Frage an Manfred Rickmeyer von Stephanie A. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrter Herr Rickmeyer,
mich interessieren Ihre Erfahrungen als "Couragierter" Kandidat in diesem Wahlkampf, gerade auch unter dem Aspekt der Chancengleichheit.
Wie schätzen Sie diese für kleine Parteien ein?
Was muß ggf. geändert werden, damit Chancengleichheit hergestellt wird.
Mit freundlichen Grüßen
Stephanie Adler
Sehr geehrte Frau Adler!
Ihre Frage trifft ein Problem unserer zweifelhaften Demokratie! Die Chancen einer kleinen Partei überhaupt zum Zuge zu kommen, gehen gegen Null.
Es gibt folgende Probleme:
1.) Niemand will mehr einer Partei beitreten, da die Leute von Parteien die Schnauze voll haben.
2.) Wenn Sie kein Geld haben, sieht es noch düsterer aus. Wo immer Sie publizieren wollen, wird die Hand aufgehalten. (Außer www.Kandidatenwatch.de , die nur einen kleinen Obolus forderten.)
3.) Das RBB hat uns kostenlose Sendezeit verweigert, da wir nicht in ganz Berlin auftreten; das war uns nicht möglich, da wir mit wenigen Leuten nicht 2200 Unterschriften sammeln konnten. (Eine Hürde, die auch nur mit Geld zu schaffen ist.)
4.)Die heute m. E. gleichgeschaltete Presse Tagesspiegel, Berliner Zeitung und Bild haben weitgehend über die etablierten Parteien berichtet, aber nicht über uns und andere kleine Parteien, obwohl ich diese Zeitungen angeschrieben hatte, auch über uns zu berichten.
5.) Der Landeswahlleiter (Herr Schmidt von Puskas) besitzt die Frechheit eine Wahl-o-Mat im Internet mit öffentlichen Geldern einzurichten, der nur die etablierten Parteien berücksichtigt.
Ein Rechtsanwalt hat auch schon Strafanzeige gegen den Wahlleiter bei der Staatsanwaltschaft gestellt.
6.) Alle Kosten meiner Wahlwerbung gehen weitgehend zu meinen Lasten. Das finde ich auch in Ordnung. Aber die fette Wahlkampfkosten Erstattung für die großen Parteien gehört abgeschafft. Das ist Veruntreuung von öffentlichen Geldern und verhindert die Chancengleichheit. Meine Visage an die Bäume und Laternen zu hängen ist für eine Einzelperson unbezahlbar. Ob das was bringt ist zumindest zweifelhaft.
7.) Damit ich als Direktkandidat für Wahlkreis 5 in Marzahn-Hellersdorf ein bisschen bekannt werde, habe ich mit einem Klapprad 4000 Zettel verteilt und sitze jetzt mit Muskelkater und einem Pavianhintern zu Hause und warte auf die Dinge, die da kommen.
Sehr geehrte Frau Adler, ich hoffe, ich habe Ihnen einen Eindruck von der Chancengleichheit in unserer sogenannten Demokratie geben können und danke für Ihre Frage.
Mit freundlichen Grüßen
Manfred Rickmeyer