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Martina Englhardt-Kopf
CSU
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Frage von Annegret S. •

Was tun Sie gegen die Anbindehaltung von Rindern?

Mit Entsetzen habe ich gelesen, dass es beim Verbot der Anbindehaltung wieder einmal mehrere " Schlupflöcher" gibt. Wie kann man als Politikerin diese Tierquälerei unterstützen? Ein Leben lang angebundensein, nur den Kopf drehen können, jedes Jahr zwangsgeschwängert und nach den Schmerzen der Geburt wird das Baby einfach gestohlen? Was wenn man Ihnen Ihr Kind einfach nimmt? Jedes Wesen hat Gefühle und das Recht auf ein Leben in Freiheit. Alle Bauern könnten ihre Tiere auf ihren Wiesen ein würdiges Leben schenken. Setzen Sie sich bitte dafür ein! Wer am lautesten schreit, bekommt recht hat jemand zu mir gesagt. Hören Sie die vielen Rinder schreien?

Es ist eine Schande, welches Tierschutzgesetz in unserem Land herrscht! Schon das Wort allein ist ein Hohn!

Sie als Politikerin haben die Chance etwas zu verändern!

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Antwort von
CSU

Sehr geehrte Frau S.,

danke für Ihre Anfrage.

In Deutschland haben wir auch dank unserer Bäuerinnen und Bauern eines der strengsten Tierschutzgesetze weltweit und ein hohes Maß an Tierwohl, in den vergangenen Jahrzehnten hat sich sehr viel verändert. Anhand Ihrer Äußerungen ist eindeutig anzunehmen, dass Sie dies völlig anders sehen. Dennoch möchte ich gerne zu Ihrer Frage Stellung beziehen.

Anbindendhaltende Betriebe werden im Zuge einer Hofnachfolge deutlich seltener weitergeführt werden – das ist eindeutig durch das Thünen-Institut wissenschaftlich belegt. Das heißt, dass der Anteil der anbindendhaltenden Betriebe in Zukunft stärker abnehmen wird, als es für Betriebe mit Rinderhaltung allgemein der Fall ist. Insbesondere unser Wahlkreis ist massiv davon betroffen und viele Betriebe werden aufgeben, umso schneller die Anbindehaltung verboten werden würde. Nicht jeder Betrieb, der vielleicht auch in eine Dorfstruktur eingebunden ist, kann überhaupt auf eine andere Haltungsform umstellen, Platzgründe aber auch hohe Investitionen und Risiken spielen hier eine Rolle. Ich bin auf einem landwirtschaftlichen Betrieb - auch mit Tieren - aufgewachsen und kenne viele Herausforderungen. Mir persönlich ist jedes regional erzeugte Lebensmittel lieber als irgendwelche Importe, weil Auflage vielleicht für Landwirte nicht mehr erfüllbar sind oder sich die Bewirtschaftung der eigenen Betriebe nicht mehr rechnet. Nicht jeder kann und will Investitionen in Millionenhöhe tätigen und gerade viele ältere Landwirte möchten ihre Betriebe noch ein paar Jahre weiterlaufen lassen, bevor sie endgültig in Rente gehen. Diese Möglichkeiten muss der Gesetzgeber durch eine länger Übergangsfrist aus meiner Sicht ermöglichen. Letztendlich regelt aber auch der Markt durch Angebot und Nachfrage die Form der Tierhaltung und der Lebensmitteleinzelhandel bestimmt die Vorgaben. 

Die Bundesregierung aus SPD, Grüne und FDP hat 2021 in ihrem Koalitionsvertrag festgehalten, dass aus der Anbindehaltung ausgestiegen werden soll, die parlamentarische Mehrheit liegt in dieser Wahlperiode bei diesen Parteien. Bei weitem nicht alle anbindendhaltenden Betriebe halten ihre Rinder ausschließlich anbindend, das fällt bei vielen unsachlichen Diskussionen sehr oft unter den Tisch. Die Kombihaltung mit Bewegung im Laufhof oder Weidegang ist weit verbreitet. Anders als oft falsch wird, wird in deutschen Ställen mit Anbindehaltung oder teilweiser Anbindehaltung viel Wert auf ein hohes Maß an Tierwohl gelegt. Studien zeigen, dass gerade durch die Kombihaltung mit zeitweiser Bewegung für die Tiere ein sehr hohes Maß an Tierwohl erreicht werden kann. In Bayern haben aktuell noch über die Hälfte der mehr als 30.000 Milchviehbetriebe Anbindehaltung. In Baden-Württemberg sind es rund 35 %. Die Haltungsform Anbindehaltung entspricht dabei grundsätzlich den gesetzlichen Anforderungen.

Ein vollständiger Ausstieg aus der Anbindehaltung, mit dem Ziel noch mehr Tierwohl zu erreichen, kann nur zusammen mit den Bäuerinnen und Bauern gelingen. Sie sind es, die tagtäglich mit der Praxis konfrontiert sind und mit ihrer Arbeit die Nachfrage nach Kuhmilch, Kuhmilchprodukten und Fleisch stillen. Jeder neu gebaute Stall ist ein Laufstall, der neben dem Tierwohl weitere Vorteile z.B. für die Arbeitswirtschaft bietet, und das ist gut so. In meinen Augen muss sichergestellt werden, dass in Deutschland auch weiterhin eine wirtschaftlich rentable Nutztierhaltung, sei es bei der Rinderzucht oder Milchviehhaltung, möglich ist. Durch das bloße Verbot und immer komplizierterer Nutztierhaltung durch immer noch mehr praxisferne Auflagen wird das Konsum- und Ernährungsverhalten der Gesellschaft nicht verändert. Statt Nutztierhaltung in Drittländer mit eindeutig schlechteren gesetzlichen Rahmenbedingungen für Tiere und Umwelt zu verlegen und als Gesellschaft in der Ernährungssouveränität weiter von Importen abhängig zu werden, gehören sich unsere Bäuerinnen und Bauern dabei unterstützt, Nutztierhaltung praxistauglich weiter zu modernisieren, ein gemeinsamer Dialog mit realistischen Umsetzungsvorgaben ähnlich wie bei der Vorgängerregierung durch die Borchardt-Kommission ausgehandelt wäre sicherlich ein gangbarer Weg. 

Mit freundlichen Grüßen

Martina Englhardt-Kopf MdB

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