Sehr geehrter Herr Lucks, wie stehen Sie um Einsatz grüner Gentechnik?
Vielen Dank und viele Grüße,
J. P.
Sehr geehrte Frau P.,
das ist eine sehr gute Frage, vielen Dank dafür!
Zwei Gedanken leiten mich bei meiner Einschätzung zur neuen Gentechnik: Erstens sollte Politik Innovationen aus der Wissenschaft offen gegenüberstehen. Zweitens trägt Politik aber auch die Verantwortung für mögliche Schäden, wenn sie Innovationen ermöglicht.
Die neuere Gentechnik wirft dabei große Chancen zur Bewältigung der globalen Ernährungskrise auf. Ihre Falsifikation ist für mich aber zu unvollständig: So wurde die wissenschaftliche Unabhängigkeit eines Aufrufes von 117 Forschungseinrichtungen zur Deregulierung der Gentechnik in Europa mehrfach angezeweifelt und Drittmittelfinanzierungen werfen die Frage nach dem Interesse der Agroindustrie dabei auf. Hier braucht es eine stärkere, unabhängige, wissenschaftliche Auseinandersetzung - solange nicht bewiesen werden kann, dass keine Schäden für Natur und Ökosystem durch den Einsatz der neuen Gentechnik entstehen, lehne ich eine Deregulierung entschieden ab.
Zur Bewältigung der globalen Hungerkrise ist die neue Gentechnik bei weitem aber nicht der einzige Weg. Wir brauchen mehr Engagement für die humanitäre Hilfe und ein neues Gleichgewicht der Verteilung von Ressourcen zwischen dem globalen Süden und dem globalen Norden. Und wir benötigen dazu eine ökologische Agrarwende: Der Weltagrarrat sieht die globale Klimakrise oder das Insektensterben als zentrale Herausforderungen zur Bewältigung der Hungerkrise. Wir benötigen also nicht nur eine einzelne technische Innovation, sondern ein Umdenken in unserem Ernährungssystem.
Mit freundlichen Grüßen
Max Lucks