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Frage von Daniel K. •

Frage an Ludwig Stiegler von Daniel K. bezüglich Arbeit und Beschäftigung

Guten Tag Herr Stiegler,

ihre Kritik an Nokia in allen Ehren, aber finden sie es nicht, dass Sie mit ihren Aussagen jeden deutschen Ingenieur beleidigen. Es besteht in diesem Land ein Ingenieurmangel und Sie stellen diese in der Sendung "Hart aber Fair" Berufsgruppe als kalt und unemotional dar. Vergleichen gar das Verhalten eines Ingenieur mit dem Verhalten von Nokia.
Glaube Sie ihre Aussagen helfen dabei junge Leute dazu zu bringen, ein Studium in diesem Bereich zu beginnen und diesen Berufsweg einzuschlagen.
Jeder junge Mensch, der als Ingenieur auf dem Arbeitsmarkt fehlt gefährdet in Deutschland Arbeitsplätze, da weitere Arbeitsplätze an diesem Arbeitsplatz hängen. Da sind es dann mehr als die 2500 bzw. 5000 Arbeitsplätze in Bochum. Das Vorgehen von Nokia ist völlig indiskutabel. Aber wie sehen Sie in diesem Licht Ihre Aussagen. Als Ingenieur kann man heutzutage mehr als technische Zusammenhänge verstehen.

Mit freundlichen Grüßen

Dipl.-Ing. Daniel Kerlin

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Antwort von
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Sehr geehrter Herr Kerlin,

herzlichen Dank für Ihre Anfrage.

Es lag mir fern, Ihren Berufsstand zu verunglimpfen, und ich bitte Sie herzlich um Entschuldigung, wenn meine Aussagen so bei Ihnen angekommen sind. Es ging mir in besagter Sendung lediglich darum, dass unsere soziale Marktwirtschaft eben nicht zu einer reinen Marktgesellschaft verkommen darf. Rein technokratische Vorgehensweisen und ausschließlich auf Sachzwänge aufgebaute Argumentationen lassen die Tatsache außer Acht, dass Arbeit und menschliche Würde zusammengehören, und Unternehmensleitungen eben auch den Interessen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und dem Gemeinwohl verpflichtet sind. In diesem Zusammenhang kam mir die Geschichte des Homo Faber in den Sinn und wie er den Beruf des Technikers preist, "der mit den Tatsachen fertig wird" -- bevor er selbst vom Leben eines Besseren belehrt wird. Keinesfalls wollte ich alle Ingenieure als unemotional und technokratisch titulieren.

Wichtig ist, dass wir im Zeitalter der Globalisierung einen Dialog zwischen Wirtschaft und Politik auf regionaler, Länder- und Bundesebene installieren, der die Unternehmensentwicklung begleitet. So wie es auf betrieblicher Ebene einen Interessenausgleich und einen Sozialplan gibt, muss es früher oder später z. B. auf europäischer Ebene einen regionalen Interessenausgleich geben. Ziel muss es sein, einerseits den Strukturwandel nicht aufzuhalten, andererseits aber den vom Strukturwandel und der Globalisierung betroffenen Menschen alternative Angebote zu machen. Das wird vor dem Hintergrund der weltwirtschaftlichen Entwicklungen eine ziemlich anspruchsvolle wirtschaftspolitische Aufgabe werden. In jedem Falle müssen die Unternehmensleiter anhand der politischen und öffentlichen Reaktion verspüren, dass sie nicht einfach frei über die Köpfe einer Region hinweg planen und entscheiden können, sondern dass sie in einer sozialen Marktwirtschaft auch Rücksicht auf die Menschen nehmen müssen.

Mit freundlichem Gruß
Ludwig Stiegler