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Martin Gassner-Herz
FDP
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Frage von Chris H. •

Wird sich Ihre Partei dafür einsetzen, dass Militärwerbung bei Minderjährigen gesetzlich verboten wird – wie es auch der UN-Ausschuss für die Rechte des Kindes und die KiKo des Bundestages fordern?

Sehr geehrter Herr Gassner-Herz,

die Bundeswehr wirbt mit teuren Kampagnen in den Sozialen Medien, auf Messen und Veranstaltungen bei Minderjährigen. Soldatinnen und Soldaten (Jugendoffiziere und Karriereberater) erreichen bei Schulbesuchen jedes Jahr mehrere Hunderttausend Schüler, sie betreiben Imagewerbung und halten Vorträge vor Schulklassen. Die Risiken und Schattenseiten des Soldatenberufs werden dabei ganz verschwiegen oder unzureichend thematisiert, gleiches gilt für gedruckte Informations- und Werbematerialien der Bundeswehr. Die Zahl der von der Bundeswehr registrierten strafbaren sexuellen Übergriffe hat sich von 2015 bis 2024 vervierfacht. Allein in den Jahren 2023 und 2024 waren laut Verteidigungsministerium mindestens 14 bzw. 15 Minderjährige betroffen. Alle Informationen dazu finden Sie unter www.unter18nie.de.

Wir freuen uns auf Ihre Antwort!

Mit freundlichen Grüßen

Unter 18 nie!

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Antwort von
FDP

Sehr geehrter Herr H.,

vielen Dank für Ihre Nachricht und Ihr Interesse an diesem wichtigen Thema. Die Frage, ob und in welcher Form die Bundeswehr für ihren Dienst wirbt, insbesondere bei jungen Menschen, ist eine gesellschaftlich relevante Debatte, die auch innerhalb des Bundestages und unserer Fraktion geführt wird.

Für die FDP-Fraktion ist es von zentraler Bedeutung, dass die Bundeswehr als Parlamentsarmee über ausreichend Nachwuchs verfügt, um ihre Aufgaben im Rahmen der Landes- und Bündnisverteidigung zu erfüllen. Eine realistische und transparente Information über den Beruf des Soldaten und der Soldatin ist dafür unerlässlich. Gleichzeitig setzen wir uns dafür ein, dass diese Informationen altersgerecht und sachlich vermittelt werden.

Schulbesuche durch Jugendoffiziere und Karriereberater dienen ausdrücklich nicht der Rekrutierung, sondern der politischen Bildung und Information über sicherheitspolitische Themen. Wichtig ist uns hierbei, dass die Einsätze und Herausforderungen des Soldatenberufs nicht beschönigt werden. Die Bundeswehr muss ein Arbeitgeber sein, der höchste ethische Standards einhält und aktiv gegen Missstände wie sexuelle Übergriffe vorgeht. Die von Ihnen angesprochenen Vorfälle sind inakzeptabel, und es ist entscheidend, dass alle Fälle konsequent aufgeklärt und entsprechende Maßnahmen ergriffen werden.

Ein generelles Werbeverbot für die Bundeswehr bei Minderjährigen lehnt die FDP jedoch ab. Junge Menschen sollten die Möglichkeit haben, sich frühzeitig über berufliche Perspektiven – auch bei der Bundeswehr – zu informieren. Dabei müssen Transparenz, Freiwilligkeit und eine differenzierte Darstellung im Vordergrund stehen und keine aggressiven Werbemaßnahmen, wie Sie sie beschreiben.

Ich danke Ihnen für Ihr Engagement und Ihre kritische Begleitung dieses Themas und stehe für weitere Fragen gern zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen
Martin Gassner-Herz

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