Frage an Marc Doll von Hans-Erich K. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie

Sehr geehrter Herr Kraft,

weder in unserem Berliner Programm noch in unserem Grundsatzprogramm taucht diese Forderung auf und nur das zählt. Jetzt kann es natürlich durchaus sein, dass einige Mitglieder abweichende Vorstellungen haben und das ist auch gut so. Wäre dem nicht so, würde jede innerparteiliche Abstimmung mit 100 Prozent ausgehen. Von daher kann ich Ihnen höchstens sagen, wie ich persönlich dazu stehe. Ob das auch so in unserem nächsten Grundsatzprogramm erscheint, kann ich nicht versprechen.

Wir fordern ja bundeseinheitliche Bildungsstandards, an die sich alle Länder halten müssen, damit ein Kind, welches den Umzug von Bayern nach Bremen macht, bildungstechnisch nicht plötzlich erhebliche Qualitätsverluste hinnehmen muss. Von daher befürworte ich das Staatsexamen als Studiengang für Lehrämter, um eine bundeseinheitliche Ausbildung zu gewährleisten. Bei Beamten aber sehe ich diese Notwendigkeit nicht.

Ich glaube nicht, dass junge Menschen nicht mehr die Ausbildung zum Lehrer suchen, wenn sie nicht verbeamtet werden. Das ist weder in Berlin noch anderswo so. Auch glaube ich nicht an einen Verlust von Qualität im Falle des Wegfalls des Beamtenstatus. Im Gegenteil. Die Aufrechterhaltung des Qualitätsstandards würde bei bundeseinheitlichen Bildungsstandards der freie Markt regulieren. Gute Schulen - ob privat oder staatlich - würden schnell Zulauf bekommen, schlechte Schulen weniger. Dementsprechend wird man innerhalb der Schule wesentlich mehr auf die Aus- und Weiterbildung sowie den Einsatz der Lehrer achten als heute. Am Ende wären sowohl die Schüler die Gewinner als auch die fleißigen, guten Lehrer. Schlechte und faule Lehrer - ja, die gibt es - müssten sich dann wohl einen anderen Job suchen. Heute werden sie als Beamte bis zur Pension durchgeschleift, die Motivation ist oftmals im Keller. Der Begriff "Türschwellenpädagogik" sagt Ihnen sicher was (man überlegt sich den Inhalt der Schulstunde in dem Moment, in dem man die Türschwelle zum Klassenraum überschreitet).

Um einem Verfall der staatlichen Schulen entgegen zu wirken bedarf es natürlich auch der Obhut des Staates. In Amerika existiert ein anderes System, das schwer mit unserem vergleichbar ist. Und als jemand, der an einer Privatschule arbeitet, kann ich Ihnen aus eigener Erfahrung sagen, dass die Eltern ihren Einfluss so gut wie nie zum Nachteil des Kindes nutzen. Sollte sich dies als Problem rausstellen, kann man auf andere Art Abhilfe schaffen.

Die derzeitige Bildungsmisere ist ohnehin der Tatsache geschuldet, dass Fleiß und Leistung nicht mehr im Fokus der Pädagogik stehen. Sitzen bleiben wird abgeschafft, die verdiente Sechs in Mathe wird durch irgendwelche obstrusen Sekundärtugenden zur vier, der Respekt vorm Lehrer ist am Boden, und wenn manche Schüler schwänzen ist der Lehrer oftmals sogar froh. Man braucht sich nicht wundern, wieso unser System verkommt. Ich glaube, mit den richtigen Parteien in der Regierung würden wir ein sehr gutes, hochentwickeltes Bildungssystem erhalten, welches ein ressourcenarmes Land wie Deutschland wieder auf Vordermann bringen kann. Dabei spielt der Beamtenstatus die geringste Rolle.

Viele Grüße
Marc Doll