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Frage von Sarah L. •

Frage an Marianne Linke von Sarah L. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie

Rot-Rot in Berlin hatte die Einführung von Studiengebühren in Form von Studienkonten erwogen. Derzeit sprechen sie sich aber gegen Studiengebühren aus.
Wie ist dazu die Meinung der Linkspartei.PDS in Mecklenburg-Vorpommern? Wie stehen Sie persönlich zur Einführung von Studiengebühren? Sollen Studiengebühren die klammen Hochschulen entlasten oder gibt es auch andere Wege? Werden sich demnächst nur noch Reiche ein Studium leisten können?
Vielen Dank!
Sarah Lünstedt

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DIE LINKE

Sehr geehrte Frau Lünstedt,

vielen Dank dafür, dass Sie sich über Kandidatenwatch.de direkt mit mir in Verbindung gesetzt haben.

Im Mittelpunkt der Politik der rot-roten Koalition in Mecklenburg-Vorpommern stand in den letzten vier Jahren der Kampf um Chancengleichheit für Kinder und Jugendliche insbesondere im Bereich der Bildung.

Deshalb hat das Land mit dem Kindertagesförderungsgesetz, das im Jahr 2004 in Kraft getreten ist, die vorschulische Bildung für Vorschulkinder eingeführt und finanziert sie jährlich mit rund 7 Millionen Euro.

Auf der Basis eines verbindlichen Rahmenplanes für die vorschulische Bildung haben die Kindertagesstätten im Land ihre pädagogischen Konzepte erweitert. 5.000 der rund 7.000 Erzieherinnen im Land haben in diesem Zusammenhang inzwischen Weiterbildungen durchlaufen. Das Netz der Fachberaterinnen im Land wurde von 20 auf rund 60 erweitert. Im abgelaufenen Schuljahr haben rund 12.500 Kinder von den neuen vorschulischen Konzepten profitiert.

Das alles ist für die Eltern ohne zusätzliche Kosten eingeführt worden. Das Land hat die Mittel für die Kindertagesbetreuung in den vergangenen vier Jahren um 20 % erhöht.

Gleichzeitig hat die rot-rote Koalition beginnend mit dem Schuljahr 2006/2007 das längere gemeinsame Lernen ebenfalls mit Blick auf bessere Chancen für alle Kinder des Landes unabhängig von der beruflichen Situation Ihrer Eltern durchgesetzt.

Die Idee der Einführung von Studiengebühren – wie sie in verschiedenen CDU-geführten Ländern u. a. in Schleswig-Holstein ernsthaft erwogen wird – widerspräche allen diesen Ansätzen.

Bildung – ganz gleich ob im Kindergarten oder in der Uni – ist für jeden Menschen ein Tor zur Welt und dieses Tor sollte ihm nicht aus finanziellen Gründen verschlossen bleiben. Gerade das ist aber bei der Einführung von Studiengebühren der Fall. Das zeigt das Beispiel Österreich. Seit dem Wintersemester 2001/02 müssen Studenten dort 362 Euro Gebühr pro Semester zahlen. Mit der Folge, dass die Studentenzahl schon im ersten halben Jahr danach um 20 Prozent gesunken ist, die Zahl der Studienanfänger schrumpfte um 15 Prozent.

Ja und wer Gebühren einführt, der wird dann auch schnell über deren Erhöhung reden.

Wenn der Besuch von Vorlesungen und Seminaren erst von den Betroffenen erwirtschaftet werden muss, verlängern sich die Studienzeiten. Wer nachts arbeitet oder in einer Kneipe bedient, hat einfach weniger Zeit zum Studieren. Schon heute müssen zwei Drittel aller Studierenden nebenbei arbeiten, um ihren Lebensunterhalt bestreiten zu können. Ich vertrete deshalb die Auffassung, jeder hat ein Recht auf eine gute Ausbildung.

Lassen Sie uns gemeinsam darüber streiten, wie unsere Studentinnen und Studenten in kürzester Zeit erfolgreich ihr Studium absolvieren können, um relativ schnell im Berufsleben starten zu können.

Wie auch meine Partei spreche ich mich deshalb gegen die Einführung von Studiengebühren aus.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Marianne Linke