Frage an Marlene Mortler von Martin S. bezüglich Jugend
Werte Frau Mortler,
sie schreiben in Ihrem Newsletter vom 30.4. zur aktuellen Pressemitteilung zur Rauschgiftlage, dass die Prävention nicht nachlassen dürfte.
Ebenso betonen Sie immer wieder, wie wichtig Prävention auch in Sachen Cannabis sei.
Dem kann ich nur zustimmen.
Allerdings kann ich keinerlei Präventionsprojekte auf ihrer Webseite, unter Cannabis http://goo.gl/qLdPCi oder der Bzga/drugcom finden.
Die auf ihrer Webseite gelisteten Projekte (wie folgt) sind alle Interventionsprojekte aber keine Präventionsprojekte - wie kommt das?
"AVerCa - Aufbau einer effektiven Versorgungsstruktur zur Früherkennung und Frühintervention jugendlichen Cannabismissbrauchs; FreD goes net - Frühintervention bei erstauffälligen Drogenkonsumenten in Europa; Fünf-Länder-Projekt INCANT; Bundesweit: Cannabisausstiegsprogramm „quit the shit“; Realize it!; CANDIS; CAN Stop"
mit freundlichen Grüßen
Sehr geehrter Herr Steldinger,
vielen Dank für Ihr Interesse an der Sucht- und Drogenpolitik der Bundesregierung.
Im Unterschied zu den von Ihnen genannten Projekten zur Frühintervention für Cannabiskonsumierende sind Projekte zur universellen Suchtprävention und Gesundheitsförderung suchtstoff- bzw. suchtverhaltensübergreifend angelegt. Um möglichst wirksam zu sein, erfolgen Präventions-Maßnahmen nicht defizitorientiert, sondern versuchen die vorhandenen Potentiale zu stärken. Der nicht nur in Deutschland favorisierte Ansatz richtet sich deshalb auf die Förderung von Lebenskompetenzen. Wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge gelten Lebenskompetenzen als wichtige Ressourcen, um Alltagsbelastungen und entwicklungstypische Anforderungen angemessen bewältigen zu können, ohne auf eventuell riskantes Verhalten zurückgreifen zu müssen. In Deutschland gibt es schon seit geraumer Zeit eine ganze Reihe von Programmen und Kursen zur Lebenskompetenzförderung. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) hat die wichtigsten Ansätze und Programme bereits 2005 im Band 6 der Reihe Gesundheitsförderung konkret in einer Übersicht zusammengetragen ("Gesundheitsförderung durch Lebenskompetenzprogramme in Deutschland. Grundlage und kommentierte Übersicht").
Aus diesen Gründen werden Sie eine spezifische "Cannabisprävention" nur in Form vereinzelter Projekte finden. Sofern Sie die Vermittlung von Wissen zu Cannabis (und anderen einzelnen Sucht-stoffen oder Suchtverhalten) als Bestandteil von Prävention sehen: Die BZgA informiert auf www.drugcom.de regelmäßig auch zu aktuellen Forschungsergebnissen im Bereich Cannabis und stellt mit dem Drogenlexikon auf dieser Plattform ständig aktualisierte Informationen zur Verfügung.
Ich hoffe, dass ich Ihnen Ihre Frage "Wie kommt das?" mit diesen Informationen ausreichend beantworten konnte.
Mit freundlichen Grüßen
Marlene Mortler
Drogenbeauftragte der Bundesregierung