Frage an Marlene Mortler von Ingeborg D. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrte Frau Mortler,
Sie sind unsere gewählte Vertreterin, und in dieser Funktion habe ich eine Bitte an Sie. Was sagen Sie dazu, daß unsere Hausarztpraxen durch Call-Center, Case-Manager und med. Versorgungszentren ersetzt werden? Dann fliesen unsere Beiträge in deren Taschen. Wir sind an solchen Umbauten nicht interessiert. Bisher funktioniert unser Gesundheitssystem noch einigermaßen. Aber was dann kommt ist nicht auszudenken. Bitte nehmen Sie dazu Stellung, denn die nächste Wahl kommt bestimmt. Wie man da noch ruhig schlafen kann.
Grüsse sende ich Ihnen
I. Dirscherl
Sehr geehrte Frau Dirscherl,
haben sie herzlichen Dank für Ihre Frage, in der Sie die medizinische Versorgung in Bayern ansprechen. Es stehen in diesem Kontext derzeit keine politischen Entscheidungen auf Ebene des Deutschen Budnestages an. Die Einführung von Mehrversorgungszentren (MVZ) wurde in der Gesundheitsreform 2004 geregelt.
Derzeit existieren in Bayern 190 MVZ mit ca. 800 Ärzten (vorwiegend Fachärzte). Die hausärztliche und fachärztliche Regelversorgung wird in Bayern nach wie vor durch 9.000 niedergelassene, freiberuflich tätige Hausärzte gesichert. Ihre Sorge, dass das System der Versorgung mit Hausärzten umgewandelt werden soll ist unbegründet.
Im Gegenteil kann festgestellt werden, dass die Versorgungssituation im hausärztlichen Bereich in Bayern im Vergleich zum Bundesdurchschnitt (Datenjahr 2007) gut da steht. Für Bayern kann sogar der bundesweit höchste positive Saldo (+115 Prozent) an Zugängen festgestellt werden. Bayern ist also offenbar ein KV Bereich, der für die hausärztliche Niederlassung besonders attraktiv ist.
Grund hierfür ist wohl neben der Lebensqualität in unserer Heimat, dass Hausärzte in Bayern im Bundesvergleich überdurchschnittliche Vergütungen erzielen bei gleichzeitig leicht unterdurchschnittlicher Arbeitsbelastung. Die Ärzte in Bayern verdienten über 10 Prozent mehr als die Hausärzte im Schnitt der alten Länder.
Festhalten möchte ich ebenfalls, dass die freie Arztwahl für die Versicherten unangetastet bleibt. Die seit 2004 zugelassenen Medizinischen Versorgungszentren (MVZ), in denen niedergelassene wie angestellte Ärzte verschiedener Fachrichtungen zusammenarbeiten, können nur von gesetzlich zugelassenen Leistungserbringern, also z.B. Ärzten, Krankenhäusern, Apothekern etc. gegründet werden. Ausschließlich Leistungserbringer können auch nur Gesellschafter sein.
Eine ambulante Versorgung unter einem Dach im MVZ wird nicht zuletzt von vielen Versicherten als Vorzug gewertet. Im MVZ erhalten sie eine unter den beteiligten Fachärzten abgestimmte Behandlung und ersparen sich lange Anfahrtswege zu den einzelnen Praxen. Auch die für die Patienten lästigen Wartezeiten können durch die unmittelbare Absprache der im MVZ tätigen Ärzte vermindert werden.
Auch Ärzte sehen Vorteile. Zunehmend viele, vor allem junge Ärzte verbinden Vorteile mit ihrem Engagement in einem MVZ - ob als "Freiberufler" oder angestellter Vertragsarzt: Geringere ökonomische Risiken, interdisziplinäres Wirken, flexiblere Arbeitszeiten.
Um die freiberufliche Tätigkeit als niedergelassener Arzt weiter zu erhöhen, hat Bayern deshalb gerade erst eine Informationsoffensive zu seinen zinsverbilligten Start- oder Investivkrediten (LfA Förderbank Bayern) im Rahmen des Bayerischen Mittelstandskreditprogramms als Hilfen für junge Ärzte gestartet.
Entscheidend wird eine angemessene Honorarreform sein. Die Einflussmöglichkeiten Bayerns und der CSU auf das künftige Honorargeschehen bleiben bei allem Einsatz für eine leistungsgerechte ärztliche Vergütung naturgemäß begrenzt. Die politischen Weichen für höhere Honorare ab nächstem Jahr sind gestellt. Es ist nunmehr Aufgabe der Selbstverwaltung unseres Gesundheitswesens, bis zum Ende des Jahres mit den Krankenkassen eine gerechte Honorarordnung zu vereinbaren. Nach meinem Kenntnisstand waren die Hausärzte bis 2004 im Vorstand der Selbstverwaltung vertreten. Bei den letzten Wahlen hatte sie ergebnislos kandidiert. Ob dies mit der Absicht zusammenhängt, eine eigene Selbstverwaltung zu Gründen, kann ich nicht beurteilen. Für die Hausärzte ist es jedenfalls nicht leichter geworden ihre Anliegen vorzubringen. Das ist jetzt die Hausaufgaben der beteiligten Ärzte und nicht der Politik.
Mit freundlichen Grüßen
Marlene Mortler, MdB