Portrait von Madeleine Stockert
Madeleine Stockert
MLPD
Zum Profil
Frage stellen
Die Frage-Funktion ist deaktiviert, weil Madeleine Stockert zur Zeit keine aktive Kandidatur hat.
Frage von Michael B. •

Frage an Madeleine Stockert von Michael B. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung

Sehr geehrte Frau Stockert,

wie stehen Sie zur Förderung ders ökologischen Landwirtschaft?

Mit freundlichen Grüßen

Michael Bauer

Portrait von Madeleine Stockert
Antwort von
MLPD

Sehr geehrter Herrr Bauer,

vielen Dank für Ihre Anfrage, mit der Sie eine sehr wichtige Thematik ansprechen. Die Förderung der ökologischen Landwirtschaft ist ein grundlegender Bestandteil meines Zukunftprogramms. Ich möchte kurz darlegen, was ich darunter verstehe:

* Die Erzeugung von Lebensmitteln muss in Einklang mit dem Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen stehen, statt unter dem Aspekt der Profitmaximierung Natur und Mensch durch die Großagrarier und die internationalen Lebensmittelmonopole zu deformieren.

* Die Menschheit kann auf Jahrhunderte alte bewährte Anbaumethoden der Bauern und der Landwirtschaft zurückgreifen und sie besitzt eine industrielle Großproduktion von Nahrungs- und Lebensmitteln auf hohem Niveau von Wissenschaft und Technik. Diese muss vom Zwang der Profitmaximierung befreit werden, damit die fortschrittliche Seite der traditionellen und der modernen Landwirtschaft zur Grundlage einer gesunden Ernährung der ganzen Menschheit werden. Ich stimme hier Jean Ziegler,UNO-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung voll zu, der in seiner ungehaltenen Rede in Salzburg sagte: "Alle fünf Sekunden verhungert ein Kind unter zehn Jahren. 37.000 Menschen verhungern jeden Tag, und fast eine Milliarde sind permanent schwerstens unterernährt. Und derselbe Weltfood-Report der FAO, der alljährlich diese Opferzahlen gibt, sagt, dass die Weltlandwirtschaft in der heutigen Phase ihrer Entwicklung problemlos das Doppelte der Weltbevölkerung normal ernähren könnte. Schlussfolgerung: Es gibt keinen objektiven Mangel, also keine Fatalität für das tägliche Massaker des Hungers, das in eisiger Normalität vor sich geht."

* Der internationale Austausch von Lebensmitteln muss eher zu gunsten des regionalen Ausbaus zurückgefahren werden, ohne ihn vollständig zu negieren. Dazu gehört auch, sich im jeweilige Ökosystem in den verschiedenen Regionen und Ländern gut auszukennen. Landwirtschaftliche Klein-, Mittel- und Großproduktion ist in hohem Maß Umweltschutz im Sinn des Erhalts und der Förderung der Artenvielfalt statt mit Einheitssaatgut, wie es die EU und die Agrarmonopole fordern, diese Vielfalt zu zerstören und die Bauern in deren vollständige Abhängigkeit zu ketten. Es ist aber immer schon das Bestreben der Mehrheit der Bauern gewesen, das Land nachhaltig zu bebauen. Ich bin selber in einem Dorf mit einer großen Landwirtschaftsschule und vielen Höfen groß geworden und habe diese Sorgfaltspflicht immer bewundert. Gleichzeitig wurde der Zwang, gegen diese Nachhaltigkeit zu verstoßen, durch die Politik der Agrar- und Lebensmittelmonopole, der Regierungen und der EU immer größer und setzt die Bauern unter einen unglaublichen Druck, führt zu einer Arbeitsweise gegen ihre eigene Ethik.

* Jeder Eingriff in die Natur muss die dialektische Wechselwirkung aller Zusammenhänge beachten unter dem Aspekt, diese Erde für die nachkommenden Generationen auf hohem Niveau zu pflegen. Oder wie Karl Marx sagt: "»Selbst eine ganze Gesellschaft, eine Nation, ja alle gleichzeitigen Gesellschaften zusammengenommen, sind nicht Eigentümer der Erde. Sie sind nur ihre Besitzer, ihre Nutznießer, und haben sie als ´boni patres familias´ (gute Familienväter) den nachfolgenden Generationen verbessert zu hinterlassen.« Dazu ist die Menschheit heute in der Lage. Früher hatte sie dieses Wissen nur sehr eingeschränkt.

Das sind in groben Zügen einige Grundlinien für die ökologische Landwirtschaft, wie ich sie vertrete. Aus diesen Gründen bin ich auch eine radikal linke Umweltpolitikerin. Dieses Programm erfordert die revolutionäre Umgestaltung der kapitalistischen Gesellschaft. Aber es müssen auch heute schonReformen im Sinn einer ökologischen Landwirtschaft durchgekämpft werden im Kampf gegen und auf Kosten der Großagrarier und der Agrarinidustriemonopole. Zum Beispiel die Erhöhung der Erzeugerpreise, damit die Bauern in ökologische Landwirtschaft investieren können und eine Senkung der Verbraucherpreise, damit wir gute Lebensmittel auch bezahlen können.

Ich würde mich über eine Rückmeldung von Ihnen sehr freuen.

Mit freundlichen Grüßen
Madeleine Stockert

PS:
Auszug aus dem von der MLPD herausgegebenen Buch "Morgenröte der internationalen Revolution" aus Kapitel II.3 "Bedrohung der Lebensgrundlagen der Menschheit": "Sechstens: Unterwerfung der Landwirtschaft unter die Interessen des allein herrschenden internationalen Finanzkapitals:
Auf der Suche nach Maximalprofit bringenden Anlagemöglichkeiten haben die internationalen Agrar-, Chemie- und Lebensmittelmonopole die Landwirtschaft weltweit industrialisiert und ihren Kapitalinteressen unterworfen. Sie herrschen über große Teile der nutzbaren Böden und des Saatguts sowie über die Genbanken. Die übermäßige Intensivierung der landwirtschaftlichen Produktion hat den Einsatz riesiger Mengen von Kunstdünger, von hochtoxischen Pflanzenschutz- und Schädlingsbekämpfungsmitteln zur Folge sowie weiterer zum Teil schwer gesundheitsgefährdender Stoffe in der Tierproduktion. Immer mehr landwirtschaftliche Flächen werden zerstört, immer mehr Nahrungsmittel sind künstlich hergestellt oder mit Giftstoffen belastet. Während sich weltweit der Hunger ausbreitet, wird unter dem Vorwand der Produktion von »Bioenergie« ein immer größerer Teil der Ackerflächen für den Anbau nachwachsender Brennstoffe missbraucht. Die Fleischproduktion ist zu einem gigantischen Geschäft geworden. In vielen Ländern bindet sie große Mengen pflanzlicher Produkte, die dann nicht mehr als Nahrungsmittel für Menschen verwendet werden können. Mit dem Ausstoß von Methan trägt die Massentierhaltung zudem einen beträchtlichen Teil zur Verstärkung des Treibhauseffekts bei." Verfasser: Stefan Engel

Weitere Infos:
Die Website stefanengel.info hat ein 12-minütiges Video-Interview zum Stand der Arbeit am REVOLUTIONÄREN WEG 35 "Der Klassenkampf und der Kampf um die Einheit von Mensch und Natur" veröffentlicht. Dieses Buch wird 2014 erscheinen.