Frage an Markus Löning von Götz V. bezüglich Finanzen
Sehr geehrter Herr Löning,
der unserem Wirtschaftssystem zugrunde liegende Mechanismus der Geldschöpfung bildet die Grundlage meiner Frage:
Geld wird in unserer Gesellschaft fast ausschließlich erschaffen, indem Schulden aufgenommen werden: Jedes Mal, wenn jemand bei einer Geschäftsbank einen Schuldschein unterschreibt (ein einzelner Mensch oder aber auch der Staat), wird Geld der gleichen Menge praktisch aus dem Nichts als Buchgeld neu geschaffen und in Umlauf gebracht.
Da die Schuldner aber sowohl diese Summe als auch die anfallenden Zinsen und Zinseszinsen zurückzahlen müssen, ist stets weniger Geld in Umlauf, als zurückgezahlt werden soll. Die Folge dieser Diskrepanz ist die Notwendigkeit, immer neue Schulden aufzunehmen, um die alten zu finanzieren.
Aus diesem Zusammenhang folgt sowohl der Wachstumszwang unseres Wirtschaftssystems, als auch die Zwangsläufigkeit von periodisch auftretenden Krisen wie der derzeitigen, weil diese ständig wachsenden Schuldenblasen irgendwann absurd groß werden und platzen müssen.
Die Frage an Sie:
Ist die hier geschilderte Praxis der Geldschöpfung durch Schuldenaufnahme im Zusammenhang mit der aktuellen Krise ein Thema für Sie persönlich oder in Ihrer Partei allgemein? Gibt es Stellungnahmen dazu?
Danke für Ihre Bemühungen und mit freundlichen Grüßen,
Dr. G. Vollweiler
Sehr geehrter Herr Dr. Vollweiler,
vielen Dank für Ihren Eintrag. Als europapolitischer Sprecher meiner Fraktion habe ich mich selbstverständlich mit den Ursachen der Finanzkrise beschäftigt.
Nicht das Versagen des Marktes - zu dem Geld als integraler Bestandteil gehört - hat aus meiner Sicht zur Krise geführt, sondern staatliches Versagen. Die US-Notenbank hat ihren Anteil daran, indem sie immer mehr billiges Geld in den Markt pumpte. Kreditrisiken wurden von halbstaatlichen Finanzierern wie Freddy Mac und Fannie Mae aufgekauft. Es entstand eine riesige Blase, die durch schlechte und intransparente Regeln weiter aufgebläht wurde, bis sie schließlich platzte. Und die staatlichen Finanzaufsichten merkten nicht, welche Krise sich vor ihren Augen zusammenbraute. Wir haben es also mit einer staatsgemachten Krise zu tun, die nach meiner Überzeugung nicht durch das (Geld)System bedingt ist.
Für weitere Informationen möchte ich Sie bitten, den finanzpolitischen Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Dr. Hermann Otto Solms, zu kontaktieren. Sie erreichen ihn unter der Telefonnummer 030 - 227 77456 oder per Email unter der Adresse hermann.solms@bundestag.de.
Mit freundlichem Gruß
Markus Löning MdB