Frage an Lukas Köhler von Helmut S. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrter Herr Dr. Köhler,
in der Antwort auf Fuad Hamdan schreiben Sie: "In der Bewertung der BDS-Bewegung als antisemitisch stimme ich mit den Stadtratsfraktionen von CSU und SPD vollständig überein"
Meine Fragen hierzu:
1. Sie scheinen ja über allumfassende Kenntnisse der BDS-Bewegung zu verfügen. Wie kommt ein erwachsener und promovierter Mensch, der sich zu dem als Liberaler versteht, dazu sich derart pauschal über eine weltweite, äußerst heterogene politische Bewegung zu äußern? Meinen Sie nicht, dass dies allein schon einer liberalen Geisteshaltung widerspricht? Stört es Sie nicht, dass Sie hier über etwas urteilen, wozu Sie bei Licht besehen keine Urteilskraft haben können?
2. Um Ihnen die Gelegenheit zu geben, Ihre Position zu präzisieren folgende ergänzende Fragen:
a) Ist es nach Ihrer Meinung antisemitisch, wenn der Boykott auf Produkte aus den Siedlungen beschränkt wird, wie es z.B. die katholische Laienorganisation Pax Christi fordert?
b) Ist es für Sie antisemitisch, wenn der der Boykott von Produkten (nicht der Kulturboykott) aus Israel allgemein gefordert wird, so lange Produkte aus Israel in den Grenzen von 1967 und aus den Siedlungsgebieten nicht erkennbar deklariert werden. Andernfalls würden sich diese Vertreter der BDS-Bewegung auf den Boykott von Siedlungsprodukten beschränken.
c) Vertreter der Quäker, eine protestantische Freikirche aus England, wird die Einreise nach Israel wegen BDS-Unterstützung verweigert. Die Quäker waren zwischen 1933 und 1945 die einzige protestantische Kirche die aktiv die Rettung verfolgter Juden in Deutschland organisiert hat. Die beteiligten Mitglieder dieser Kirche haben ihr Leben dabei aufs Spiel gesetzt. Sie gehören zu einer Partei deren Führung noch vor 17 Jahren teilweise mit Antisemitismus Wahlkampf gemacht hat. Glauben Sie, dass Sie vor diesem Hintergrund in der Position sind die Quäker pauschal mit dem Prädikat "antisemitisch" zu belegen?