Frage an Madeleine Stockert von Luigi A. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrte Frau Stockert,
die Gesundheitsversorgung in Deutschland bereitet mir immer mehr Angst und Kopfzerbrechen.
Die Kassenbeiträge werden regelmäßig erhöht. Die Ärzte beklagen, dass die Arzthonorare vorne und hinten nicht reichen, um eine Praxis zu führen. Aufgrund der Budgetierung können die Ärzte den Patienten nicht mehr die Versorgung zukommen lassen , die sie brauchen.
Die Arbeitsbedingungen für Ärzte und Pflegepersonal scheinen am Rande des erträglichen zu sein. Immer mehr Ärzte wandern deshalb nach einem hochwerigen Medizinstudium in Deutschland aus und das, obwohl wir Steuerzahler diesen Menschen das Studium mitfinanzieren, damit sie uns mit ihren erworbenen Kenntnissen den Menschen helfen und Leben retten sollen.
Ich erlebe es leider immer häufiger, länger auf einen Arzttermin warten zu müssen. Ich höre nicht selten " wir können Ihnen erst einen Termin in einem Monat anbieten" (diese Antwort erhalte ich immer dann, wenn mir die Frage nach der Krankenkassenzugehörigkeit gestellt wird). Sie können sich sicherlich denken, dass eine solche Aussage bei Versicherten der PKV nie kommen wird. Das Problem ist: ICH HABE DIE BESCHWERDEN JETZT UND NICHT ERST IN EINEM MONAT!!!
Hier meine Fragen:
1. Was Gedenken Sie zu tun, damit zukünftig gewährleistet ist das alle Menschen eine ausreichende medizinische Versorgung erhalten?
2. Sind Sie für oder gegen die Privatisierung des Gesundheitssystems (oder anders formuliert: Wollen Sie uns Patienten den gierigen Kapitalgesellschaften überlassen, damit diese auf Kosten der Gesundheit anderer einen maximalen Profit herausholen können)?
Mir ist bewusst, dass diese Fragen nicht einfach und in ein paar Sätzen zu beantworten sind. ich wäre Ihnen jedoch dankbar, wenn Sie sich ernsthaft mit dieser Thematik auseinandersetzen und mir antworten würden, weil es sich hier um ein sehr ernstes Thema handelt, welches jeden einzelnen in diesem Land betriftt.
Mit freundlichen Grüßen
Luigi Arcangioli
Sehr geehrter Herr Arcangioli,
vielen Dank für Ihre Anfrage, die ich aufgrund zahlreicher Aktivitäten in unserem Straßenwahlkampf in der vergangenen Woche erst jetzt beantworten kann. Sie haben recht, dass die Frage der Gesundheitsversorgung und des Gesundheitssystems ein komplexer Bereich ist, der sich schwer in ein paar Sätzen abhandeln lässt. Deshalb konzentriere ich mich auf unsere Grundpositionen:
1. Wir fordern eine gründliche und kostenlose medizinische Vorsorge, Betreuung und Behandlung. Das muss auf Kosten der Riesengewinne insbesondere der Pharma- und Geräteindustrie durchgekämpft werden. Denn ein Löwenanteil der steigenden Kosten im Gesundheitswesen entsteht dadurch, dass wenige große Pharmakonzerne und Hersteller von medizinischern Geräten die Preise diktieren und Monopolprofite einheimsen. Die Gesundheitspolitik der Bundesregierung hat diese Gewinne nie angetastet, sondern gewährleistet sie. Mit ihrer „Gesundheitsreform“ werden die wachsen Kosten auf die Massen abgewälzt . Davon sind in zunehmenden Maß auch niedergelassene Ärzte und Krankenhäuser betroffen.
2. Wir sind entschiedene Gegner, dass das Gesundheitswesen der maximal Profit orientierten Wirtschaftspolitik unterworfen wird. Diese Privatisierung ist in vollem Gange durch Gesundheitskonzerne wie Sana, Helios, Rhönklinik. Durch Kürzungspolitik der großen Koalition auf der einen Seite, durch steigende Kosten durch die Pharma- und Geräteindustrie auf der anderen Seite werden Krankenhäuser vom Konkurs bedroht und für die Übernahme durch die Gesundheitskonzerne wie Sana, Helios und Rhön reif gemacht. Auch niedergelassene Ärzte und Labors geraten mehr und mehr in den Sog dieser Entwicklung.
3. Die MLPD fördert und unterstützt Proteste, Demonstrationen und Streiks im Gesundheitswesen im Interesse einer gründlichen und kostenlosen medizinischen Vorsorge, Betreuung und Behandlung. Sie stellt das in den Zusammenhang mit dem Kampf zum Schutz der natürlichen Umwelt, für gesunde Ernährung, Abschaffung von Hartz IV, wirksamer Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz - also in den Zusammenhang der gesamten Lebens- und Arbeitsbedingungen.
4. Um nachhaltig und dauerhaft eine gründliche und kostenlose medizinische Vorsorge, Betreuung und Behandlung zu gewährleisten, muss aber der Kapitalismus abgeschafft und der echte Sozialismus aufgebaut werden. Denn das Profitgesetz und der Zwang zur Maximierung des Profits verhindern im Kapitalismus dauerhaft, dass die vorhandenen Errungenschaften der Menschheit - höchst entwickelte Wissenschaft, Technik, Produktivität - den Menschen auch zu Gute kommen. Die Zeit ist reif für eine breite gesellschaftliche Auseinandersetzung und Entscheidung zu dieser Grundproblematik. Dem dient der Wahlkampf der MLPD mit ihrem Profil als sozialistische Alternative. Jeder, der diese gesellschaftsverändernde Richtung gutheißt, ist herzlich eingeladen, mit uns zusammen zu arbeiten und diese Richtung mit seiner Stimme zu stärken. Das hat Perspektive und ist womöglich ein gutes Rezept gegen berechtigte Angst und Kopfzerbrechen angesichts der Kapitalisierung des Gesundheitswesens.
Mit freundlichen Grüßen
Madeleine Stockert