Ist es richtig, dass die FDP gegen Distanzunterricht von Schülern und Schülerinnen ist und sich mit dieser Forderung anlässlich der Koalitionsverhandlungen gegen SPD und Grünen durchgesetzt hat?
Sehr geehrter Herr Dr. Buschmann,
vor einem Jahr, im Winter 2020/2021, gab es noch den Distanzunterricht.
Viele Kinder saßen zuhause mit ihren Eltern oder Großeltern vor ihren Computern und konnten problemlos am Unterricht teilnehmen. In den Klassenzimmern saßen folglich nicht 30 Kinder zusammen, sondern nur noch etwa 10.
In den Medien heißt es, auch heute am 31.12.2021, die FDP habe diese Form des Unterrichts zu Fall gebracht.
Eltern und Großeltern, auch solche, die die FDP gewählt haben, sind entsetzt.
Sehr geehrter Herr Buschmann,
warum wehrt die FDP sich gegen Distanzunterricht. Dieser hat sich doch - alternativ zum Unterricht im Klassenzimmer - bewährt? Warum sperrt sich die FDP gegen die Möglichkeit, Kinder in sicherer Umgebung (ohne Delta, ohne Omikron) lernen zu lassen? Ausgerechnet die FDP, die sich das Wort "Freiheit" auf ihre Fahnen geschrieben hat?
Erweist sich die FDP damit nicht einen Bärendienst?
Bitte sprechen Sie mit Herrn Lindner.
Mit freundlichen Grüßen
Sehr geehrter Herr W.,
haben Sie vielen Dank für Ihre Anfrage.
Bildungspolitik ist überwiegend Ländersache. Dies gilt insbesondere für den Bereich der Schulen. Als Freie Demokraten setzen wir uns in vier Landesregierungen und flankierend über das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) dafür ein, dass weltbeste Bildung in deutsche Schulen zum Standard wird. Denn Bildung ist die elementare Voraussetzung für individuelles Vorankommen und ein selbstbestimmtes Leben.
Seit Beginn der Corona-Krise stehen wir als FDP für einen verantwortungsvollen Kurs in der Pandemie-Politik. Freiheitseinschränkungen müssen immer begründet sein und auch die sozialen und wirtschaftlichen Folgen müssen mitbedacht werden.
Als Freie Demokraten sehen wir Präsenzunterricht als eine Frage der Chancengerechtigkeit. Empirische Studien, wie die der Goethe-Universität Frankfurt, haben deutlich gemacht, dass die Auswirkungen von Distanzunterricht dramatisch sind. Dies gilt vor allem für Schülerinnen und Schüler aus finanziell benachteiligten Haushalten. Für uns ist klar: Kindern darf ihr Recht auf Bildung nicht verwehrt werden.
Deswegen bleibt Präsenzunterricht oberstes Gebot. Dabei muss sichergestellt werden, dass pandemiefester Unterricht an Schulen möglich ist. Durch Testen, Maskentragen und Hygienemaßnahmen sind Schulen weitgehend sichere Orte. Schulschließungen können allenfalls ultima ratio sein.
Ich hoffe, ich konnte Ihnen unsere Position hiermit etwas näher bringen.
Freundliche Grüße
Dr. Marco Buschmann MdB