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Frage von Margrit K. •

Frage an Matthias Lietz von Margrit K. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung

Sehr geehrter Herr Lietz,

Ich habe Ihnen vor ca. einem Monat die Frage gestellt, warum Sie die vielfältigen Hinweise auf die Gesundheitschädlichkeit von Pestiziden ignorieren und behaupten, dass Glyphosat unverzichtbar und gefahrlos wäre. Ich verstehe, daß Sie ein vielbeschäftigter Mann sind, gerade jetzt in Wahlkampfzeiten. Ich habe allerdings auch gesehen, daß Sie eine andere Anfrage, später als meine gestellt, bereits ausführlich beantwortet haben.
Nun stelle ich noch eine weitere Frage an Sie: Erscheint Ihnen das Thema der Pestizide in unseren Nahrungsmitteln als nichtig oder aber betrachten Sie mich als einen potentiellen Nichtwähler auf dessen Frage eine Antwort nicht nötig ist?

Dr. Margrit Klingner

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Antwort von
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Sehr geehrte Frau Klingner,

nochmals vielen Dank für Ihre Anregungen hinsichtlich der schädlichen Wirkung von Pestiziden.

Wie Ihnen möglicherweise bekannt ist, prüft die Europäische Union derzeit erneut, ob die Zulassung für das Pflanzenschutzmittel Glyphosat verlängert wird.
Bereits im Juli dieses Jahres fand diesbezüglich auch ein öffentliches Fachgespräch im Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft im Bundestag statt. Der Wirkstoff Glyphosat wird derzeit im Rahmen des Verfahrens der EU-Wirkstoffgenehmigung neu bewertet. Deutschland hat als Berichterstatter den Entwurf des Bewertungsberichtes gestellt, der auf Ergebnissen des Umweltbundesamtes beruht. In seiner Prüfung kommt auch das Umweltbundesamt zu dem Schluss, das Glyphosat zahlreiche durchaus negative, Einwirkungen auf die Umwelt haben kann.
Mir ist bewusst, dass viele Forscher vor den schädlichen Folgen für Umwelt und Menschen in Bezug auf die Verwendung von Pflanzenschutzmitteln warnen. Und auch wenn Sie es mir nicht zutrauen, nehme ich Ihre Bedenken in dieser Hinsicht sehr ernst. Glyphosat wurde bereits in Brot und Brötchen nachgewiesen und erreicht somit offenbar auch den Organismus des Menschen.
Da ich in einem Bundesland, welches stark landwirtschaftlich geprägt ist, lebe, finde ich es wichtig, den Dialog mit dem Verbraucher und dem Erzeuger zu suchen. Während die meisten kommerziellen Bauern auch weiterhin auf den traditionellen Gebrauch von Pflanzenschutzmitteln bauen, begrüße ich die immer stärker werdende Zahl von bewussten Landwirten die auf weniger Einsatz von Chemie setzen sowie den neuen Zeitgeist der Menschen, sich vermehrt mit der Herkunft ihrer Nahrung auseinandersetzen. Ich finde es immer wieder erschreckend wie wenig einige Menschen über die Herkunft des Fleisches auf ihrem Teller oder des Kaffees in ihrer Hand wissen.
Speziell zum Thema Pflanzenschutzmittel erscheinen mir die Seiten der Befürworter und der Gegner sehr verhärtet. Die Umweltrisikobewertung nimmt in ihrer Einschätzung keine Entscheidung für die Mitgliedstaaten vorweg, weil sich die Anwendungsbedingungen sowie die Zusammensetzung der Mittel von denjenigen unterschieden können, die in der EU-Wirkstoffbewertung untersucht wurden.
Die von der Union geführte Bundesregierung hat es sich dennoch zum Ziel gemacht, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln so weit wie möglich zu verringern und weitere Anstrengungen zur Reduzierung der Einsätze zu verfolgen. Dafür haben wir die Zulassungsbedingungen verschärft und wollen auch weiterhin den „Nationalen Aktionsplan zur nachhaltigen Anwendung von Pflanzenschutzmitteln“ konsequent umsetzen.
http://www.nap-pflanzenschutz.de
Dennoch möchte ich Pflanzenschutzmittel nicht in Gänze verschreien. Sie dienen letztlich einem guten Zweck: Nämlich dem, uns vor gesundheitsschädlichen Einflüssen (z.B. von Mykotoxine/Schimmelpilzgifte) und unsere Kulturpflanzen vor Krankheiten und Schädlingen zu schützen. Auch werden Ernteverluste vermieden, um somit Lebensmittel zu erschwinglichen Preisen im Handel anbieten zu können. Auch heute können Sie bereits Produkte aus Landwirtschaft ohne Biozid-Nutzung erwerben. Diese sind auf Grund der kleinen Erträge für die Bauern jedoch zumeist überdurchschnittlich teuer und leider kaum von einer Familie mit normalem Einkommen auf dauerhaft bezahlbar.

Sehr geehrte Frau Klinger,

ich danke Ihnen für Ihre mehrmaligen Schreiben und verspreche Ihnen, das Thema weiterhin aufmerksam zu begleiten.

Mit freundlichen Grüßen

Matthias Lietz