Frage an Marianne Linke von Karl-Heinz D. bezüglich Frauen
Sehr geehrte Frau Dr.Linke,
meine Frage verknüpft mehrere Themen miteinander, weil das Leben selbst nicht in Rubriken einteilbar ist:
Meine Gattin beging als hingebungsvolle Kindergärtnerin ihren 60.Geburtstag im 41.Dienstjahr.So sehr sie ihre Tätigkeit der Kinder wegen liebt ( und den in Ihrem Hause,Frau Ministerin, erarbeiteten Rahmenplan für die Vorschulerziehung wertschätzt), so sehr spürt meine Gattin bereits ihr Alter. KITA-Erzieherinnen im Alter von über 60 sind zwar in ihrer Freizeit auch liebevolle Großmütter, haben jedoch beruflich tagtäglich ebenso liebevoll, verantwortungsbewusst und immer auch physisch aktiv mit den Kindern zu arbeiten, und angesichts eines durch den Träger auf 5-6 Std. verkürzten Arbeitsvertrages ( der sich ja verheerend auf die Rentenhöhe auswirkt) bleibt keine Minute in der KITA übrig, in der Aktivität bis zur physischen Erschöpfung NICHT gefordert wäre. Eine KITA-Erzieherin über 60? Die 100-%-Rente mit 67 ist ohnehin finanzpolitisch ein zynischer Trick, persönlich kaum erreichbar und im Falle von Lehrern und Erziehern pädagogisch unzumutbar. Sind Sie und Ihre Partei in einer Koalition sich dieses Missstandes bewusst, der auch das Thema der Arbeitslosigkeit jüngerer Erzieherinnen mit berührt?
Ich grüße Sie!
Dr.K.-H.Stüfe
Sehr geehrter Herr Dr. Stüfe,
ich danke Ihnen für das Vertrauen, mit dem Sie die Situation Ihrer Gattin schildern und die Probleme der älteren Erzieherinnen ansprechen.
Das Durchschnittsalter der pädagogischen Fachkräfte liegt in unserem Land zur Zeit bei 44 Jahren. Es ist damit sehr hoch und bestätigt Ihre Einschätzung des Problems. Wie bei anderen Berufsgruppen z.B. Krankenschwestern, Lehrerinnen aber auch Bauarbeitern ist eine Ausweitung der Lebensarbeitszeit auch für mich keine akzeptable Lösung der Rentenprobleme. Gefordert sind hier neben der Rentenpolitik insbesondere die Tarifpartner wie die GEW.
Ich setze mich auf unterschiedlichen Ebenen für die Belange der älteren Erzieherinnen ein.
- Mein Haus orientiert darauf, mit den Möglichkeiten der innerbetrieblichen Arbeitsorganisation in den Einrichtungen den Bedürfnissen älterer Mitarbeiterinnen Rechnung zu tragen. Mittels Aufgabenverlagerung und Aufgabenverteilung können altersspezifische Stärken und Schwächen ausge-glichen werden.
- In den Gesprächen mit den Tarifpartnern, den Gewerkschaften und Trägern der Einrichtungen gab es bereits zahlreiche Diskussionen zu dem Problem. Mein Ziel ist es, dass die Tarifpartner hierfür angemessene Lösungen finden, die z.B. in der Festlegung einer Lebensarbeitszeit oder in finanziellen Rückstellungen (Betriebsrente) liegen könnten.
- Auf Bundesebene setzt sich die Linkspartei.PDS für gerechte Lösungen bei der Rentenreform ein. Dabei sind besonders anspruchsvolle Berufe stets im Blickpunkt. Als Landesministerin nutze ich daneben meine Möglichkeiten der Einflussnahme auf die fachliche und politische Diskussion sowie entsprechende Anträge in den Gremien des Bundesrates.
Im Interesse der Erzieherinnen und der Kinder haben wir im Kindertagesförderungsgesetz die Rechte der Erzieherinnen gestärkt, in dem wir Landesmittel nur an die jenigen Einrichtungen (bei mindestens 5 Mitarbeitern) vergeben, die sich an tariflichen Vereinbarungen orientieren. Die Landesmittel für die Kindertagesförderung wurden in der zu Ende gehenden Legislatur um 20 %, auf etwa 90 Mio. Euro, erhöht. Da ca. 80 % der Kosten eines Kindergartenplatzes Lohnkosten sind, ist auch diese Mittelsteigerung eine Anerkennung der Leistungen unserer Erzieherinnen.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Marianne Linke
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Marianne Linke