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Marlene Mortler
CSU
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Frage von Jonathan G. •

Frage an Marlene Mortler von Jonathan G. bezüglich Gesundheit

Sehr geehrte Frau Mortler,

Wie ich bereits aus anderen Fragen entnehmen konnte, sind Sie strikt für eine Erhaltung des Verbotes von psycholytischen Psychotherapien durch psychoaktive Substanzen.

Deswegen meine Frage: Wie stehen Sie zur Legaliesierung von psychoaktiven Substanzen (LSD,Psilocybin) zur Behandlung von Migräne und Cluster-Kopfschmerzen, wenn andere Medikamente wie Triptane nicht helfen, oder aufgrund von anderen Erkrankungen (zb. Herzinsuffizienz) nicht gegeben werden können?
Viele (auch ältere) Studien zeigen, dass diese Substanzen vielen Patienten helfen können, bei Vergleichsweise geringen/ausbleibenden Nebenwirkungen.

Aufgrund eines Neurologen im Familienkreis habe ich erfahren, dass immer mehr Ärtze sich dafür einsetzen, auch diese Substanzen (hauptsächlich zu Bekämpfung von Cluster-Kopfschmerzen) verschreiben zu dürfen. Deswegen interessiere ich mich sehr, wie Sie zu diesem Thema stehen.

Vielen Dank für Ihre Antwort im Vorraus
beste Grüße

Portrait von Marlene Mortler
Antwort von
CSU

Sehr geehrter Herr Graf,

vielen Dank für Ihre Anfrage vom 4.1.2017.
Nach Rücksprache mit der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft e. V. und der Deutschen Schmerzgesellschaft wurde mir von letzterer folgende Einschätzung mitgeteilt:

"Auch wenn es Einzelfallberichte einer positiven Wirkung von LSD und Psilocybin beim therapierefraktären Clusterkopfschmerz gibt und die chemische Grundstruktur verwandt mit den bei Clusterkopfschmerz gut wirksamen Ergotaminen ist, so sehen wir derzeit aufgrund der psychotropen Wirkung und der damit verbundenen Probleme einschließlich einer möglichen Abhängigkeitsproblematik keinen Handlungsbedarf für die Substanzen LSD und Psilocybin. Dies ist auch vor dem Hintergrund zu sehen, dass in mehreren Studien ein erhöhtes a.e. organisch bedingtes Abhängigkeitsrisiko bei Patienten mit Clusterkopfschmerz gefunden wurde.
Um die Wirksamkeit von nicht oder kaum psychotropen LSD-Derivaten wie 2-Bromo-Lysergsäurediethylamid (BOL-148) einschätzen zu können, fehlen aktuell die Ergebnisse kontrollierter Studien, insofern besteht hier ein Forschungsbedarf.
Bei fehlendem Ansprechen auf eine Standardtherapie stehen heute alternative Therapieoptionen zur Verfügung. Neben invasiven und nichtinvasiven neuromodulierenden Verfahren (wie der Sphenopalatinumstimulation, der okzipitalen Nervenstimulation sowie der transkutanen Vagusnervstimulation) stellen vor allem die CGRP- bzw. CGRP-Rezeptor-Antikörper eine vielversprechende Substanzgruppe dar, die derzeit in klinischen Studien bei Patienten mit episodischen und chronischem Clusterkopfschmerz geprüft werden."

Ich möchte ergänzen, dass es Ärzten, Wissenschaftlern und Pharmafirmen jederzeit möglich ist, mit dem Ziel der Verbesserung der medizinischen Versorgung Anträge auf Studien zu stellen, die der Erforschung der Wirkung von Substanzen dienen, die dem Betäubungsmittelgesetz (BtMG) unterliegen. Wenn die Studien belegen, dass bestimmte Substanzen eine Therapieoption für schwerkranke Patienten darstellen, werde ich mich - wie bei Medizinalhanf - dafür einsetzen, dass Patienten diese Behandlung auch erhalten können.

Mit freundlichen Grüßen

Marlene Mortler