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Frage von Marcel Viesca R. •

Frage an Marco Bülow von Marcel Viesca R. bezüglich Finanzen

moin

"Wir wissen: Märkte – vor allem Finanzmärkte – brauchen Regeln, die das Gemeinwohl sichern und verhindern, dass die Demokratien der Welt von Banken und Börsen erpressbar gemacht werden"

wie und mit welchen mitteln wollen sie den weltweiten hochfrequenzhandel regulieren? deutschland bzw die eu davon aus zu schließen ist quasie nicht möglich.

was ist mit spekulationsgeschäften auf nahrungsmittel?

mfg
marcel

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Antwort von
Die PARTEI

Sehr geehrter Herr Viesca,

vielen Dank für Ihre Anfrage zum Thema Hochfrequenzhandel und Spekulationen auf Nahrungsmittel. Beides sind für mich wichtige und zentrale Themen.

Mittlerweile werden 70 Prozent des US-amerikanischen und 40 Prozent des deutschen Börsenhandels von Hochleistungscomputern durchgeführt. Die Rechner kaufen und verkaufen in Nanosekunden Wertpapiere. Heute ist im Kampf um die Zeit sogar entscheidend, wie nah die Rechenzentren der Hochfrequenzhändler an den Börsenplätzen stehen. 90 Prozent der Orders der Maschinen werden wieder storniert. Diese Handelsstrategien haben nichts mit der Realwirtschaft zu tun und schaffen allenfalls den Schein von Liquidität. Der Hochfrequenzhandel birgt Missbrauchsgefahren und kann zu größerer Volatilität bei der Kursbildung führen.

Dem muss entschieden Einhalt geboten werden, um einer Verzerrung der Preisbildung auf den Märkten durch den Hochfrequenzhandel vorzubeugen. Wir brauchen einen Markt der Vielen und nicht der Wenigen, die sich im Wettlauf um die nächste Tausendstelsekunde mit viel Geld einen Vorteil verschaffen. Die SPD fordert in ihrem Regierungsprogramm den Hochfrequenzhandel durch Mindesthaltefristen zu entschleunigen und mit den Algorithmen auch direkt die Hochfrequenz-Händler streng zu überwachen. Auch im Bundestag haben wir bereits vor Monaten in einem eigenen Antrag eine Mindestverweildauer für Wertpapierorders von einer halben Sekunde vorgeschlagen. Dafür hat sich auch das Europäische Parlament mit großer Mehrheit ausgesprochen. Die Bundesregierung aus CDU/CSU und FDP hat diese notwendige und konkrete Regulierung blockiert und bei dem Thema auch in der Europäischen Union für Stillstand gesorgt.

Spekulationen mit Nahrungsmitteln bzw. Agrarrohstoffen, die zu teils explodierenden Preisen und erheblichen Preisschwankungen führen, verschärfen die Verteilungsungerechtigkeiten. Nahrungsmittel und Land werden zunehmend zu kostbaren Gütern und somit zu lohnenden Spekulations- und Anlageobjekten. Das zeigt sich zum Beispiel an der Entwicklung der Preise für Grundnahrungsmittel. Im Verlauf der ersten großen Nahrungsmittelkrise 2008 waren zeitweise Preissteigerungen von über 300 Prozent zu registrieren. Solche rasanten Preisentwicklungen sind für viele Familien in Entwicklungsländern, die ohnehin in der Regel einen hohen Anteil ihres Einkommens für die Grundversorgung mit Lebensmitteln ausgeben müssen, nicht mehr zu stemmen und ziehen gravierende Folgen nach sich. Schon nach der enormen Preisexplosion im Frühjahr 2008 stellte die Weltbank fest, dass über 150 Millionen Menschen aufgrund der Preisentwicklungen bei Grundnahrungsmitteln unter die Armutsgrenze gefallen sind. Mangelnder Zugang zu Lebensmitteln führt zu einem Einbruch wirtschaftlichen Wachstums und kann zu Unruhen und destabilisierenden politischen Turbulenzen führen.

Dabei liegt das Hauptproblem nicht einmal in einer Verteuerung der Marktpreise an sich, die für den Fall, dass die Bauern vor Ort von höheren Einnahmen profitieren, durchaus auch eine Chance für die ländliche Entwicklung dar- stellen könnte. Es ist vor allem die hohe Volatilität der Preise, die Unsicherheit in die Märkte bringt - sowohl bei Verkäufern wie auch Käufern. Die eigentliche Idee der grundsoliden Planungssicherheit der Warenterminbörsen droht durch extensive Spekulationen vollends verloren zu gehen. Finanzspekulanten sorgen mit ihren Aktivitäten für ungesunde marktfremde Entwicklungen. Die Auswirkungen für die Menschen in Entwicklungsländern sind verheerend. Daher setzte ich mich gemeinsam mit meiner Partei für eine Unterbindung der Spekulation mit Nahrungsmitteln ein. Gleiches gilt für Rohstoffspekulationen, die keinen realwirtschaftlichen Bezug haben.

Ich hoffe ich konnte Ihnen mit meiner Antwort weiterhelfen. Viele weitere Informationen zu meinen politischen Inhalten finden Sie auf meiner Internetseite http://www.marco-buelow.de .

Mit freundlichen Grüßen

Marco Bülow