Frage an Madeleine Stockert von Dr. Eugen M. bezüglich Recht
Sehr geehrte Frau Stockert,
eine Reihe von gesetzlichen und politischen Maßnahmen benachteiligt Männer dramatisch gegenüber Frauen (Zwangsdienst, schlechtere gesundheitliche Versorgung, schlechtere Ausbildungs- und Arbeitsmarktförderung u.a.).
Sind Ihnen diese Sachverhalte bekannt, sehen Sie sie als Probleme an, wenn ja - welche Konzepte haben Sie, dem zu begegnen?
Mit freundlichem Gruß,
Dr. Eugen Maus, Frankenthal
Sehr geehrter Herr Dr. Maus,
vielen Dank für Ihre Anfrage. Durch eine intensive Inanspruchenahme in unserem Straßenwahlkampf in Ludwigshafen und der Pfalz komme ich erst heute dazu, Ihnen zu antworten.
Die besondere Frauenförderung ist eine Reaktion auf die nach wie vor vorhandene Benachteiligung von Mädchen und Frauen in unserer Gesellschaft. Sie zielt nicht auf die Benachteiligung von Männern, sondern auf die reale Gleichstellung von Frauen. Diese ist innerhalb unserer kapitalistischen Gesellschaft allerdings nur beschränkt möglich und kann erst in einer sozialistischen Gesellschaft umfassend verwirklicht werden. Ich empfehle Ihnen zu diesem Thema unsere Streitschrift "Neue Perspektiven für die Befreiung der Frau", ISBN 3-88021-284-8
Gesundheitsversorgung:
Wir treten für eine gründliche und kostenlose medizinische Vorsorge, Betreuung und Behandlung ein - und zwar für Mann, Frau und Kind. Dass in diesem Rahmen Frauen "bevorzugt" werden z. B. durch frühzeitigere Krebsvorsorgeuntersuchung ergibt sich aus Tatsachen, dass die Mädchen/Frauen den Hauptpart bei der Verhütung tragen. Die Einnahme von Hormonpräparaten bereits in jungen Jahren und über viele Jahre hinweg ist gesundheitlich nicht unbedenklich und mit einem erhöhten Krebsrisiko verbunden. Genau so sollte es aber in einer umfassenden medizinischen Betreuung auch eine Bevorzugung von verschiedenen Bevölkerungsgruppen geben, z. B. Arbeiter und Arbeiterinnen, die hohen Schadstoffkonzentrationen ausgesetzt sind.
Ausbildungs- und Arbeitsmarktförderung:
Ihre Sichtweise, dass Männer gerade hier benachteiligt würden, kann ich nicht teilen und nachvollziehen. Aufgrund ihrer gesellschaftlichen Rolle, hauptverantwortlich für die Familie und/oder die Erziehung der Kinder zu sein (immer häufiger als Alleinerziehende), hat hier eine Gleichstellung mit den Männer nie stattgefunden. So sind z. B. die übergroße Mehrheit der Teilzeitbeschäftigten und geringfügig entlohnten Beschäftigten Frauen mit lebenslangen Auswirkungen à Rente à Altersarmut bei Frauen. Durch den Sozialkahlschlag von Bund, Ländern, Kommunen werden umfassende gesellschaftliche Aufgaben wieder auf die Familien/Alleinerziehenden abgewälzt, was im besonderen zu einer Vertiefung der Benachteiligung von Frauen in Ausbildung und Beruf führt. Mit Hartz IV sind es vor allem Alleinerziehende (die Masse der Alleinerziehenden sind Frauen) und ihre Kinder, die in eine unglaubliche Armut und unlösbare Lebenssituationen geraten. In dem Moment, wo Männer z. B. alleinerziehend sind, können sie durchaus in eine ähnliche Benachteiligung geraten wie die Frauen, weil es eben gesellschaftliche Gründe hat.
Die arbeitsmarkt- und sozialpolitischen Forderungen der MLPD beinhalten wichtige Aspekte der Frauenförderung sowie der Einbeziehung der Männer in die Erziehung der Kinder und die Haushaltsführung. Die 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich, die wichtigste arbeitsmarktpolitische Forderung der MLPD, ist unter anderem ein produktiver Angriff auf die Teilzeit- und geringfügig entlohnte Beschäftigung und schafft auch für die Männer bessere Bedingung, in gleicher Weise Verantwortung für die Erziehung der Kinder und die Haushaltsführung zu übernehmen, was aber auch oft eine Veränderung im Denken, Fühlen und Handeln bei Männern erfordert. Dies muss natürlich begleitet sein mit gesellschaftlichen Bedingungen wie wohnnahe Kinderkrippen, Kindergärten, Ganztagsschulen mit kostenloser Verpflegung sowie kostenloses und einheitliches Schulsystem vom Kindergarten bis zur Hochschule. Es kommt hier vor allem auf die Entlastung der Familien an, weil die Abwälzung gesellschaftlicher Aufgaben vor allem auf Kosten der Frauen geht.
Wehrdienst
Es stimmt, dass die Männer wehrpflichtig sind, die Frauen nicht. Sollen wir deshalb die Wehrpflicht von Frauen verlangen? Unsere Sicht der Dinge ist: Länder wie die BRD haben eine Armee zur Absicherung ihrer machtpolitischen Interessen im Ausland. Das war von vornherein das Ziel der Wiederbewaffnung, die gegen die Willen der Bevölkerung durch Adenauer vollzogen wurde.. Die Schröder-Fischer-Regierung hat hier mit der Stationierung von Truppen in zig Ländern der Erde einen traurigen Durchbruch geschaffen - unter einer Kohl-Regierung hätte dies zu massenhaftem Widerstand und Protestaktionen geführt. Es wäre eine Illusion, für die Abschaffung der Bundeswehr einzutreten, um die Männer hier mit den Frauen gleichzustellen - denn ein Land mit imperialistischem Charakter wie die BRD wird niemals auf eine Armee verzichten. Wir vertreten aber auch auf grund des imperialistischen Charakters der Bundeswehr eindeutig - keine Frauen zur Bundeswehr! Wir fordern Mann und Frau gleichermaßen auf, im Kampf um den Weltfrieden aktiv zu werden.
Mit freundlichen Grüßen
Madeleine Stockert