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Marco Bülow
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Frage von Marcel V. •

Frage an Marco Bülow von Marcel V. bezüglich Umwelt

moin,
es geht um folgenden punkt:
Den Handel mit und die Haltung von Tieren, insbesondere auch von Wildtieren und
exotischen Tieren, wollen wir bundeseinheitlich regeln. Der Import von Wildfängen
soll generell verboten werden und gewerbliche Tierbörsen werden wir schließen.

1. frage was ist ein exotisches tier? wüstenrennmaus (afrika) oder grichische landschildkröte? zwerghamster (mongolei) oder dnz bartagame? gemeiner goldfisch (aus asien stammend) oder guppy? ist die haltung sämtlicher sitticharten (wellen-, numphemsitich, zebrafinken) dann auch verboten? deutscher schäferhund oder sharpai?
ist meine königspython (dnz seit genartionen) jetzt ein exot? wo ist der unterschied zwischen meinen leopardgeckos (dnz seit generationen) und einem meerschweinchen (in ihrem ursprungsländern eher grillspeise als haustier).
was ist mit zierfischen, welche kistenweise eingeführt werden und dann in zoohandlungen verkauft werden?
2.warum möchte ihre partei die börsen verbieten? die meisten dort angebotenen tiere sind dnz (deutsche nachzucht) auf den börsen findet man teilw. geschützte arten welche erfolgreich in diesem land nachgezogen werden und so die bestände in deren herkunfstländern schützen. in vielen tierhandlungen werden die tiere länger und schlechter gehalten als die dort verkauften zuchttiere. nur die präsentation ist anders (teilw. in tierhandlungen auch sehr schlecht, das trifft aber bei den kaninchen genau so zu).

3.warum wird ein solch schlechtes licht auf reptilienhalter geworfen und auf der anderen seite ist der verkauf ,und die haltung in solchen, viel zu kleinen käfigen für hamster, kaninchen oder meerschweinchen erlaubt?paar reißerische artikel, in springer publikationen, es wert eine große zahl menschen (und verantwortungsvoller halter) fast zu kiriminalisieren?
"kanichen vereinsamt in zu kleinem käfug verreckt!" "meerschweinchen bricht aus und läuft über die straße!!!!" "guppy beißt seniorin beim füttern!!!!"

mfg
marcel

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Antwort von
Die PARTEI

Sehr geehrter Herr Viesca,

vielen Dank für Ihre Anfrage.

Ich gehe davon aus, dass Sie sich auf das SPD-Regierungsprogramm beziehen. Selbstverständlich kann ein solches Programm nur die Richtung und Ziele vorgeben, die Details unserer konkreten Forderungen für mehr Arten- und Tierschutz bei der Wildtierhandel und -haltung in Deutschland findet man in unserem Antrag "Wildtierhandel und -haltung in Deutschland einschränken und so den Tier- und Artenschutz stärken" (Bundestagsdrucksache 17/13712 http://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/17/137/1713712.pdf ).

Der Antrag soll den Tier- und Artenschutz stärken. Wir begrüßen dabei ausdrücklich das Engagement zahlreicher Tierzüchter und -kenner, die sich für den Artenschutz und den Schutz wildlebender Tiere einsetzen.

Im Zentrum unserer gemeinsamen Forderungen steht der Schutz der Arten und ein Verbot von Naturentnahmen. Daher will die SPD den Import von Wildfängen nach Europa und Deutschland einschränken, die gefährlich oder Überträger von gefährlichen Krankheitserregern sind. Der Import von Naturentnahmen bzw. im Herkunftsland geschützten Wildfängen muss für den kommerziellen Lebendtierhandel in die Europäische Union verboten werden. Auch müssen endlich falsch deklarierte Wildfänge kritisch geprüft und strenger kontrolliert werden. Wir wollen den Handel mit und die Haltung von Tieren, insbesondere auch von Wildtieren und exotischen Tieren bundeseinheitlich regeln. Die Arten in den Herkunftsländern müssen stärker geschützt werden.

Der Hintergrund ist klar: Jährlich werden zwischen 440.000 und 840.000 lebende Reptilien sowie bis zu 380.000 Süßwasserfische nach Deutschland eingeführt. Trotz des Washingtoner Artenschutzübereinkommens CITES machen gefährdete Wildfänge immer noch einen großen Anteil der Importe nach Deutschland aus. Besonders bedenklich sind Importe von Arten, die im Herkunftsland bereits nationalen Schutzbestimmungen unterliegen, jedoch nicht international geschützt sind. Fast die Hälfte der Reptilien- und Amphibienarten aus Indonesien, die für den internationalen Heimtiermarkt exportiert werden, dürfen eigentlich nach den nationalen Bestimmungen nicht gefangen und dann ausgeführt werden. Deswegen brauchen wir europaweit Regelungen, die stärker Arten- und Tierschutzaspekte berücksichtigen.

Die allergrößte Anzahl von Tierhaltern wäre von unseren Forderungen in keinster Weise betroffen. Es geht in unserem Antrag nicht um Arten, die schon lange regelmäßig gezüchtet werden, so dass keine Naturentnahmen mehr nötig sind. Auch die allermeisten Hobby-Aquarianer oder Terrarianer würden von einer entsprechenden Regelung nicht betroffen. Es geht stattdessen um Arten, die aufgrund ihrer besonderen biologischen Bedürfnisse kaum oder nur mit äußerst hohem Aufwand von Privatleuten zu halten sind (z. B. Affen, Laufvögel, großwüchsige Warane, giftige Schlangen), die bedroht, jedoch nicht internationale geschützt sind (z. B. neu entdeckte Arten, Arten mit kleinem Verbreitungsgebiet oder unsicherer Taxonomie) oder die ein erhebliches Risiko für die heimische Artenvielfalt darstellen.

Darüber hinaus wollen wir kommerzielle Tierbörsen verbieten. Zu oft werden gefährliche Arten und Tiere mit Krankheitserregern nach Deutschland eingeführt (siehe Robert-Koch-Institut, Epidemiologisches Bulletin 9/2013) und ohne Beratung über die richtige Haltung in Baumärkten, Gartencentern, auf Tierbörsen und über das Internet verkauft. Oftmals sind die Tierbesitzer dann mit der Haltung überfordert und geben die Tiere in Tierheimen und Auffangstationen ab. Selbst der BNA, als betroffener Fachverband kritisiert die mangelhaften Zustände und fehlende Kontrollen bei namhaften Tierbörsen und fordert wesentliche Verbesserungen im Tierschutz.

Der Tier- und Artenschutz steht im Zentrum unserer Bemühungen. Es geht nicht darum, alles zu verbieten. Im Gegenteil, eine ganze Reihe von exotischen Arten wird hier regelmäßig und in großen Zahlen gezüchtet, so dass die hiesige Nachfrage vollkommen gedeckt wird. Gerade diese Arten sind es auch, die in Privathand gut zu pflegen sind und die auch von künftigen Haltungseinschränkungen nicht betroffen wären. Es geht stattdessen um Arten, deren Haltung in Privathand nur mit äußerst großem Aufwand adäquat und dauerhaft zu leisten ist. Es geht darum, die Wildwüchse im Wildtierhandel einzudämmen, wie sie seit zwei Jahrzehnten zu beobachten sind und mit deren Folgen Tierheime und spezielle Auffangstationen zu kämpfen haben. Diese kommen an den Rand ihrer Aufnahmekapazitäten und ihrer finanziellen Möglichkeiten. In vielen Bundesländern gibt es überhaupt keine geeigneten Auffangstationen für Reptilien und andere Exoten. Gerade deshalb sind auch bei diesem Thema auf die Aufklärungsarbeit, das Engagement und den engen Kontakt mit Fachexperten und Tierzüchter angewiesen.

Ich hoffe ich konnte Ihnen mit meiner Antwort weiterhelfen. Viele weitere Informationen zu meinen politischen Inhalten finden Sie auf meiner Internetseite www.marco-buelow.de.

Mit freundlichen Grüßen
Marco Bülow