Frage an Mark Roach von Gudrun B. bezüglich Finanzen
Guten Tag,
ich bin nach langjähriger Zugehörigkeit zur Partei der Nichtwähler Linkswählerin geworden und ziehe nun meine Entscheidung in Zweifel.
Systemrelevante Banken?, welch horrender Unsinn. In US-Amerika ist nicht nur eine Bank pleitegegangen, na und?
Sollen alle Fehlspekulationen der Großen gepampert werden, die der Kleinen, Volksaktie Telekom, danke Herr Krug, über den Deister geschickt werden?
Bitte nicht wiederkäuen, was Neoliberale vorbeten.
Ich bin diese Politik satt, die das Großkapital hofiert und die arbeitenden Menschen dafür zur Kasse bittet, Stichwort Pharma-Industrie, Stichwort Energie-Versorger, Stichwort Rechts- und Behördendiktatur.
Eigentlich kann der kleine Mann sich nur die Kugel geben, aber das darf er nicht, weil es dagegen eine Psychiatrie-Mafia gibt.
Der brave Untertan?, nein danke.
Mit Gruß
Gudrun Baltrusch
Hallo Frau Baltrusch
Leider ist ihre Anmerkung von Abgeordnetenwatch langen nicht frei gegeben worden, weil man darin keine Frage sah. Ich finde Ihre Anmerkung aber wichtig. Sie drückt die Wut der Menschen über Dinge aus, wie sie in unserem Staat verkehrt laufen. Auch ich vermisse, dass die Beteiligten an der Krise zur Rechenschaft gezogen werden. Die Bankvorstände, die uns vor der Krise die Welt erklärt haben, versuchen es jetzt schon wieder. Sie tun schon wieder so, als wüssten sie alles! Ich war selbst dabei, als der Vorstand einer großen Bank kurz nach dem Beginn der Krise, als die üblichen Banker zu Frau Merkel gebeten wurden, um sie zu beraten, sagte: „Es wird ja auch Zeit, dass diejenigen, die den Karren aus dem Dreck ziehen sollen, auch mal gehört werden!“ Kein Wort davon, dass die Banker diesen Karren erst in den Dreck gefahren hatten. Keine Erkenntnis von eigener Schuld, kein Zugeben von Fehlern. Kein Zweifel an der eigenen Unfehlbarkeit!
Dafür wieder, oder besser immer noch, die ungetrübte Überzeugung der eigenen vollkommenen Potenz. Und die wenigen Herren, die gehen mussten, fallen weich. Da werden Abfindungen in Höhe von Millionen EURO gezahlt. So viel Geld verdient ein normaler Beschäftigter nicht im ganzen Leben! Und wenn ein Teil gestrichen werden soll, besitzen sie noch die Frechheit, den Fehlbetrag einzuklagen. Und auch die vielen „Investoren“ sind mit meist mit einem blauen Auge davon gekommen. Dadurch, dass die Banken gerettet wurden, haben sie vielleicht Kursverluste zu verzeichnen, aber die Aktien sind nach wie vor werthaltig. Bei einer Pleite hätte man damit die Wände tapezieren können. Geschützt wurden also die, die immer mehr kurzfristigen Ertrag, immer schnellere Gewinne forderten.
Aber jetzt kommt das Aber! Wären neben der HypoRealEstate andere größere Banken zusammengebrochen, hätte das einen Dominoeffekt ausgelöst, der auch die Versicherungen, insbesondere die Lebensversicherungen mitgerissen hätte. Und es ist ebenfalls richtig: Banken, die Eigenkapital vernichten, können keine neuen Kredite vergeben. Und die Unternehmen, ob Konzerne oder Mittelstand brauchen Kredite. (Wenn sie hierzu mehr wissen wollen: mark.roach@dielinke-bergedorf.de, das würde hier endgültig zu lang werden.) Das zumindest wurde erreicht: Die Banken wurden stabilisiert, insbesondere dank Genossenschaftsbanken und Sparkassen gab es für den Mittelstand weiter ausreichend Kredite. Der große Zusammenbruch ist uns erspart geblieben.
Aber ihre Kritik ging ja noch weiter und ich teile sie. Da erlebt man, wie die sogenannten Spitzen der Gesellschaft das Recht brechen, und mit einem „Du, DU!“ davon kommen. Da hinterzieht der Postchef Zumwinkel Steuern in Millionenhöhe und sitzt nicht im Knast. Da besticht ein Herr Hartz Betriebsräte seines Konzerns mit Lustreisen und Prostituierten und was passiert ihm? Da bespitzelt die Telekom, die Bahn, die Deutsche Bank ihre Aufsichtsräte und Beschäftigten. Die Konsequenzen? Da fährt ein Ministerpräsident im Skiurlaub eine Frau zu Tode und will so weiter machen wie vorher. Da lügt ein Ministerpräsident in Schleswig-Holstein und beschuldigt andere. Die Liste ließe sich fortsetzen, über Kohl, Koch und Schäuble. Steuerhinterzieher oder Lügner. Was ist ihnen passiert? Nichts.
Andererseits soll eine kleine Verkäuferin wegen einem Pfandbon entlassen werden. Ich kann Ihre Wut verstehen! Ich teile sie! Ich möchte aber nicht in der Wut stehen bleiben. Ich möchte diesen „Spitzen der Gesellschaft“ das Feld nicht alleine überlassen. Ich möchte eine andere Politik betreiben. Und dafür ist es wichtig, dass man selber was tut, sich einmischt, mitmacht! Bitte machen Sie auch mit. Unterstützen Sie uns! Und da Sie aus Lohbrügge kommen: mit beiden Stimmen am 27.9.! Herzlichen Dank