Frage an Martin Dörmann von Guido F. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrter Herr Dörmann,
ich danke Ihnen für die Reaktion auf meine Anfrage vom 28.05.13.
Bezüglich Ihrer Ausführungen zur vermeintlich kulturellen Verankerung des Alkoholkonsums bitte ich Sie jedoch, dies etwas genauer zu erklären. Mir ist nämlich nicht klar, warum gerade die bedenkliche Verbreitung der tödlichen Droge Alkohol ein Grund dafür sein soll, dass diese nicht verboten werden kann. Wird eine Droge durch eine hohe Konsumverbreitung ungefährlich? Wie weit muss der Konsum einer Droge verbreitet sein, damit man von einer kulturellen Verankerung ausgehen kann?
Hanf wurde auf deutschem Boden schon vor mehr als 5000 Jahren zu kulturellen Zwecken eingesetzt, und Hanfgenuss wurde mit Aufnahme in das Opiumgesetz im Jahr 1929 lediglich aus der Öffentlichkeit verdrängt ( http://tinyurl.com/mqpqlzm , http://tinyurl.com/ykbdw9b , http://tinyurl.com/GermHanf ). Warum sehen Sie den Gebrauch von Hanf also nicht auch als kulturell verankert an?
Zu Lasten des Hanfs führen Sie an, dieser diene vorwiegend der gezielten Erreichung eines Rauschzustandes. Prof. Dr. Berghaus erklärte in einem Gutachten für das Bundesverfassungsgericht jedoch bereits im Jahr 2002, dass bei Cannabiskonsumenten die Gründe für den Konsum sehr ähnlich denen des Alkohols seien ( http://tinyurl.com/62aoyoe ). Wie bewerten Sie Ihre eigene Aussage vor diesem Hintergrund?
Trotz des Verbots hat sich Hanfgenuss stetig weiter verbreitet. Mittlerweile kamen auch mehrere Studien zu dem Ergebnis, dass strafbewehrte Drogenpolitik keinen signifikanten Einfluss auf die Konsumverbreitung ausübt ( http://tinyurl.com/3pwvqck , http://tinyurl.com/4xraorp , http://tinyurl.com/WHO-WMHS , http://tinyurl.com/cwtpbcm ), und das BKA gestand schon 2004 ein, dass polizeiliche Maßnahmen keine nennenswerten Auswirkungen auf die Verfügbarkeit zeigen ( http://tinyurl.com/7yww9pw ).
Gerät Hanf so nicht in eine Grauzone heimlichen Genusses, was einem Missbrauch umso mehr Vorschub leistet?
Freundliche Grüße
Guido Friedewald
Sehr geehrter Herr Friedewald,
vielen Dank für Ihre ergänzenden Fragen zu meiner Antwort auf Ihre erste Anfrage zum Thema Alkoholkonsum.
Ich respektiere, dass Sie offenbar ein engagierter Verfechter der Gleichbehandlung von Alkohol und Cannabis sind, wie sich auch aus Ihrem diesbezüglichen Petitionsverfahren aus dem Jahre 2008 ergibt.
Umgekehrt bitte ich Sie darum, Verständnis dafür zu haben, dass ich eine andere Position vertrete. Die Gründe hierfür hatte ich Ihnen ja bereits erläutert.
Mit freundlichen Grüßen
Martin Dörmann, MdB