Marcus Nehring
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Frage von Philipp K. •

Welche Versäumnisse sehen Sie bei der Digitalisierung der Bildung und welche ganz konkrete Maßnahme würden Sie ergreifen, um das Thema voranzutreiben?

Sehr geehrter Herr Nehring,

die COVID Pandemie hat nach meinem subjektiven Empfinden aufgezeigt, wo Defizite in der Digitalisierung unserer Gesellschaft bestehen. Ich würde mich über eine ganz konkrete Maßnahme freuen, die Sie als Bundestagsabgeordneter vorantreiben würden, um diese Defizite abzubauen.

Marcus Nehring
Antwort von
LKR

Sehr geehrter Herr K.,

zunächst einmal darf ich Ihnen versichern, dass es nicht nur Ihr subjektives Empfinden ist, sondern eine beschämende Tatsache, die niemand wegdiskutieren kann.

Um die Probleme, den Rückstand zu beheben ist ein Bündel an Maßnahmen erforderlich. "Die" konkrete Maßname allein gibt es nicht. Aber wenn wir uns vor Augen führen, dass mit Beginn der Pandemie gerade einmal angefangen wurde, für alle Lehrer eine persönliche dienstliche eMail-Adresse einzurichten, in vielen Schulen Overhead-Projektoren das modernste elektrische Gerät der Unterrichtsgestaltung darstellen und, sofern es sich um ehrliche Tatsachenberichte handelt, der Betrieb von Computern noch mit Windows 95 kein Einzelfall ist, dann dürfte klar sein, was alleine im Bereich Schule und Bildung für ein immenser Aufholbedarf in Sachen Digitalisierung besteht.

Vergleicht man dann noch den aktuellen technischen Stand mit unseren europäischen Nachbarländern, die regelmäßig bessere technische Voraussetzungen zu teils deutlich günstigeren Preisen vorfinden, muss man sich fast schämen, in einem der angeblich reichsten Länder der Erde zu wohnen.

Was aber in jedem Fall kurzfristig umgesetzt werden kann und auch zwingend muss:

- Ende der Kupfer-Technologie, ausschließlich Glasfasertechnik (oder besser, je nach technischem Fortschritt). Es ist unbegreiflich, dass mit Millionenaufwand Glasfaserleitungen verlegt werden, die "letzte Meile" bis zum Kunden aber nach wie vor häufig limitierende Kupferleitungen sind und damit eben kein "schnelles Internet auf dem Land" verfügbar ist.

- beschleunigte Bereitstellung der 5G-Technologie. Und damit meine ich ECHTE 5G, nicht die praktizierte "Schummelsoftware". Zum Vergleich: zum Jahreswechsel hatten wir in Gesamtdeutschland gerade einmal ca. 850 5G-Stationen im für 5G relevanten 3,6 GHz Bereich - die chinesische Metropole Shenzhen alleine 46.000 !!! Damit ist zum Fortschritt der 5G-Technologie hierzulande eigentlich alles gesagt. Dafür, dass 2016 vollmundig angekündigt wurde, Deutschland müsse "Leitmarkt für 5G" werden, eine schlicht desaströse Bilanz.

- Verpflichtender Ausbau des Mobilfunk auch im ländlichen Bereich. Parteikollegen berichteten letzte Woche, dass sie nur eingeschränkt über Mobiltelefon erreichbar waren, weil sie sich im Berliner Umland befanden. Einfach nur traurig.

Vielleicht war es ein Fehler, die Netze in die Hand der Mobilfunkanbieter zu geben. Die Telekom wird auch dieses Jahr wieder ca. 2,8 Milliarden Euro Dividende ausschütten - das Geld, bezahlt von niemand anderem als den Telekom-Kunden, wäre sicherlich besser in den Netzausbau investiert.

Nein, "DIE" Maßnahme um den Digitalausbau voranzubringen gibt es nicht. Zu groß sind die flächendeckenden Defizite