Frage an Martin Rosemann von Sebastian B. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie
Sehr geehrter Herr Rosemann,
wie stehen Sie zu den so genannten Exzellenzinitiativen bzw. Eliteunis?
Der Wissenschaftsrat empfiehlt inzwischen, das Programm auslaufen zu lassen und fordert mehr Förderung der Univeristäten in der Breite. Wie stehen Sie zu diesen Forderungen?
Freundlicher Gruß,
Sebastian B.
Sehr geehrter Herr B.,
Die Exzellenzinitiative hat den deutschen Universitäten mehr internationale Sichtbarkeit verschafft und an einigen Hochschulen auch begrüßenswerte strategische Neuausrichtungen angestoßen. So profitiert beispielsweise in unserem Wahlkreis die Universität Tübingen stark von den entsprechenden Förderungen. Ich sehe aber auch die Probleme, die die Exzellenzinitative mit sich gebracht hat. Die verschärfte Konkurrenz unter den Universitäten sowie die bisweilen einseitige Fokussierung auf Forschung und Naturwissenschaften gingen mit einer Vernachlässigung von Qualitätsanreizen in der Lehre einher und geschah oft zu Lasten der Geistes- und Sozialwissenschaften.
Entsprechend finde ich die Forderung des Wissenschaftsrats richtig, die Exzellenzinitative auslaufen zu lassen. Dabei muss aber darauf geachtet werden, dass die durch die Exzellenzinitiative angestoßenen Entwicklungen und die aufgebauten Cluster und Kollegs nach Auslaufen der Förderdauer nicht ohne finanzielle Unterstützung dastehen.
Die Spitzenforschung in Deutschland braucht auch weiterhin verlässliche Finanzierung, und insbesondere Hochschulen in finanzschwachen Bundesländern sollten bessere finanzielle Unterstützung bekommen können. Entsprechend tritt die SPD ja auch für eine Abschaffung des Kooperationsverbots von Bund und Ländern bei Bildungsfragen ein. So könnte der Bund Universitäten auch längerfristig und jenseits solcher Initiativen fördern.
Wir stehen vor einer Grundsatzentscheidung, wohin sich das deutsche Hochschulsystem entwickeln soll, und da halte ich den Ansatz des Wissenschaftsrats mehr in die Breite zu fördern, ebenfalls für richtig. Alle Hochschulen brauchen eine gesicherte Grundfinanzierung, vor allem wenn es um Verbesserungen der Studienqualität und der Lehre geht. Das Ideal der Humboldtschen Universität ist schließlich die Verbindung von Lehre und Forschung.
Dennoch kommt Deutschland nicht ohne Forschungsstandorte mit besonders guter Ausstattung und internationaler Ausstrahlung aus. Das ist allein schon deswegen unverzichtbar, weil bestimmte naturwissenschaftliche Forschungsbereiche extremen Ressourcenbedarf haben. Hier halte ich verstärkte Kooperationen von außeruniversitären Forschungseinrichtungen wie der Max-Planck-Gesellschaft oder den Helmholtz-Instituten (wie zum Beispiel bereits beim KIT Karlsruhe und der Charite Berlin geschehen) für einen richtigen Weg, um Ressourcen zu bündeln und Forschungsstandorte mit internationaler Bedeutung zu schaffen.
Mit den allerbesten Grüßen,
Martin Rosemann