Frage an Mario Czaja von Alexander N. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrter Herr Czaja,
ich habe einige Fragen zum Berliner Zoo:
1. Ist Ihnen bekannt, dass der Berliner Zoo bis 1945 massiv in den Nationalsozialismus verstrickt war und rund 1.500 Jüdische Aktionäre des Zoos enteignete?
2. Ist Ihnen weiterhin bekannt, dass der Zoo bis in das laufende Jahrtausend hinein dies mit den Worten »Dem Zoo ist es im Übrigen völlig gleichgültig, welchen Glaubens seine Aktionäre sind, da ihm jeder willkommen ist, der sich für den Berliner Zoo interessiert. Aus diesem Grunde hat irgendeine Sonderbehandlung von jüdischen Aktionären auch in der Nazizeit niemals stattgefunden« leugnete?
3. Ist Ihnen darüber hinaus bekannt, dass der Zoo bis heute jede Entschädigung der jüdischen Opfer der Enteignungen bzw. deren Erben verweigert?
4. Sie, die CDU, stehen besonders für das Eigentumsrecht, das Erbschaftsrecht und die »Deutsch-Jüdische«-Freundschaft bzw. Versöhnung ein. Werden Sie den Zoo in der kommenden Legislatur dazu bewegen, die Opfer der Enteignungen zu entschädigen? Falls ja, wie? Falls nein, warum nicht?
Mit freundlichen Grüßen
A. N.
P.S.: Hier können Sie sich über die Vergangenheit des Zoos erkundigen: http://jungle-world.com/artikel/2015/51/53180.html
Sehr geehrter Herr N.,
vielen Dank für Ihre Fragen, die ich gerne beantworte.
Als Kandidat für das Abgeordnetenhaus in meinem Wahlkreis Kaulsdorf-Mahlsdorf hat das Thema keinen unmittelbaren Bezug, trotzdem versuche ich Ihnen soweit wie möglich zu antworten.
Eine direkte finanzielle Entschädigung an die Hinterbliebenen früherer Aktionäre wurde meines Wissens bereits juristisch geprüft und stellt sich auf Grund der Struktur als Aktiengesellschaft besonders schwierig heraus, da eine Aktiengesellschaft die Aktien nicht besitzt, sondern eben viele Aktionäre hat.
Ich begrüße aber die Herangehensweise des Direktors von Zoo und Tierpark, Herrn Dr. Knieriem, bei diesem sensiblen Thema. Durch Ausstellungen und Gedenktafeln hält er die Erinnerung an diesen dunklen Teil der Geschichte des Berliner Zoos wach.
Zudem wurde mit dem gestarteten „Fellowship“-Programm (zum Nachlesen: http://www.zoo-berlin.de/fileadmin/user_upload/PM_Zoo_Berlin.pdf ) bei dem der Berliner Zoo zusammen mit der FU Berlin und der Hebrew University kooperiert, ein wichtiges Zeichen gesetzt. Sowohl junge Zoologen als auch Historiker aus Israel haben die Möglichkeit sich für dieses Stipendium zu bewerben. Für das Programm stehen für die kommenden 5 Jahre 200.000 Euro bereit.
Mit freundlichen Grüßen
Mario Czaja