Frage an Martina Böswald von Max J. bezüglich Familie
Sehr geehrte Frau Böswald,
Mich würde interessieren wie sie zu den Themen Abtreibung, GENDER und Familie stehen.
Als wie wichtig betrachten Sie die klassische Familie mit Mutter Vater und Kindern?
Außerdem würde mich interessieren Wie sie das Thema Religionsfreiheit sehen. Finden sie, dass der christliche Glaube in unserem Land noch Relevanz haben sollte?
Vielen Dank für Ihre Antwort,
Max Jung
Sehr geehrter Herr Jung,
wie Sie wissen, bin ich von Beruf Rechtsanwältin.
Ich bin bekennender Befürworter der geltenden Regelung, die eine Abtreibung in engen Grenzen zulässt. Ich trage das neue Modell der linken Parteien, die eine Abtreibung bis zum Ende der Schwangerschaft befürworten mag, nicht. Ich bin selbst Mutter von drei Kindern und weiß aus eigener Erfahrung, wie sehr eine Schwangerschaft die beruflichen Pläne verändern kann.
Ich bin nach wie vor bekennender Befürworter der seinerzeit vom Bundesverfassungsgericht gewählten Beratungslösung:
28.05.1993: "Danach sind Schwangerschaftsabbrüche weiterhin grundsätzlich verboten. Dennoch wird eine Frau nicht bestraft, wenn sie, nach vorheriger Beratung, innerhalb der ersten 12 Wochen abtreibt. Darüber hinaus muß die Beratung ausdrücklich dem Schutz des ungeborenen Lebens dienen. In der Beratung muß, und das fügten die Karlsruher unter anderem dem Gesetz hinzu, der Frau bewußt gemacht werden, „daß das Ungeborene in jedem Stadium der Schwangerschaft ... ein eigenes Recht auf Leben hat und daß deshalb ein Schwangerschaftsabbruch nur in Ausnahmesituationen in Betracht kommen kann“. Wie schon 1975 schwingt sich die Karlsruher Richterschaft damit zu einer Instanz auf, die nicht nur Gesetze prüft, sondern sie auch – übergangsweise – erläßt.
Vor allem für die Beratungspraxis fordert das Karlsruher Urteil weitgehende Veränderungen. Erst wenn die BeraterInnen eine Konfliktberatung für abgeschlossen halten, soll die erforderliche Bescheinigung für den legalen Abbruch ausgestellt werden. Außerdem müssen BeraterInnen stets an die „Appellfunktion“ ihrer Arbeit denken: Immerhin gilt es, die Frau zum Austragen der Schwangerschaft zu ermutigen. Abtreiben darf nur diejenige, die sich in einer „Ausnahmesituation“ befindet, welche die Fortsetzung der Schwangerschaft „unzumutbar“ macht."
Die damaligen Verfassungsrichter sind allesamt auch Familienväter gewesen - und haben sich die Entscheidung nicht leicht gemacht.
Ich habe mit der Genderei nichts am Hut - weder bei dem sprachlichen Zusatz-Fanatismus, noch sonst wo. Ich rede von Studenten, Mietern, Eigentümern, etc.
Sie können sehr versichert sein, dass ich durchaus selbstbewusst bin und dass das nie etwas mit der Genderei zu tun hatte oder davon abhing. Ich habe in den 90ern die ersten solcher Aktivitäten an der Uni Freiburg am Institut für Arbeitsrecht mitbekommen - wir haben diese Leute damals für verrückt gehalten.
Ich bekenne mich zur klassischen Familie und meine, dass diese unter dem besonderen Schutz des Staates stehen sollte. Wie sich ein Mensch orientiert, ist seine Sache. Dass man mit einer eingetragenen Partnerschaft einer Ehe gleichgestellt ist, finde ich vollkommen richtig; man muss diese Entscheidung in vollem Umfang respektieren. Es ist aber eben keine Ehe - das kann sie von Natur aus nicht sein.
Ich bin der Ansicht, dass die Werte unseres Staates säkularisiertes Christentum sind. Das ist gut so, denn wir haben eine Trennung von Kirche und Staat und nur deshalb ist es in unserer Gesellschaft auch möglich, gegenüber anderen Religionen und ihrer Ausübung tolerant zu sein. Auch das ist richtig und gut so. Wo aber andere Religion an die Werte unserer Gesellschaft infrage stellen, sollten wir das klar benennen und insoweit auch den Religionsausübungsschutz nicht anerkennen, denn ab da befinden wir uns mehr im Bereich gelebter Ideologien und der Prüfung der Staatsverträglichkeit derselben.
Persönlich meine ich, dass wir fest im christlich-abendländischen Glaubensbereich verwurzelt bleiben sollten. Insofern muss die christliche Religion eine Relevanz behalten; sie ist Ausgangspunkt unserer Aufklärungsepoche und seinen Entwicklungen.
Allerdings kritisiere ich die Rolle der Institutionen Kirchen an der Migrations-Industrie und meine, dass dies unserer Gesellschaft massiv schadet.
Ja, ich halte unseren Staat und seine Gesellschaft für etwas Gutes und bin der Ansicht, dass wir ihn in seinen Grundwerte nicht täglich neu ausdiskutieren müssen.
Ich entnehme Ihren Fragen, dass Sie klare Antworten erwarten und hoffe, Ihnen diese in der gewünschten Aussagekraft gegeben zu haben.
Mit herzlichen Grüßen
Martina Böswald