesetzt, und wenn ja wie wurde dies begründet?

Dank im Voraus für Ihre Antworten

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Antwort von
FDP

Sehr geehrter Herr O.,

vielen Dank für Ihre Fragen.

Ich denke und weise immer wieder darauf hin, dass im Mittelpunkt der Drogen- und Suchtpolitik der Mensch stehen sollte. Daher ist mir der Schutz jedes einzelnen Menschen vor den gesundheitlichen und sozialen Risiken des missbräuchlichen Konsums psychoaktiver Substanzen wichtig. Von diesen Zielen lasse ich mich von keiner Interessengruppe abbringen.

Von Vergleichen oder einem "Ranking" von Gesundheitsgefahren verschiedener Substanzen halte ich wenig. Zum einen ergeben sich die Risiken weniger aus den verschiedenen Substanzen, sondern eher durch schädliche Konsummuster. Zum anderen kommt es darauf an, die durch den Gebrauch aller - und nicht nur einzelner psychoaktiver - Substanzen entstehenden Risiken insgesamt zu verringern. Ein Ranking von Substanzen hinsichtlich des Gefährdungspotenzials trägt daher zur Erreichung dieses Ziels wenig bei. Solche Vergleiche laufen Gefahr, die spezifischen Risiken des Gebrauchs einer Substanz durch den Verweis auf die vermeintlich geringeren Risken einer anderen Substanz zu bagatellisieren.

Der Missbrauch psychoaktiver Substanzen, seien es Cannabis, Kokain, Heroin, Tabak, Alkohol oder andere birgt spezifische gesundheitliche und soziale Risiken, welche die Drogenpolitik der Bundesregierung durch ihre konsequente Ausrichtung an Prävention, Beratung und Behandlung, das Angebot von Hilfen zum Ausstieg, Maßnahmen zur Schadensminimierung und gesetzliche Regulierungen reduzieren will.

Die Aufforderung des britischen Home Office (Innenministeriums) an Professor Nutt im Jahr 2009, von seinem Amt als Vorsitzender des ACMD [Advisory Council on the Misuse of Drugs) zurückzutreten, erfolgte nach seiner Behauptung, Alkohol und Tabak seien schädlicher als LSD, Ecstasy und Cannabis. Sie muss vor dem spezifischen Hintergrund des britischen Betäubungsmittelgesetzes gesehen werden, welches - anders als das deutsche Betäubungsmittelgesetz - die illegalen Drogen in unterschiedliche Klassen A, B und C einordnet, wobei die Strafen für Besitz und Handel von illegalen Drogen der Klasse A in der Regel höher ausfallen als in Klasse B oder Klasse C. Das Home Office, das sich zu diesem Zeitpunkt zu einer Umstufung von Cannabis von der Klasse C in die Klasse B entschieden hatte, sah in den Äußerungen Professor Nutts das politische Ziel gefährdet, der Öffentlichkeit klare Botschaften über die Risiken des Konsums illegaler Drogen zu vermitteln.

Mit freundlichen Grüßen
Mechthild Dyckmans