Frage an Mathias Wagner von Thomas S. bezüglich Soziale Sicherung
Sehr geehrter Herr Wagner,
In der Dreieichzeitung vom 07.09.2016 suchte das Seniorenbüro Winkelsmühle in Dreieich Menschen, die sich unbezahlt für die Förderung und Betreuung von Schüler/innen an der Gerhart-Hauptmann-Schule in Dreieich verwenden:
"Aufgabe der ehrenamtlichen Helfer ist neben der Unterstützung bei Problemen mit der deutschen Sprache grundsätzlich auch der Abbau von Barrieren. Es geht um praktische Hilfen in einer Welt, die von Schülern mit ausländischer Herkunft "mitunter erschreckend fremd empfunden" werde."
Frage 1:
Wie werten Sie als MdL und Mitglied des kulturpolitischen Ausschuss mit der Behauptung, dass die Umwelt von Schülern ausländischer Herkunft an dieser Schule "mitunter erschreckend fremd empfunden" wird?
Frage 2:
Wie gehen Sie mit dem Umstand um, dass das Seniorenbüro Winkelsmühle(wiederholt) Menschen sucht, die unbezahlt eine pädagogische Funktion übernehmen sollen?
Frage 3:
Warum werden keine bezahlten Anstellungen angeboten?
Frage 4:
Was wäre/ist, wenn sich nicht genügend unbezahlte Mitarbeiter/innen für die oben benannten Aufgaben finden lassen?
Ich habe an dieser Schule als studentischer Vertretungslehrer gearbeitet und dort eine aus meiner Sicht generelle personelle und materielle Unterversorgung festgestellt. Ich hatte den Eindruck, dass ich als billiger Student einen Ausgleich von fehlendem Lehrpersonal bilden sollte. Richtig schlimme Erfahrungen habe ich im Frühsommer 2012 an der Ludwig-Erhard-Schule in Frankfurt-Unterliederbach gemacht, wo ich ohne mein Wissen illegal in Form unterbezahlter Leiharbeit in einer satt durchgeknallten Sonderschulklasse 2 Wochen vor der Abschlussprüfung dem pädagogischen Notstand abhelfen sollte.
Frage 5:
Werden Sie die oben benannten Probleme mit beiden benannten Schulen besprechen?
Mit freundlichen Grüßen, Thomas Schüller
Sehr geehrter Herr Schüller,
vielen Dank für Ihre Fragen, auf die ich Ihnen gerne antworte:
Sie beziehen sich zunächst auf ein Zitat aus dem Zeitungsartikel "Seniorenbüro vermittelt ehrenamtliche Helfer" der Dreieich-Zeitung vom 7. September 2016. Dass geflüchtete Kinder und Jugendliche teilweise die Welt um sich herum als „mitunter erschreckend fremd“ empfinden, halte ich für gut vorstellbar. Schließlich sind sie aus ihrer Heimat geflohen und müssen sich nun in einer neuen Umgebung zurechtfinden. Genau deshalb ist es wichtig, dass in Hessen viel getan wird, um den Flüchtlingskindern beim Lernen der deutschen Sprache zu helfen und sie schnell in den Regelunterricht und unsere Gesellschaft zu integrieren. Das Land stellt für die Deutschförderung und Integration in diesem Schuljahr 2.630 Stellen zur Verfügung (1.610 mehr als zu Beginn der Legislaturperiode), damit uns dies hier in Hessen gut gelingt.
Bei der Suche nach ehrenamtlichen Helfern für die Gerhart-Hauptmann-Schule in Dreieich geht es um ein zusätzliches – das reguläre Angebot der Schule ergänzende - Betreuungsangebot. Ich verstehe den Zeitungsartikel so, dass Interessenten ihren Arbeitsaufwand und ihre Zeiteinteilung selbst bestimmen können, es sich also um eine ehrenamtliche Tätigkeit handelt und nicht um eine unbezahlte pädagogische Anstellung. Ein solches ehrenamtliches Engagement kann die Arbeit unserer Schulen bereichern. Natürlich gilt aber, dass ehrenamtliche Helferinnen und Helfer das Angebot an Schulen immer nur ergänzen können. Die pädagogische Arbeit liegt auch weiterhin in den Händen der Lehrerinnen und Lehrer.
Sie sprechen auch die generelle Arbeitssituation an unseren Schulen an, die durch vielfältige Aufgaben gefordert sind. Aus diesem Grund haben wir in den vergangen Jahren einige Verbesserungen auf den Weg gebracht, dazu einige Stichworte: 105%-Lehrerversorgung, Lehrerzuweisung nach Sozialindex, zusätzliche Stellen für das Ganztagsschulprogramm, Deutschförderung, Integration und Inklusion. Ab dem Jahr 2018 kommen 700 Sozialpädagoginnen und –pädagogen hinzu, die Schulen mit besonderen Herausforderungen gezielt unterstützen.
Wenn Sie Hinweise darauf haben, dass an den Schulen, an denen Sie im Einsatz waren, gegen Regeln verstoßen wurde, dann wären die Schulleitung oder das Staatliche Schulamt Ansprechpartner, um diesen Sachverhalten nachzugehen. Prinzipiell kann dies auch ein Abgeordneter, meist ist es jedoch besser zunächst vor Ort eine Klärung zu versuchen.
Für weitere Fragen und Anregungen stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
Mathias Wagner