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Martin Habersaat
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Frage von Klaus-D. S. •

Frage an Martin Habersaat von Klaus-D. S. bezüglich Bildung und Erziehung

Sehr geehrter Herr Habersaat,

in der Gemeinde Wentorf hatte sich ein Bürgerbegehren etabliert, das in kürzester Zeit mehr als das dreifache der geforderten Unterschriften für G9 am GW gesammelt hat. Wie schätzen Sie es politisch ein, wenn sich eine Schulkonferenz; d.h. das Lehrerkollegium, Elternvertreter und Schülervertreter, für G9 ausspricht, dieses Ziel von einem Bürgerbegehren und der Kultusbehörde unterstützt wird und sich der Träger diesem aktiv widersetzt. Wie beurteilen sie vor diesem Hintergrund die bisherige Politik des Kultusministeriums, es den örtlichen Gymnasien "freizustellen", ob sie in 12 (G8) oder 13 Jahren (G9) zum Abitur führen, und wie bewerten Sie die Zukunftsaussichten dieser Regelung. Wo sehen Sie die wesentlichen Unterschiede von G8 und G9. Welche Rolle spielt Ihrer Meinung nach die räumliche Verteilung von G9 und damit die Erreichbarkeit für die Schüler? Wird es nach der Wahl G9 am GW geben?
Wird es nach der Wahl verbesserte Bedingungen für Bürgerentscheide in S-H (weniger Themenausschlüsse, bürgerfreundlichere Durchführungsbestimmungen, höhere Vrbindlichkeit) geben?

Mit freundlichen Grüßen

K. Schwettscher

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Antwort von
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Sehr geehrter Herr Schwettscher,

über das Bürgerbegehren in Wentorf bin ich informiert. Ich habe mich bereits mehrfach mit Vertretern der Initiative und der Schule getroffen. Natürlich bin ich dafür, den Willen der Betroffenen vor Ort ernst zu nehmen. Ich bin aber auch für ein übersichtliches Schulsystem in Schleswig-Holstein und Deutschland, das beispielsweise Umzüge ermöglicht und möglichst ohne Sonderwege auskommt. Und an dieser Stelle beginnt aus meiner Sicht die Verantwortung von Politik. Die überwältigende Mehrheit der Gymnasien in Schleswig-Holstein und in Deutschland bietet das Abitur nach acht Jahren an. Der Landeselternbeirat Gymnasien hat sich für G8 an den Gymnasien im Lande ausgesprochen.

Ich möchte Schularten in Schleswig-Holstein, die flächendeckend angeboten werden können und die somit eine wahre Wahlmöglichkeit bieten. Flächendeckend werden wir keine G8 und G9 - Gymnasien anbieten können. Also bin ich dafür, flächendeckend G8 an Gymnasien und G9 an Gemeinschaftsschulen anzubieten. Speziell für Wentorf würde ich mir eine Weiterentwicklung der Regionalschule zur Gemeinschaftsschule wünschen, die G9 ermöglicht, zum Beispiel in Zusammenarbeit mit einer neuen Oberstufe an der GMS Reinbek. Wenn das Gericht entsprechend entscheidet, kann es passieren, dass es einige G9-Jahrgänge am GW gibt, bevor dann wieder G8 eingeführt wird. Ich würde mir wünschen, diese Energie in ein gutes G8 am GW zu investieren.

Die aktuelle Politik des Bildungsministers hat Unfrieden gestiftet. In Wentorf läuft eine Klage „Pro G9“, auf Föhr wird vor dem Bundesverfassungsgericht auf „Gleichheit der Lebensverhältnisse“ geklagt, weil Eltern sich G8 für ihre Kinder wünschen. Mein dringlichster Wunsch für Wentorf ist, dass Schule und Schulträger wieder zu einer konstruktiven Zusammenarbeit finden.

Was die Bürgerentscheide angeht, bin ich für bürgerfreundlichere Durchführungsbestimmungen. Themenausschlüsse und Verbindlichkeit sind genau abzuwägen, weil unsere Demokratie nun einmal auch repräsentative Elemente beinhaltet. Deutlich: Einem Parlament können aus meiner Sicht nicht alle Themen „abgenommen“ werden und es kann auch nicht „für alle Zeiten“ festgelegt werden- dafür gibt es ja regelmäßig Wahlen.

Viele Grüße,
Martin Habersaat

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