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Martina Renner
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Frage von Susanne B. •

Frage an Martina Renner von Susanne B. bezüglich Recht

Sehr geehrte Frau Renner,

mit neuen Gesetzen wollen Politiker mehr Organspender. Die potentiellen Spender sollen umfassend über die Organentnahme informiert werden. Wenn Sie unter http://www.faz.net/aktuell/politik/organspende-das-war-ein-katastrophaler-ausbau-von-ersatzteilen-12536010.html einen Erfahrungsbericht lesen, einer bei einer Organentnahme beteiligten Ärztin, werden Sie wahrscheinlich zu der in Kurzfassung wiedergebenen Einschätzung kommen:

"....Sie hatte einen Motorradunfall gehabt. Wahrscheinlich ist sie mit dem Kopf aufgeschlagen, so wurde eine Hirnblutung ausgelöst....die Leute, die kriegten erst mal gesagt: „Ihre Tochter ist hirntot...Der Oberarzt hat dann gesagt: „Ihrer Tochter nützen die Organe nichts mehr. Jemand anders kann mit den Organen aber weiterleben.... Wenn die Klinikangestellten in den Techniken der Gesprächsführung bewandert sind, dann kriegen sie jemand Unsicheren auch dazu, zuzustimmen...Sie müssen sich vorstellen: Sie haben da einen OP-Tisch mit einem Körper, der ist vom Hals bis knapp über dem Schambereich völlig geöffnet, ...Und dieser ausgeweidete Körper. Das hat mich sehr schockiert.

..Wenn einer der Angehörigen jemals so eine Explantation sehen würde und würde darüber sprechen oder es würde im Fernsehen gezeigt, dann gäbe es keine Einwilligungen mehr zur Organentnahme.
..Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand möchte, dass das mit seinem Körper passiert.

..ich habe beschlossen, dass ich kein Organspender sein möchte. Und konsequenterweise möchte ich auch keine Organe bekommen....".

Fragen:
Wenn Sie die potentiellen Spender über den Spendevorgang umfassend informieren, werden Sie keine freiwilligen Spender mehr haben. Wieso wollen Politiker ein Gesetz, dass dem in Ihrem Antrag formulierten Ziel offensichtlich zuwider läuft?
Werden Sie per Gesetz und Zwangsmaßnahmen, jeden zur Organ- und Gewebeentnahme heranziehen?

Mit freundlichen Grüssen
S. B.

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Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrte Frau Bäcker,

vielen Dank für Ihre Frage. Tatsächlich ist die Einstellung der Bevölkerung zur Organspende in Deutschland insgesamt weniger positiv als in anderen Staaten. In den vergangenen Jahren ist die Zahl der Menschen mit einem Organspendeausweis jedoch angestiegen und befindet sich momentan auf einem Höchststand. Ich begreife die Organspende nach dem Tod nicht nur als einen Akt der Solidarität, sie ist außerdem ein wertvoller Dienst an der Gesellschaft. Stets aber ist sie ein individueller Akt. Schon aus diesem Grund liegen meiner Fraktion und mir Gesetz und Zwangsmaßnahmen fern, die „jeden zur Organ- und Gewebeentnahme heranziehen“ sollen. Skandale um manipulierte Wartelisten und Fälle wie der von Ihnen geschilderte stehen einer Erhöhung der Zahl potentieller Spender*innen entgegen und müssen aufgeklärt und -wo nötig- geahndet werden. Um vom Standpunkte der Grundrechte aus gerechtfertigt zu sein, muss ein so schwerwiegender Eingriff in die Selbstbestimmung mindestens zwei Kriterien erfüllen: er muss notwendig und geeignet sein, das hohe gesellschaftliche Ziel, nämlich die bessere Versorgung Schwerkranker mit Spendeorganen, zu erreichen. Deshalb müssen alle damit zusammenhängende Strukturen und Prozesse beständig evaluiert und optimiert werden. Denn Vergleiche mit dem europäischen Ausland zeigen, dass die Zahl von Organspenden entscheidend sowohl von der Organisation der Organspendeprozesse abhängt sowie von der Form, in der die Menschen ihre Haltung zur Organentnahme dokumentieren können. Was wir dringend brauchen, ist eine verbesserte Information, Beratung und Dokumentation der Organspende. Auch aus diesem Grund habe ich dem „Gesetzesentwurf zur Stärkung der Entscheidungsbereitschaft bei der Organspende“ zugestimmt, den „Gesetzesentwurf zur Regelung der doppelten Widerspruchslösung im Transplantationsgesetz“ jedoch abgelehnt.

Mit freundlichen Grüßen,

Martina Renner

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