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Frage von Adrien H. •

Frage an Marco Bülow von Adrien H. bezüglich Umwelt

Hallo Herr Bülow,

Ich beobachte in den letzten Jahren, dass eine immer größere Zahl an Unternehmen sich als "klimaneutral" bezeichnet.
Meine Frage bezieht sich auf die Kompensation von CO2-Emissionen durch das Pflanzen von Bäumen.

Ich würde um Ihre Einschätzung zu folgenden Punkten bitten:
1. Kann eine globale Aufforstung eine Perspektive gegen die Klimaerwärmung bieten?
2. Ist die zertifizierte "Klimaneutralität" der entsprechenden Unternehmen aus Ihrer Sicht zutreffend?

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Antwort von
Die PARTEI

Lieber A. H.,

vielen Dank für Ihre Frage zur Kompensation von CO2-Emissionen durch Baumpflanzungen.

Wälder - und somit auch der Schutz und der Ausbau - sind immens wichtig für unser Fortbestehen. Nicht nur aufgrund der Funktion als CO2-Senke, die den Anstieg des CO2-Gehalts in der Atmosphäre verringert. Auch der Erhalt der Biodiversität hängt stark mit dem Erhalt der Wälder zusammen. Wälder haben zudem entscheidenden Einfluss auf den Wasserhaushalt und verhindern Bodenerosion. Von daher befürchte ich grundsätzlich Aufforstungsprojekte - auch als Klimaschutzinstrument.

Der Teufel liegt natürlich im Detail. Es macht ökologisch wenig Sinn junge (kleine) Bäume zu pflanzen, wenn man nicht gleichzeitig verhindert, dass im großen Stil ältere (große) Bäume abgeholzt werden. Zudem müssen die Aufforstungsprojekte wirklich nachhaltig sein. Baumpflanzungen müssen an Orten passieren, an denen es Sinn macht. Die gepflanzten Sorten müssen den lokalen Bedingungen angepasst, divers und widerstandsfähig sein. Sie dürfen keinen Nachteil für die örtliche Fauna und Flora bedeuten. Außerdem muss gesichert werden, dass nicht nur junge Bäume gepflanzt werden, sondern auch dass diese eine Chance haben zu wachsen und zudem nicht in Kürze wieder abgeholzt zu werden. Noch ein Aspekt: Es gibt immer wieder Diskussionen, ob man Plantagenanbau als Klimaschutzmaßnahmen anerkennen soll oder nicht. Abgeholzten Regenwald durch Monokulturen (im schlimmsten Falle Plantagen zur Palmöl- oder Kautschukgewinnung) zu ersetzen und das dann Klimaschutz zu nennen, ist absolut unredlich.

Man muss also genau hinschauen, wer die Aufforstungen/Baumpflanzungen zertifiziert und was die zertifizierenden Organisationen garantieren.

Während ich den Schutz von Bäumen/Wäldern für dringend notwendig halte und Aufforstungen unter den genannten Bedingungen begrüße, warne ich doch sehr vor Greenwashing. Wenn Unternehmen auf dem Weg zur angestrebten "eigenen" Klimaneutralität gute Aufforstungsprogramme unterstützen, ist das OK. An erster Stelle steht aber immer, alle möglichen Bemühungen zu unternehmen, um den eigenen CO2-Ausstoß soweit wie möglich zu verringern bzw. um eigenständig klimaneutral zu werden. Keinesfalls sollte der Kauf von Zertifikaten als Feigenblatt dafür dienen, dass man weiter "dreckige" Geschäfte machen kann, d.h. durch seine Produktion, seine Geschäftstätigkeit etc. dauerhaft ungehindert CO2 freisetzt.

Ich hoffe, ich konnte mit der Antwort weiterhelfen. Weitere Informationen zu meiner Arbeit erhalten Sie auf meiner Internetseite www.marco-buelow.de, indem Sie meinen Newsletter abonnieren (www.marco-buelow.de/newsletter) oder mir bei Twitter, Facebook oder Instagram folgen.

Mit solidarischen Grüßen

Marco Bülow