Welche Lösungsvorschläge haben Sie, um einen konsequenten Tierschutz zu garantieren?
Wo kann ich das Tierschutzprogramm der ÖDP nachlesen?
Sehr geehrter Herr G.,
vielen Dank für Ihre Frage.
Ich bin Ihnen sehr dankbar, dass Sie mich auf den Tierschutz ansprechen, denn dieses Thema ist eine meiner Prioritäten als Abgeordnete des Europäischen Parlaments für die ÖDP. Deshalb bin ich auch Vizepräsidenten der parlamentarischen Gruppe „Animal Welfare“, die sich für das Tierwohl einsetzt.
Ein großes Problem ist die Massentierhaltung, unter der nicht nur die Tiere leiden, sondern die auch ein massives Problem für den Boden, das Grundwasser (Stichwort Gülle) sowie die Artenvielfalt darstellt. Darüber hinaus entstehen wegen der Massentierhaltung immer mehr Resistenzen gegen Antibiotika, weil die Tiere präventiv mit diesen Arzneien behandelt werden, da sie sonst unter den nicht artgerechten Haltungsbedingungen krank würden.
Deshalb hat sich die Europäische Union zum Ziel gesetzt, den Einsatz von Antibiotika in der Tiermast deutlich einzuschränken. Eine besondere Bedeutung kommt den Reserveantibiotika zu, denn lebensrettende antimikrobielle Wirkstoffe sollten der Humanmedizin vorbehalten bleiben.
Es ist auf jeden Fall mehr als deutlich, dass wir jetzt dringend einen Systemwechsel brauchen – weg von der Massentierhaltung, hin zu weniger und gesundem Fleischkonsum. Ich schlage hierfür ein EU-verbindliches Fleischsiegel vor, das auch Abbildungen der Haltungsbedingungen enthält. Viel zu lange wurde in Deutschland die Bedeutung des Tierwohls bei unserer Lebensmittelproduktion heruntergespielt. Verbraucherinnen und Verbraucher möchten vollkommen zurecht sichergehen, dass sie mit ihrem Einkauf nicht zu unnötigem Tierleid beitragen. Es ist höchste Zeit zu handeln. Die von der Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner dazu gemachten Vorschläge werden die Problematik nicht lösen.
Denn ihr Siegel beruht allein auf Freiwilligkeit. Wir brauchen aber stattdessen eine klare, EU-weit einheitliche und verpflichtende Kennzeichnung, die neben Angaben über den Einsatz von Antibiotika, Gentechnik und Pestiziden auch klare Abbildungen hat, wie die Tiere jeweils gehalten werden. Nur so können wir Verbraucherinnen und Verbraucher schnell und angemessen darüber informieren, welche Bedeutung ihr Einkauf für Tiere, Menschen und Umwelt hat.
Darüber hinaus ist es lange nicht damit getan, über steuerliche Abgaben mehr Tierwohl zu finanzieren. Zwar ist die Anhebung der Mehrwertsteuer für Fleischprodukte, von derzeit 7% auf 19%, ein erster Schritt und lange überfällig, aber nicht ausreichend. Auch sollten Fleisch und andere Tierprodukte aus Massentierhaltung endlich den wahren Umweltpreis widerspiegeln, das heißt, die Schäden für die Umwelt und die Gesundheit der Menschen verursachenden Kosten sollten draufgeschlagen werden. Doch die Verantwortung, für mehr Tierwohl darf nicht einfach nur pauschal an die Konsumenten heruntergereicht werden. Denn die Gelder sind vorhanden, mit denen dieser Systemwechsel finanziert werden kann. Der Staat muss aufhören, mit einer falschen Agrarpolitik immer mehr Geld aus der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU in eine nicht nachhaltige Landwirtschaft zu investieren und industrielle Landwirtschaft zu subventionieren. Mit genau diesen Geldern können wir einen nachhaltigen Systemwechsel hin zu mehr Tierwohl, mehr Umwelt- und Klimaschutz bewerkstelligen.
Ein anderes Problem, wegen dem tagein, tagaus in der Europäischen Union gegen den Tierschutz verstoßen wird, sind die Tiertransporte. Deshalb begrüße ich die gemeinsame Initiative von Deutschland, Luxemburg und den Niederlanden zum Verbot von langen Lebendtiertransporten auf der Straße und auf dem Wasser. Derartige Lebendtransporte sind Tierquälerei. Wie wir leider immer wieder feststellen mussten, werden auf den meisten Transporten nicht einmal die Mindeststandards zur Vermeidung von unnötigem Tierleid eingehalten. Zahlreiche Schlupflöcher verschlimmern die Lage zudem, sodass Tiere oft Tage, Wochen oder sogar Monate unvorstellbare Qualen während des Transports erleiden und oft kläglich verenden. Nachdem der extra hierfür ins Leben gerufene Untersuchungsausschuss für Tiertransporte im EU-Parlament zahlreiche Probleme aufgedeckt hat, ist diese lange überfällige Initiative nun sehr zu begrüßen.
Nun muss dringend sichergestellt werden, dass die übrigen 24 Mitgliedstaaten diesem Beispiel folgen und alle Schlupflöcher – zum Beispiel Umgehungstransporte in Drittstaaten – geschlossen werden. Damit würden meine Forderungen und die meiner Partei, der ÖDP, endlich in die Realität umgesetzt werden.
Alle Vorschläge der ÖDP zum Tierschutz finden Sie in unserem Bundestagswahlprogramm unter folgendem Link:
https://www.oedp.de/programm/bundestagswahlprogramm-2021/landwirtschaft-und-tierschutz
Meine Pressemitteilung zum Tierschutz in landwirtschaftlichen Betrieben finden Sie hier:
https://manuela-ripa.eu/besserer-europaweiter-tierschutz-in-landwirtschaftlichen-betrieben/
Mit freundlichen Grüßen
Manuela Ripa