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Frage von Joachim H. •

Frage an Manfred Weber von Joachim H. bezüglich Kultur

Sehr geehrter Herr Europaabgeordneter Weber,

zunächst erstmal vielen Dank für Ihre Antwort. Jedoch sind Sie auf meine eigentlichen Fragen nicht eingegangen. Deshalb möchte ich diese nochmals klar und deutlich wiederholen:

"Ist die deutsche Sprache, die immerhin 100 Millionen in der EU sprechen, gleichberechtigte Amtssprache zur französichen und englischen? Wenn nein, was unternehmen Sie und Ihre deutschen Kollegen im EU-Parlament, daß sich das ändert?"

Mit freundlichen Grüßen
Joachim Hahn

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Sehr geehrter Herr Hahn,

vor der eigentlichen Antwort, möchte ich einige Begriffserklärungen voranstellen:

Die EU unterscheidet Amtssprachen und Arbeitssprachen. Zurzeit existieren 23 Amtssprachen, in welchen ein Bürger sämtliche Organe der EU kontaktieren kann. Von diesen 23 Amtssprachen werden Englisch, Französisch und Deutsch im internen Verkehr der Organe als sog. Arbeitssprache verwendet, um die Kommunikation zwischen den Angestellten zu vereinfachen und v.a. zu beschleunigen - wichtige Dokumente, die schnell zugänglich sein müssen, werden beispielsweise in einer ersten Phase in diese drei Sprachen übersetzt, bevor sie später in die restlichen 20 Amtssprachen übersetzt werden. Deutsch ist also auf diesen beiden Ebenen offiziell völlig gleichberechtigt zu Französisch und Englisch.

In der alltäglichen, (v.a.) mündlichen Kommunikation, beispielsweise in kleineren Meetings, in denen nicht gedolmetscht wird, sind allerdings tatsächlich Englisch und Französisch als Kommunikationsmittel vorherrschend. An dieser Tatsache kann jedoch auch eine Gesetzgebung nichts ändern.

Vielleicht sollte man dieses Problem aus einem anderen Blickwinkel betrachten, und nicht danach fragen, was Deutschland in dieser Angelegenheit falsch macht, sondern, weshalb sich Englisch und Französisch in der Praxis schlichtweg einfacher durchsetzen können. Beim Englischen ist diese Frage leicht zu beantworten: Da Englisch in nahezu jedem europäischen Land Pflichtfremdsprache ist und zudem relativ einfach zu erlernen ist, hat es sich im Laufe der vergangenen Jahrzehnte zur Lingua Franca, zur Verkehrssprache schlechthin entwickelt. Französisch dagegen, das ebenso wie Deutsch schwieriger zu erlernen und meist zweite Fremdsprache ist, ist dennoch so präsent in den EU-Institutionen, da es als klassische Sprache der Diplomatie fester Bestandteil im Rahmen der Berufsausbildung vieler EU-Angestellter ist. Hinzu kommt, dass Italiener, Portugiesen, Rumänen und Spanier als Angehörige der romanischen Sprachfamilie eher auf das mit ihrer Muttersprache verwandte Französisch zurückgreifen als auf Deutsch, das als westgermanische Sprache abgesehen vom Niederländischen relativ isoliert ist in der EU-Sprachenfamilie. Die Tatsache, dass sich die wichtigsten EU-Institutionen eben in Belgien und Frankreich befinden, viele Angestellte französische Muttersprachler sind oder diese in ihrem Privatleben und in ihrem Alltag oft mit dem Französischen zutun haben, erklärt ebenfalls den Vorrang des Französischen vor dem Deutschen. Hinzu kommt, dass die meisten Deutschen schlichtweg besser Englisch oder Französisch sprechen als umgekehrt, ein Umstand also, der auf unseren (übrigens im Ausland viel gelobten) guten Fremdsprachenunterricht zurückzuführen ist.

Entscheidend ist also nicht die Rechtsgrundlage, sondern wie selbstbewusst wir mit unserer eigenen Muttesprache umgehen. Ich mache das in meinem Alltag!

In Debatten, die gedolmetscht werden, spreche ich wie viele andere meiner deutschen und österreichischen Kollegen deutsch. Ich finde es wichtig, dass das Parlament als einzige unmittelbar vom Volk gewählte EU-Institution jedem Abgeordneten die Möglichkeit bietet, in seiner Muttersprache zu sprechen.

Ich hoffe, ich konnte damit zur Beantwortung Ihrer Fragen beitragen.

Mit freundlichen Grüßen
Manfred Weber

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