Frage an Matthi Bolte von Gregor K. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrter Herr Bolte,
Ihrem Lebenslauf entnehme ich nicht, dass Sie über einen konstanten respektive längeren Zeitraum berufliche Erfahrungen gesammelt hätten.
Ist es nicht außerordentlich schwierig, als Landtagsabgeordneter ohne beruflichen Erfahrungsschatz für unser Gemeinwesen Entscheidungen zu treffen ?
Ich hätte in Ihrem Alter vor dieser Aufgabe sehr großen Respekt gehabt.
Mit freundlichen Grüßen
Gregor Kampmann
Lieber Herr Kampmann,
herzlichen Dank für Ihre Frage. Wie alle neuen Abgeordneten des Landtags von Nordrhein-Westfalen habe ich großen Respekt vor meiner Aufgabe im Landtag. Es freut mich zu lesen, dass Sie sich das gut vorstellen können, denn natürlich bringe ich einen anderen Erfahrungsschatz mit als die überwiegende Zahl meiner Kolleginnen und Kollegen.
Es ist aber ein Wesensmerkmal der Demokratie, dass jede und jeder die Möglichkeit hat, mitzuentscheiden, was gut für unser Gemeinwesen ist. Das ist eine Entwicklung, für die viele Menschen über viele Jahrhunderte gekämpft haben - ich kann nur sagen: Es ist gut, dass wir keine Honoratiorenparlamente mehr haben! Es wäre doch fatal, wenn ganze Bevölkerungsgruppen von der Mitwirkung ausgeschlossen würden, sei es durch ihr Alter oder ihren sozialen oder kulturellen Hintergrund.
Insofern verstehe ich mich auch als Vertreter einer Generation, und der Anteil der unter 30-jährigen in unserer Gesellschaft ist weit höher als die 5-6 Abgeordneten in dieser Altersstufe im Landtag. Als junger Mensch will ich die Lebenserfahrungen einbringen, die viele Kolleginnen und Kollegen sich nicht vorstellen können oder höchstens von ihren Kindern kennen. Sei es der verschärfte Druck im Bildungssystem, fehlende Perspektiven in der Arbeitswelt für viele junge Menschen, die Probleme an den Hochschulen oder auch die Schwierigkeiten, die sich heute bei der Gründung einer Familie ergeben. Das alles sind Punkte, zu denen ich etwas Wichtiges ins Parlament tragen kann, weil ich selbst oder mein unmittelbaren Umfeld hierzu Erfahrungen hat.
Meines Erachtens sollte es aber einen breiten gesellschaftlichen Dialog darüber geben, warum bereits heute einzelne Bevölkerungsgruppen nur noch unzureichend im Parlament vertreten sind. Ich jedenfalls werde meinen Beitrag dazu leisten, diesem Problem entgegenzuwirken.
In der Hoffnung, Ihre Frage zufriedenstellend beantwortet zu haben, grüße ich Sie herzlich
Matthi Bolte