Frage an Marco Bülow von Sven S. bezüglich Soziale Sicherung
Sehr geehrter Herr Bülow,
ich als Ihr Wähler bei der letzten Bundestagswahl wüßte gerne von Ihnen Ihre Meinung über, ein eigentlich kommunales Thema, das meiner ansicht nach allerdings viel stärker auf Bundesebene dikutiert werden MUSS.
Wie kann es sein das in Dortmund ,seit den ausgehenden 80ern, immer mehr Mittel und möglichkeiten für Jugendliche im allgemeinen und speziell für die nicht volljährigen zusammengestrichen werden und immer mehr Sozialarbeiter und Pädagogen in, weit unter Tarif bezahlten, statistikschönenden Anstellungen fristen ,während Dortmunder Polizeisprecher im Radio nach mehr Beamten rufen um genau den Jugendausschreitungen zu begegnen die die arbeitslose Pädagogen und Sozialarbeiterschar hätte verhindern können.
Übrigens, um die Schreie der Pädagogen hat sich kaum wer geschert aber die Schreie der Polizei stoßen in der lokalen bevölkerung auf fast durchweg positive Resonanz!!!
In meiner erfahrung als ehrenamtlicher Mitarbeiter einer evangelischen Jugendgruppe in den 90ern habe ich gelernt das die ruhe eines einzigen anwohners mehr wert hat, als das Seelenwohl aller Jugendlichen in einer Gemeinde, und somit im endeffekt aller Gemeindemitglieder.
Finden Sie nicht auch das in dieser ach so tollen regulierten Gesellschaft, wo man sich mitlerweile mit rein wirtschaftsfreundlichen und für den "Bilddummen" Deutschen nicht nachzuvollziehenden auch unlogischen entscheidungen und beschlüssen (dem Lobbyismus sei Dank) ,ein Mensch der neben einer Jugendbegegnungsstätte wohnt die Worte " Sie schädigen mit Ihrer ignoranten Haltung das Wohl Ihrer Gemeinde, das Jugendheim bleibt offen und jeden 2ten Freitag ist Disco, basta. Wenn Ihnen das nicht passt dann ziehen Sie halt weg" vertragen müsste?
Ich bedanke mich für Ihr Interesse und wünsche Ihnen und uns viel Erfolg in der Zukunft, wir können es gebrauchen.
Sven Stobbe
Sehr geehrter Herr Stobbe,
ich danke Ihnen sehr herzlich für Ihre Frage.
Bei der Jugendförderung handelt es sich um eine bedeutende, aber sehr komplizierte Materie, da sowohl der Bund, als auch die Länder und Kommunen in diesem Bereich eigene Kompetenzen haben. Von daher ist es nötig, die Entwicklungen auf den verschiedenen Ebenen einzeln zu bewerten, um die Auswirkungen vor Ort nachvollziehen zu können.
Im Bundeshaushalt werden Gelder nicht zusammengestrichen, sondern im Gegenteil weiter erhöht. So wird der Einzelplan Familie, Senioren, Frauen und Jugend des Bundesetats von 5,25 Mrd. Euro im Jahr 2007 auf etwa 6,2 Mrd. Euro im Jahr 2008 angehoben. Diese Erhöhung ist in weiten Teilen auf die Einführung des neuen Elterngeldes zurückzuführen. Aber auch die Mittel des Kinder- und Jugendplanes werden von 107 Millionen auf 132 Millionen Euro aufgestockt. Der Kinder- und Jugendplan ist ein wichtiges Instrument zur Förderung von jugendpolitischen Maßnahmen wie Jugendsozialarbeit, Jugendverbandsarbeit oder politischer Bildung.
Der Bund ist sich also der Bedeutung dieses Themas sehr bewusst und stellt daher einige Mittel bereit. Natürlich weiß ich aber auch, dass selbst durch die Erhöhung die Mittel noch lange nicht ausreichend sind.
Ich gebe Ihnen Recht, dass nicht alle staatlichen Ebenen der Jugendpolitik die Relevanz zubilligen, die sie verdient. So hat die nordrhein-westfälische Landesregierung zur Sanierung des Haushaltes in diesem Bereich massive Kürzungen vorgenommen. Diese Kürzungen hat der Rat der Stadt Dortmund im Interesse der Kinder in einer Höhe von 5,2 Millionen Euro aufgefangen. Ihre Kritik sollte sich also nicht in erster Linie an die Kommune richten, sondern vor allem an die NRW Landesregierung!
Sie monieren in ihrem Brief eine mangelnde Toleranz gegenüber Jugendlichen. Ich stimme ihnen zu, dass Deutschland kinderfreundlicher werden muss, denn Kinder und Jugendliche sind unsere Zukunft. Allerdings gehört dazu natürlich beiderseitiger Respekt.
Ich hoffe, Ihnen weitergeholfen zu haben.
Mit freundlichem Gruß
Marco Bülow