Aus dem Bericht des Kieler IfW geht hervor, dass die BRD beim aktuellen Tempo der militärischen Beschaffung bis zu 100 Jahre brauche, um den Bestand auf dem Stand vor 20 J. zu erreichen.Woran liegt's?
Ein jüngst veröffentlichter Bericht des Kieler IfW kommt zu dem Befund, dass Deutschland beim derzeitigen Tempo der militärischen Beschaffung bis zu hundert Jahre brauche, um den Bestand an Waffen wieder zu erreichen, über den die Streitkräfte vor zwanzig Jahren verfügten. Alles dauere zu lange, und es gebe zu wenig Geld. Während Russland die Waffenproduktion massiv steigere, komme die Modernisierung der Bundeswehr kaum voran.
Auch die deutschen Ukrainehilfen leiden bereits seit Monaten darunter (z. B. Ersatzteile für Verschleiß von Haubitzen aus Bundeswehr-Beständen etc.).
Wie bewerten Sie die Verteidigungsfähigkeit der Bundeswehr (und der EU) und die beschriebene Dynamik?

Sehr geehrter Herr H.,
hier ist die Gegenfrage zu stellen, ob wir den Stand von vor 20 Jahren überhaupt erreichen wollen. Viel wichtiger ist die Frage, welche Armee wir in 5, 10 oder 15 Jahren benötigen und dann darauf hinarbeiten und agil bleiben.
Natürlich ist das Beschaffungswesen derzeit eher ein Klotz. Aber es geht um viel mehr: Industriekapazitäten oder Lieferketten für wichtige Rohstoffe sind ebenso wichtig. Denn die beste Beschaffungsorganisation bringt uns nichts, wenn wir unsere Industrie nicht mit notwendigen Rohstoffen wie Aluminium, Kupfer, Nickel oder Graphit versorgen können.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Marcus Faber