Frage an Marc Henrichmann von Anja K. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung
Sehr geehrter Herr Henrichmann,
am 28.06. wird über die Weidetierprämie (TOP 10b) abgestimmt.
In diesem Antrag wird ebenfalls über die Wichtigkeit der (Weide-)Haltung von Schafen und Ziegen informiert. Zusätzlich möchte ich noch hinzufügen, dass neben den ökologischen Gesichtspunkten auch kulturelle Gesichtspunkte eine Rolle spielen. Diese Tiere stellten nicht nur über Jahrtausende den Unterhalt in weiten Teilen der Landbevölkerung, sie halfen nicht nur durch ihren Einsatz in der Wanderschäferei Landschaften, wie wir sie heute kennen, zu formen und zu erhalten, sie lieferten auch die Grundstoffe für Kleidung. - Einem der am schnellsten ins Auge fallenden Ausdruck unserer Kultur.
Leider gerät dieses in breiten Teilen der Bevölkerung immer mehr in Vergessenheit. Um im Bereich der Tierfasern zu bleiben: Da wird lieber Merino-Wolle aus Australien und Neuseeland eingeflogen (Stichwort: Mulesing) und hier sterben alte Rassen aus.
Schaut man sich beispielsweise in Großbritannien um, sieht man sofort die Unterschiede. Dort ist "Wolle" im Allgemeinen ein nicht unwichtiger Wirtschaftszweig. Selbstverständlich beginnt dies bei der Haltung der Tiere und geht weiter über Arbeitsplätze als Scherer (eine Arbeit, die hier in der Gegend fast ausschließlich über "importierte" Arbeitskräfte wie Niederländer oder Neuseeländer geleistet wird), Spinnereien (einstmals große Arbeitgeber der Region), Färbereien und geht dann weiter in die Textilindustrie inkl. Hobbybereich. Letzterer wächst seit einigen Jahren stark; mittlerweile werden auch hier Millionen € jährlich umgesetzt.
Mit Blick auf all diese Informationen und den o.g. Antrag meine Frage an Sie: Wie werden Sie darüber abstimmen?
Vielen Dank vorab für Ihre Antwort.
Freundliche Grüße
Sehr geehrte Frau Kottisch,
danke für Ihre Nachricht über das Internetportal www.abgeordnetenwatch.de. Als Ihr Wahlkreisabgeordneter antworte ich Ihnen gerne. In Zukunft können Sie sich mit jedem politischen Anliegen gerne auch direkt an mich wenden. Unter marc.henrichmann@bundestag.de bin ich für jedes Ihrer Anliegen ansprechbar.
Zur Weidetierprämie:
Als Innenpolitiker befasse ich mich nicht täglich mit Landwirtschaftspolitik. Deshalb habe ich mich mit Ihre Anfrage an meine zuständigen Kollegen aus dem Landwirtschaftsausschuss gewandt.
Diese haben mir mitgeteilt, dass der Union die Wichtigkeit des Themas der Weidehaltung von Schafen und Ziegen sehr bewusst ist. Die CDU hat den Antrag zur Weidetierprämie (TOP 10 b) abgelehnt, da er außer Acht lässt, dass die Mehrheit der schafhaltenden Betriebe, die über eigenes Weideland verfügen, mit den an sie ausgezahlten Flächenprämien im Rahmen der Ersten Säule der gemeinsamen Agrarpolitik der Europäischen Union über ein solides Einkommen verfügen. So erhielten die Schafhalter im Durchschnitt 86.000 Euro an unternehmensbezogenen Direktzahlungen und Zuschüssen. Für die Gruppe der Berufs- oder Wanderschäfer, die über wenig eigene Fläche verfügen und somit über die Flächenprämie wenig Geld akquirieren können, sieht die zweite Säule der gemeinsamen Agrarpolitik Lösungen vor. Laut Agrarpolitiker gibt es in diesem Bereich aber noch Diskussionsbedarf.
Ich hoffe, dass ich Ihnen mit meiner Antwort helfen konnte.
Mit freundlichen Grüßen
Marc Henrichmann