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Frage von Christoph S. •

Frage an Marcus Weinberg von Christoph S. bezüglich Wirtschaft

Sehr geehrter Herr Marcus Weinberg

Ich frag Sie das folgende, weil Sie für die CDU Mitglied des zuständigen Ausschusses sind:

Was halten Sie vom Bau eines Fernstromnetzes mit hochgespanntem Gleichstrom?
Was halten Sie davon, in Nordafrika und Südeuropa viele Sonnenkraftwerke zu bauen und den Strom nach Nordeuropa zu bringen sowie in Norwegens Seen als Pump-Speicherkraftwerke anzuschließen?
Welche Gründe sprechen aus Ihrer Sicht dagegen?
Könnte die Ölpreis-Kriese Anlass sein, die Pläne zu beschleunigen?

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Antwort von
parteilos

Sehr geehrter Herr Strebel,

vielen Dank für Ihre Frage über abgeordnetenwatch.de.

Sie weisen mit Ihren Fragen auf verschiedene Möglichkeiten hin, die Stromerzeugung aus regenerativen Energien in Europa und Afrika effizient zu nutzen.

Wie Sie vielleicht wissen, wird derzeit in Andalusien von deutschen Unternehmen in Lacalahorra ein Solarkraftwerk mit einer Gesamtleistung von 150 Megawatt errichtet. Dies geschieht vor dem Hintergrund, dass dort wesentlich bessere Bedingungen zur umweltfreundlichen Stromgewinnung herrschen als in Deutschland. Im andalusischen Lacalahorra scheint die Sonne über 3.000 Stunden, in Freiburg, der sonnenreichsten Gegend, hingegen nur 1.800 Stunden im Jahr. Die Sahara kommt auf 4.300 Stunden Sonnenscheindauer, womit sich Afrika als weiterer Standort zur solaren Energiegewinnung empfiehlt. Der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung empfiehlt daher den Ausbau einer strategischen Energiepartnerschaft zwischen der Europäischen Union und Nordafrika und stellt fest, dass dies "für Europa […] nicht nur ein wichtiger weiterer Schritt auf dem Weg zu einem schnellen Einsatz erneuerbarer Energien in für den Klimaschutz relevantem Umfang [wäre], sondern auch ein wesentliches Element einer vertieften wirtschaftlichen und außenpolitischen Kooperation mit Nordafrika. Für Nordafrika liegt in einer solchen Partnerschaft die Chance, bereits mittelfristig Klimaschutz mit industrieller und sozialer Entwicklung zu verbinden. Die Energiepartnerschaft könnte ein Motor der Entwicklung in der Region werden."

Diese Empfehlung kann ich nur unterstützen!

Sie bietet allen Beteiligten sowohl ökologische wie auch ökonomische Vorteile. Eine anspruchsvolle Herausforderung sehe ich allerdings vielmehr in der Lieferung des für Deutschland weit entfernten produzierten Stroms, auch wenn dieser als Hochspannungsgleichstrom relativ verlustarm transportiert werden könnte.

Ich verstehe Ihren Hinweis auf die Einrichtung von Pumpspeicherkraftwerken als nicht nur auf Norwegen beschränkt. Grundsätzlich befürworte ich die Einrichtung von Pumpspeicherkraftwerken, gerade im Hinblick auf die Speicherung von regenerativ erzeugter Energie, die sich nicht in Form von Kohle, Gas oder Öl bevorraten lässt. Allerdings gebe ich zu bedenken, dass diese Art der Kraftwerke, wie alle Kraftwerke, einen erheblichen Eingriff in die Natur bedeuten, was insbesondere bei einem erheblichen Ausbau des Anteils regenerativer Energiequellen im gleichen Maße zunehmen würde. Weiterhin liegt der Energieverbrauch, der durch das Pumpen des Wassers in höher gelegene Staubecken entsteht, über dem Energiegewinn beim Abfließen des Wassers.

Ich finde es wichtig und richtig, dass die Bundesregierung weiterhin Ihre Vorreiterrolle in Sachen Umweltschutz und CO2-Reduzierung ausbaut. Deshalb hat am 6. Juni 2008 der Deutsche Bundestag beschlossen, das Ziel für den Anteil von Strom aus erneuerbaren Energien im Jahr 2020 von derzeit ca. 15 Prozent auf mindestens 30 Prozent zu verdoppeln. Mit dem Programm "Grundlagenforschung Energie 2020+" will die Bundesregierung die Energieproduktivität zwischen den Jahren 1990 und 2020 ebenfalls verdoppeln und den CO2-Ausstoß wirkungsvoll reduzieren; diese Ziele werden finanziell massiv unterstützt.

Bei aller Fokussierung auf den Ausbau regenerativer Energiequellen muss man aber immer beachten, dass Deutschlands Wirtschaft als eine der größten Volkswirtschaften weltweit eine stabile Grundlast im Bereich der Energieversorgung benötigt, was derzeit nur durch einen vernünftigen Energiemix gewährleistet werden kann. Der erheblich gestiegene Ölpreis ist für mich vor allen Dingen ein Hinweis darauf, dass unsere Ressourcen im allgemein knapp sind und wir neben der Erschließung anderer Formen der Energiegewinnung uns auch der Frage stellen müssen, ob wir auch effizient mit unserer Energie umgehen.

Ich unterstütze daher die Idee einer umweltfreundlichen und verlässlichen Energieerzeugung, denn nur so können wir den Klimawandel abmildern und gleichzeitig unsere Energieversorgung auch in den nächsten Jahrzehnten gewährleisten.

Mit besten Grüßen

Marcus Weinberg