Frage an Markus Löning von Frank M. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie
Hallo Hr. Löning,
Sie haben bereits auf Frau Häslers Frage ihre Meinung zur Rolle der Medien für die Politik geäußert. Diskussionen zur Medienqualität sind seit den 80ern ja allgegenwärtig (allein die ständigen Programmdiskussion der Privaten...). Es ist aber schade, dass kaum ein Mensch tatsächlich in der Lage ist, Medien zu beurteilen - geschweige denn, seinen Medienkonsum bewusst zu steuern. Die Frage lautet also: Ist in den kommenden Jahren auf modernere Lehrpläne an den Schulen oder eventuell Aufklärungskampagnen zu hoffen, in denen vielleicht auch Medienethik und Medienkompetenz im Zentrum des Interesses stehen? Abgesehen davon, dass niemals irgendjemand mit den Lehrplänen einverstanden sein wird, für wie hoch stehen die Chancen, dass dieses Thema einmal Erwähnung finden wird, im Wahlkampf? Oder sollte diese Frage nicht vielleicht Teil eines parteienübergreifenden Konsenses sein? Alle Parteien sollten an einer konstruktiven Berücksichtigung in der Öffentlichen Meinung interessiert sein. Ein Grund für Politikverdruss liegt mit Sicherheit in unserer "überkommunizierten" Gesellschaft, in der wichtige Inhalte kaum angemessen wahrgenommen werden können. Die alltägliche Medienflut gehorcht nur den Gesetzen des Marktes, nicht den Inhalten. Das sich hier ausgerechnet ein Bild-Redakteur (Nikolaus Blome) in der kritischen Bearbeitung solcher Fragen hervortut, sollte zu denken geben. Dass künftige Generationen noch dringlicher auf eine entsprechende Medienkompetenz angewiesen sein werden, steht hoffentlich außer Frage.
Mit besten Grüßen von der Kieler Woche,
Frank Martischewski
Sehr geehrter Herr Martischewski,
vielen Dank für Ihren Eintrag bei Abgeordnetenwatch. In den letzten zwei Jahrzehnten hat sich ein bedeutender Kommunikationswandel vollzogen. Das Medienangebot hat sich erweitert und internationalisiert. Durch den technischen Wandel und das Aufkommen neuer Medientypen wie dem Internet hat sich Kommunikation beschleunigt und verändert. Medienkommunikation ist inzwischen ein gesellschaftliches Totalphänomen.
Medienkompetenz ist in unserer heutigen Mediengesellschaft daher von zentraler Bedeutung. Unsere Kinder müssen die Nutzung der verschiedenen Kommunikationsformen frühzeitig erlernen, um später eigenverantwortlich und informiert mit den Medienformen und -inhalten umgehen zu können. Bereits in der frühkindlichen Bildung, d.h. in Kitas und Kindergärten sowie in den Familien selbst, muss das Fundament gelegt und in den Schulen ausgebaut und vertieft werden. "Medienkunde" sollte aus meiner Sicht in den Lehrplänen eine wichtige Rolle spielen.
Darüber hinaus müssen Kinder und Jugendliche vor denjenigen Medieninhalten und -angeboten, die sie in ihrer Persönlichkeitsentwicklung beeinträchtigen können, geschützt werden. Dies liegt zuvorderst in der Verantwortung und auch im Interesse der Eltern bzw. Erziehungsberechtigten. Aber auch der Staat ist in der Pflicht, verlässliche Rahmenbedingungen bereitzustellen.
Lassen Sie mich abschließend noch erwähnen, dass ich die These vom Politikverdruss nicht teile. Das politische Interesse der Bürgerinnen und Bürger hat sich in den letzten Jahrzehnten nur geringfügig verändert. Von einem zunehmenden Politikverdruss zu sprechen, wird der Realität nicht gerecht. Sie haben zwar Recht, dass die Expansion des Medienangebots auch eine Reihe von Formaten zu Tage gefördert hat, die nicht wirklich an sachlicher (politischer) Information interessiert sind. Dies sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es auch viele Formate gibt, die dem Bürger ein äußerst informatives Bild über Politik vermitteln. Daher kann ich einen Zusammenhang zwischen Medienexpansion und Politikverdruss nicht erkennen.
Mit freundlichem Gruß
Markus Löning MdB