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Frage von Birgit S. •

Frage an Matern von Marschall von Birgit S. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung

Sehr geehrter Herr Marschal,
ich wollte Sie fragen, wie Sie am 28.6. zur Weidertierprämie für Schafe und Ziegen abstimmen werden? Die Prämie ist meiner Ansicht nach aus mehreren Gründen notwendig. Der zeitliche Aufwand für die Haltung von Schafen ist sehr hoch und spiegelt sich in keinster Weise im erzielten Einkommen wider. Die Weidetierhaltung ist die artgerechteste und tierfreundlichste Haltung überhaupt und hilft bei der Erhaltung unserer Kulturlandschaft. Ich selber beweide mit meinen Schafen über ein Hektar sehr steiles Gelände mit wertvollem, artenreichen Streuobstbestand. Ich erhalte dadurch, das bestätigen mir immer wieder viele MitbürgerInnen ein echtes Stück Heimat und sorge dafür, dass man sich in unserer immer mehr zersiedelteren und zubetonierten Landschaft noch heimisch fühlen kann. Das alles können andere Schaf- und Ziegenhalter mit Sicherheit bestätigen. Als Mitglied einer Regierungspartei, der unsere Heimat sehr am Herzen liegt, können Sie eigentlich nur für diese Prämie stimmen.
Mit freundlich Grüßen

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Antwort von
CDU

Sehr geehrte Frau S.,

haben Sie vielen Dank für Ihre Nachricht über das Onlineportal abgeordnetenwatch.de. Ich freue mich sehr über Ihren Einsatz für deutsche Schaf- und Ziegenhirten, deren Wohlergehen mir und all meinen christdemokratischen Kollegen ein Anliegen ist. Gerne möchte ich Ihnen im Folgenden auf Ihre Nachricht antworten.

Gerade Schafe und Ziegen leisten einen unersetzlichen Beitrag für den Schutz unserer Heimatlandschaft und sind daher staatlich zu fördern. Der Erhalt der Schäfer in Deutschland ist auch aktuell Gegenstand des Ausschusses für Ernährung und Landwirtschaft des Deutschen Bundestages und unsere Fraktion formuliert zudem gerade einen Maßnahmenantrag für den Deutschen Bundestag. Mir erscheint allerdings aus mehreren Gründen die Einführung einer sogenannten produktionsgekoppelten Weidetierprämie nicht als die beste Vorgehensweise. Ich setzte stattdessen aus folgenden Gründen auf eine Anpassung und Verbesserung der bereits umfangreich bestehenden Förderung im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik der Europäischen Union (GAP).

Die Mehrheit der Schafhalter besitzt eigenes Weideland. Daher erhalten sie - wie alle Landwirte - durch die in der ersten Säule der GAP verankerten Direktzahlungen ein solides Grundeinkommen. Darüber hinaus unterstützt der in Deutschland bestehende Förderzuschlag für die ersten 46 Hektare insbesondere kleinere und mittlere Betriebe. Hinzu kommt die Förderung von Junglandwirten, Ausnahmeregelungen für Kleinlandwirte oder auch, dass die Beweidung von bestimmten Ökologischen Vorrangflächen möglich ist.

Dass all diese Förderung auch bei den Schäferinnen und Schäfern ankommt, zeigen Auswertungen des Testbetriebsnetzes: Danach erhielten spezialisierte Schafbetriebe im Haupterwerb im Wirtschaftsjahr 2016/2017 rund 86.000 Euro an staatlichen Direktzahlungen und Zuschüssen. Zum Vergleich: der Durchschnitt dieser Zahlungen belief sich bei allen landwirtschaftlichen Haupterwerbsbetrieben auf 33.800 Euro.

In Deutschland haben wir mit dem Verzicht auf gekoppelte Direktzahlungen gute Erfahrungen gesammelt, denn die Direktzahlungen, die die Schäfer heute für ihre beihilfefähigen Flächen erhalten, bei denen es sich hauptsächlich um Dauergrünland handelt, betragen in etwa das Dreifache dessen, was der Sektor vor der Entkoppelung an Mutterschafprämien erhalten hat. Es ist richtig, dass in einigen anderen EU-Mitgliedstaaten gekoppelte Mutterschaf- bzw. Weidetierprämien gewährt werden. Allerdings erhalten in diesen Mitgliedstaaten die Schäfer für ihr Dauergrünland bei Weitem nicht so hohe Prämien wie in Deutschland, wo extensiv genutztes Dauergrünland die gleiche Prämie erhält wie hochproduktives Ackerland. Vereinzelte Bürokratieprobleme im Zusammenhang mit der hektarbezogenen Förderung sind mir und meinen Kollegen im Landwirtschaftsausschuss bekannt. Ob eine Anpassung der bestehenden Fördermöglichkeiten möglich und zielführend ist, wird derzeit geprüft.

Bei den Berufsschäfern gibt es eine kleine Gruppe sogenannter Wanderschäfer, die keine eigene Weidefläche haben. Aber auch diese können mit öffentlichen Mitteln unterstützt werden:
Die zweite Säule der GAP stellt mit der Ausgleichszulage für benachteiligte Gebiete, dem Agrarinvestitionsförderungsprogramm zur Verfügung. Ebenso erweitern die Maßnahmen der markt- und standortangepassten sowie umweltgerechten Landbewirtschaftung einschließlich des Vertragsnaturschutzes und der Landschaftspflege die Fördermöglichkeiten zu einem breiten Maßnahmenspektrum, das auch den Schafhaltern zugutekommt. Weitere Unterstützung bieten spezielle Programme, aus deren finanziellen Mitteln die Schafhalter ohne eigenes Weideland bezahlt werden können (u. A. für nachhaltige Landwirtschaft insbesondere auf Grünlandstandorten, für Raufutterfresser, für Agrarumwelt- und Klimaschutzmaßnahmen und für die Stärkung tiergerechter Haltung sowie des ökologischen Landbaus).

Ich hoffe, sehr geehrte Frau S., Ihnen mit dieser Antwort behilflich gewesen zu sein und meine Erwägungen nachvollziehbar dargestellt zu haben. Vor allem wünsche ich Ihnen aber alles Gute für die Schäferei und danke Ihnen sehr herzlich für den unverzichtbaren Beitrag, den sie damit für unsere Heimat leisten.

Mit herzlichen Grüßen

Ihr Matern von Marschall, MdB