Frage an Marlene Mortler von Oliver B. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Liebe Frau Mortler,
zunächst möchte ich Ihnen meinen Glückwunsch für Ihr neues Amt zur Bundesdrogenbeauftragten aussprechen. In diesem Zusammenhang hätte ich ein paar Fragen an Sie:
Was qualifiziert Sie für dieses Amt?
Welche Erfahrungen haben Sie in der Drogenpolitik?
Wie stehen Sie als Bäuerin dazu eine von Gott geschaffene Pflanze, die Hanfpflanze, zu verbieten?
Welche Meinung haben Sie zu der inzwischen von 120 Strafrechtsprofessoren unterzeichneten Resolution an den Deutschen Bundestag zur Notwendigkeit der Überprüfung der Wirksamkeit des Betäubungsmittelgesetzes?
Wie ist Ihre Meinung zu dem von den Grünen in Berlin-Friedrichshain-Kreuzberg angedachten Coffeeshop-Modelversuch?
Vielen Dank im Voraus für Ihre Antworten
Liebe Grüße
Oliver Becker
Sehr geehrter Herr Becker,
die Bekämpfung von Drogen und die Suchtproblematik insgesamt erfordern eine ressortübergreifende Zusammenarbeit, auch zwischen unterschiedlichen Ebenen wie Bund, Ländern, Gemeinden und EU. Diese Art der Koordinierung ist mir bestens vertraut - sei es aus dem Bereich Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz oder dem Themengebiet Tourismus. Beides waren und sind politische Felder, bei denen der Erfolg abhängig ist vom guten Zusammenspiel aller Beteiligten auf allen Ebenen. Ich bin sicher, dass ich hier meine bundespolitische Erfahrung aus drei Legislaturperioden gewinnbringend einbringen kann. Auch inhaltlich ist das Thema für mich nicht neu: Einige Aufgaben der Drogenbeauftragten überschneiden und ergänzen sich mit meinem bisherigen Fachgebiet.
Mein neues Tätigkeitsfeld als Drogenbeauftragte umfasst breite Querschnittsaufgaben, die sich durch viele Bereiche des Lebens ziehen: Von der Geburt bis ins hohe Alter und das quer durch die Republik - auch in meiner mittelfränkischen Heimat. Als dreifache Mutter und inzwischen mehrfache Großmutter weiß ich insbesondere um Ängste von Eltern mit Blick auf Suchtgefahren für ihre Kinder. Frühzeitige Informationen und vor allem zielgerichtete Präventionsmaßnahmen sind entscheidend. Dafür ist es gut, wenn man wie ich bodenständig verwurzelt ist und ein großes familiäres Umfeld hinter sich weiß.
Illegale Drogen waren für mich stets tabu. Aber ich gestehe, dass ich in der Vergangenheit immer wieder geraucht habe. Zwar nur wenige Zigaretten am Tag, aber selbst das war zu viel, wie ich heute weiß. Während meiner Schwangerschaften habe ich nie zum Tabak gegriffen und seit 2006 rauche ich konsequent gar nicht mehr. Seitdem geht es mir besser. Ich habe gemerkt, wie schnell Tabakkonsum abhängig machen kann.
Was Ihre Fragen in Bezug zu Cannabis angeht, so ist meine Haltung klar: Für mich steht die Gesundheit der Menschen im Vordergrund. Daher von mir ein Nein zur Legalisierung von Cannabis. Die Freigabe wäre ein falsches Signal, denn vor allem für junge Menschen bestehen erhebliche Gesundheitsrisiken durch Cannabiskonsum. Die Bundesregierung hält diese für zu groß, als dass eine Legalisierung zu verantworten wäre. Ein regelmäßiger Konsum von Cannabis führt teilweise zu erheblichen gesundheitlichen Beeinträchtigungen, bis hin zu Psychosen und einer Abhängigkeit. Daher ist nicht die Legalisierung der richtige Weg, sondern gute Aufklärungsarbeit, wie sie etwa die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) in Köln betreibt. Mit dem Programm "Quit the shit" oder auch auf der Internetseite http://www.drugcom.de ist die BZgA sehr erfolgreich und informiert und berät über die Gefahren und Risiken des Cannabiskonsums. Diese präventiven Ansätze stehen für mich im Vordergrund.
Mit freundlichen Grüßen
Marlene Mortler