Frage an Marlene Mortler von Theo S. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrte Frau Mortler!
Ihre Haltung zu angeblich "medizinischem Cannabis" (chemisch die selbe Droge wie das Rauschgift) und die Initiative dieses Suchtmittel auch noch von den Kassen (also der Solidargemeinschaft) zahlen zu lassen finde ich etwas fragwürdig.
Sie, darin unterstützt von Fachleuten, weisen immer wieder hin auf:
- Beförderung von Psychosen
- Abhängigkeitspotential (Steigerungen der "notwendigen" Dosis)
- Cannabis als Einstiegsdroge
- Hirnschädigung
Solche "Nebenwirkungen" nimmt man in Kauf um zB. den Appetit zu steigern?!
Davon abgesehen, dass die Patienten bei dem Konsum von teils mehreren Gramm am Tag (!) quasi im Dauerrausch leben.
Ob das ein menschenwürdiger Umgang mit Schwerkranken ist?
Die psych. Belastung gerade solcher Menschen dürfte sowieso sehr gross sein.
Selbst wenn sich in der sog "Behandlung" glücklicherweise und entgegen der Erwartung keine solche Symptome entwickeln, kommt das Problem des Entzugs.
Wieso will man den Patienten solche Risiken zumuten?
Mir leuchtet nicht ein, wie das Gefährdungsszenario, dass Sie (gegen den Zeitgeist, gegen gewisse Lobby-Arbeit oder auch durch persönliche Betroffenheit der ein oder anderen Art motivierten Propagandisten...) gerechterweise aufzeigen mit dieser Wende in der Gesundheitspolitik vereinbar ist.
Entweder gibt es hier Widersprüche in der Studienlage zB. bzgl. des Risikos der Entwicklung psych. Auffälligkeiten bis hin zu Psychosen?
Dann aber kann es nicht ethisch vertretbar sein, diese Mittel auf Kosten der Allgemeinheit an Schwerkranke abzugeben. Die Toleranz, die Dauerkonsumenten entwickeln, wird natürlich auch zu notwendigen Dosissteigerungen führen - absehbare Mehrkosten, zu Lasten der Allgemeinheit! Von der Gefahr beim Patienten das Verlangen nach sog. "harten" Drogen zu wecken oder einer versehentlichen Überdosiserung ganz abgesehen.
Wie bringen Sie die zu erwartenden negativen Folgen mit dem doch relativ geringen therapeuthischen Nutzen von Cannabis in Verhältnismässigkeit?
Sehr geehrter Herr Santer,
vielen Dank für Ihre ausführliche Mail.
Als Drogenbeauftragte der Bundesregierung gehört es zu meinen Aufgaben auf die Gefahren legaler und illegaler Drogen hinzuweisen. Das betrifft auch den Konsum der illegalen Droge Cannabis.
Andererseits kann Cannabis durchaus einen positiven Nutzen in der medizinischen Anwendung haben. Seit 2011 ist deshalb beispielsweise die Versorgung schwerkranker Patienten mit cannabishaltigen Fertigarzneimitteln möglich. Patienten haben seither die Möglichkeit, einen Antrag auf Erteilung einer Ausnahmeerlaubnis zum Erwerb von sogenanntem Medizinalhanf und zur Anwendung im Rahmen einer ärztlich begleiteten Selbsttherapie zu stellen. Hierbei muss der Arzt die Notwendigkeit einer Behandlung mit Cannabis-Medikamenten ausdrücklich bestätigen.
In diesem Sinne wird die Bundesregierung mit Blick auf schwerstkranke Patienten den gesetzlichen Rahmen anpassen bzw. erweitern.
Mit freundlichen Grüßen
Marlene Mortler