Was halten Sie von der Duldung des Imperativen Mandat bei der Erfordernis Fraktionszwang zu beachten, Koalitionsloyalität zu üben, Regierungsgegorsam zu sein?
Werter Herr Henrichmann, " Der besten Idee meine Stimme. Ich möchte frei sein in meinen Entscheidungen“
Dieser Satz stammt von einem Ihrer ehemaligen Parteikollegen des Gemeinderates Senden und entspricht genau der Absicht der Väter des GG.
Verfolgt man Abstimmungen aller Parlamentarier im Land und Bund, dann stellt man ein übereinstimmendes Verhalten der Akteure fest. Die zur Festigung ihrer Karriere sich dem Fraktionszwang fügen, der Koalitionsloyaltät befleißigen und letztlich dem Regierungsgehorsam ergeben. Dieses Verhalten stellt das parlamentarische System in Frage, ja lässt es zum absurdum führen.
Die Brandmauer, der für die CDU/CSU geltende Unvereinbarkeitsbeschluss und dann noch der fatale Eingriff in die Tagesordnung des Bundestages durch Friedrich Merz. Das alles um vielleicht andersdenkende Parlamentarier von Abstimmungen auszuschließen. Dies im Einverständnis Ihrer Parteigänger - soviel zu Ihrer Einlassung "Demokratie verträgt keine Gleichgültigkeit"!
Sehr geehrter Herr S.
danke für Ihre Anfrage über Abgeordnetenwatch.. Wie Sie wissen, können Sie mich auch jederzeit direkt über marc.henrichmann@bundestag.de erreichen.
Gerne antworte ich auf Ihre Frage. Es gibt in Deutschland keinen Fraktionszwang. Als Abgeordneter des Deutschen Bundestages bin ich allein meinem Gewissen gegenüber verantwortlich. Ich versuche, die Wählerinnen und Wähler unserer Region so gut es geht in Berlin zu vertreten. Das ist meine Aufgabe und das ist meine Haltung zu meinem Amt. Einen Fraktionszwang -ich wiederhole mich- gibt es nicht. Gleichwohl gibt es in unserem politischen System, das auf Koalitionsregierungen basiert, eine gewisse Fraktionsdisziplin. Diese ist – wie in einer Familie oder einem Unternehmen – erst einmal ein konstruktives Element, hat allerdings auch Grenzen. Ich selbst habe zum Beispiel mehrmals ohne jede Konsequenz auch gegen die Mehrheitsposition der Fraktion gestimmt.
Im Verlauf Ihrer Nachricht kommen Sie auf einen angeblich „fatalen Eingriff in die Tagesordnung des Bundestages“ durch Friedrich Merz zu sprechen. Sie konkretisieren allerdings nicht näher. Können Sie mir sagen, welchen Eingriff sie meinen? Meines Wissens nach kümmert sich der erste parlamentarische Geschäftsführer um die Tagesordnung im Bundestag, und nicht der Fraktionsvorsitzende. Über weitergehende Informationen würde ich mich sehr freuen.
Bis dahin viele Grüße aus Berlin
Marc Henrichmann