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Martin Habersaat
SPD
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Frage von Vilen N. •

Sind ihnen 100% unabhängige Studien über Fracking-Folgen bekannt und wie stehen Sie generell zu dem Thema (zum kleinen Teil!) auch durch Fracking die Energie-Unabhängigkeit Deutschlands zu fördern?

In Deutschland überwiegt (vielleicht etwas übertriebene!) Meinung über Umweltschädlichkeit des Frackings. Wie wir wissen die Meinungen können durch durch diverse Lobbyisten in Auftrag gegebene Studien etwas beeinflusst werden. Die Politiker aus den entwickelten Ländern, die Fracking zur Förderung von Öl und Gas verwenden (USA, Canada, Australien, Neuseeland), haben seit langem schon die Bedenken geäußert dass es merkwürdig zu große gesellschaftliche Ablehnung in Europa herrscht. Es ist ja eigentlich nur ein Land in Europa wem diese etwas übertriebene Haltung in die Karten spiel... Oder?

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Erdgas und Erdöl in nicht-konventionellen Lagerstätten gibt es auch in Deutschland. Um dieses zu gewinnen, wird über Tiefbohrungen das Gestein in der Lagerstätte mit hohem Wasserdruck aufgebrochen. Das als "Fracking" bezeichnete Verfahren ist umstritten – Risiken bestehen vor allem für das Grundwasser. Aus diesem Grund gelten in Deutschland seit 2017 strenge gesetzliche Regelungen. Das konventionelle Fracking bei der Erdgasförderung aus Sandgestein wird in Deutschland schon seit vielen Jahren angewendet. Kommerzielle unkonventionelle Fracking-Vorhaben (in Schiefer-, Ton-, Mergel- und Kohleflözgestein) sind in Deutschland nicht zulässig, auch in Wasserschutzgebieten ist Fracking verboten.

Das Umweltbundesamt befasst sich stetig mit Risiken und Nebenwirkungen und ist bei seinen Stellungnahmen nach meiner Beobachtung nicht durch Falschinformationen aus Russland unterwandert. Unter dem Strich hat Fracking dazu geführt, die Zeit der Energiegewinnung aus Öl und Gas zu verlängern und die Umstellung auf erneuerbare Energien zu verzögern. Hier, bei den erneuerbaren Energien, liegt die langfristige Lösung unserer Probleme. Dass die von Ihnen genannten Staaten in der Abwägung zu weniger strengen Entscheidungen gekommen sind, hängt meiner Meinung nach zu einem Großteil mit der geringeren Bevölkerungsdichte in den betroffenen Regionen zusammen.

Die Frage "Fracking vs. Gasimporte aus Russland" hat mich schon 2014 beschäftigt (https://www.martinhabersaat.de/2014/05/18/kein-fracking-dabei-bleibt-es/). Meine Antwort damals wie heute: Die Lösung liegt in den erneuerbaren Energien. Leider hat 2017 die CDU mit einer Kampagne gegen den Windkraft-Ausbau die Landtagswahl gewonnen und uns wertvolle Zeit gekostet.

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