Frage an Martin Matz von Rainer K. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Herr Matz,
Sie waren zunächst bei den Grünen, dann bei der FDP als Landesvorsitzender und Abgeordneter, und sind dann samt Mandat zur SPD gewechselt.
Frage 1:
Finden Sie dieses Verhalten eigentlich nicht etwas opportunistisch und unmoralisch - Politiker sollten doch eigentlich Vorbilder fürs Volk sein.
Frage 2:
Zu welcher Partei werden Sie wechseln, sollte Ihre Karriere bei der SPD nicht den gewünschten bzw. erhofften Verlauf nehmen?
Guten Tag Herr Kahle,
ich war nie bei den Grünen und mir ging es auch nie um Karriere, denn von 23 Jahren politischem Engagement war ich 18 Jahre rein ehrenamtlich tätig und bin durchaus darauf eingestellt, dass das je nach Wahlergebnis auch künftig wieder so sein kann.
Die FDP, der ich 20 Jahre angehört habe, hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Das Soziale spielt eine immer geringere Rolle, Vernunft und Augenmaß sind durch die lange Oppositionszeit völlig verloren gegangen. Die Politik der FDP wird immer ideologischer und libertärer, geradezu von einer Staatsfeindlichkeit geprägt. Das war nicht mehr meine politische Heimat, auch wenn es mir schwer gefallen und ein schwieriger Prozess für mich ganz persönlich gewesen ist. Aber ich hätte mich opportunistisch verhalten müssen, um mich an die Veränderungen der FDP anzupassen und das wollte ich nicht.
Sie können sicher sein, dass Sie von mir nur weiter als SPD-Politiker hören werden. Die SPD hat sich nach dem Bankenskandal konsequent darauf verlegt, vernünftig mit dem Geld der Steuerzahler umzugehen und dennoch dafür zu sorgen, dass es in Berlin sozial zugeht. Daran wirke ich aus voller Überzeugung mit. Hier wird heute die Politik gemacht, die sozial und liberal ist, wie ich es immer war.
Übrigens: Würden sich mehr Menschen in Parteien engagieren, könnte man Berufspolitiker-Lebensläufe einzelner leichter verhindern. Mir jedenfalls war es wichtig, möglichst lange in "normalen" Berufen zu arbeiten; erst nach dem Bankenskandal 2001 entschloss ich mich zu einer Parlamentskandidatur.
Mit freundlichem Gruß
Martin Matz