In Kerpen soll der weltgrößte HOLZTURM gebaut werden – 170 m hoch, aus Stahl und Beton, mit Restaurants, Sky-Walk und Riesen-Rutschbahn. Ist das angesichts der Klimakrise ok oder nicht-ok?
Sehr geehrter Herr S.,
vielen Dank für Ihre E-Mail vom 10. September und die Nachfrage zum in Kerpen geplanten Holzturm. Gerne teile ich Ihnen grundsätzlich mit, dass nach meinem Dafürhalten die Einhaltung des Pariser Klimaschutzabkommens keinen Stopp von Bautätigkeiten in unserem Kommunen erforderlich macht. Insofern ist der von Ihnen suggerierte Sachzusammenhang zwischen neu zu errichtendem Holzturm und Klimakrise für mich nur sehr eingeschränkt nachvollziehbar. Auch wenn die angestrebte CO²-Neutralität bzw. das Einhalten des 1,5° Grad-Ziels aus Sicht von uns Freien Demokraten unabdingbar für die Erhaltung unserer Erde sind, sind wir weit davon entfernt einzelne Bauprojekte zum Gradmesser einer erfolgreichen Energiewende oder den Kampf gegen den Klimawandel zu machen. Ebenso wenig stellt die Verwendung von Stahl und Beton zur baulichen Fertigstellung des Turms für mich ein K.O.-Kriterium für den geplanten Bau dar. Da ich zudem weder in die Bauplanungen noch in die Materialienwahl involviert war und diesbezüglich auch über keine besondere Expertise verfüge, kann ich mich plakativen Beschwerden über die verwendeten Materialien ohne jedwede Kenntnis der CO²-Gesamtbilanz des Projektes nicht anschließen. Auf Grundlage derart pauschaler Kritikpunkte sind nach meiner Überzeugung auch weder erfolgreiche Politikgestaltung noch fortschrittliche Bautätigkeiten möglich. Denn auch wenn ich grundsätzlich die stärkere Nutzung nachwachsender (Bau)Rohstoffe befürworte und die energieintensive Herstellung von Zement und Stahl mittel- und langfristig entweder insgesamt verringert werden oder klimafreundlicher vonstattengehen sollte, ist dieser Gedanke allein für mich nicht ausschlaggebend bei der Bewertung von Bauprojekten.
Als viel wichtiger erachte ich die folgenden Aspekte: 1. Gewährleistung der unternehmerischen und wirtschaftlichen Freiheit bei der Ansiedlungs- und Mieterpolitik des Holzturms ohne politische Prestigeobjekte, die sich nicht rechnen. 2. Sicherstellung der Wirtschaftlichkeit des Projektes und Verhinderung einer Dauer-Alimentation durch öffentliche Kassen (ggf. verbunden mit einer Rückbaugarantie, durch die verantwortlichen Bauträger, falls sich das Projekt nicht rechnet). Beide Punkte sind nach meinem Kenntnisstand bei dem von Ihnen angesprochenen Bauprojekt erfüllt. In diesem Sinne stehe ich der geplanten Bebauung grundsätzlich positiv gegenüber und hoffe, Ihnen mit meinen Angaben gedient zu haben.
Mit freundlichen Grüßen
Markus Herbrand