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Frage von paul m. •

Frage an Lucy Redler von paul m. bezüglich Wirtschaft

Sehr geehrte Frau Redler,

finden Sie Unternehmensgewinne gut oder schlecht?

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Sehr geehrter Herr Maier,

Sie fragen: finden Sie Unternehmensgewinne gut oder schlecht? Unternehmensgewinne sind ein Ausdruck dessen, dass die Arbeitenden mehr produziert haben als sie selbst als Gegenwert erhalten haben. Dass in einer Gesellschaft mehr produziert als von den Produzenten konsumiert wird, ist natürlich notwendige Vorbedingung für Investitionen in verbesserte Technik, in Infrastruktur, in Bildung, Gesundheit usw.

Das Problem in der heutigen kapitalistischen Gesellschaft ist allerdings, dass die Verwendung des Mehrproduktes nicht von der gesamten Gesellschaft bewusst und demokratisch vorgenommen wird. Stattdessen wird das Mehrprodukt in Form von Unternehmensgewinnen von einer relativ kleinen Anzahl von Menschen privat angeeignet. Durch Besteuerung wird zwar ein Teil des Mehrproduktes abgeschöpft, aber eben nur ein Teil.

In der Geschichte des Kapitalismus hat es nie ein „gerechte" Aufteilung von Gewinnen und Löhnen gegeben oder ein stabiles Gleichgewicht. Diesem System wohnt der Zwang zur Profitmaximierung inne. Gelingt es einem Unternehmen nicht, profitabler als die Konkurrenz zu sein, ist es von Krise und Untergang bedroht.

In den letzten Jahren erleben wir die neoliberale Offensive. Diese besteht im Kern darin, dass der Anteil der Unternehmen am Volkseinkommen durch Lohnsenkungen, längere Arbeitszeiten, Arbeitsverdichtung und Stenkung von Steuern, Abgaben und Gebühren für die Unternehmen erhöht wird. Mehr und mehr müssen die Beschäftigten mit ihren Steuern die gesellschaftlichen Aufgaben finanzieren.

Die Jadg nach Profiten, mit Unternehmensgewinnen als Leitmotiv wirtschaftlichen Handelns, führen zu Verschwendung von menschlicher Arbeitskraft, zu einer kurzfristigen Wirtschaftsweise (mit Umweltproblemen als Folge) und zu ökonomischen und sozialen Ungleichgewichten. Steigende Unternehmensgewinne bedeuten bei stagnierenden Märkten Senkung des Einkommens der abhängig Beschäftigten.

Insofern finde ich Unternehmensgewinne „schlecht". Oder besser ausgedrückt: ich bin der Meinung, dass hohe Unternehmensgewinne nicht Ausdruck einer gesunden, funktionierenden Gesellschaft sind.

Zum Schluss noch ein treffender Vers von Bertolt Brecht zum Thema: „Reicher Mann und armer Mann standen da und sahn sich an. Und der Arme sagte bleich: Wär ich nicht arm, wärst du nicht reich."

Mit freundlichen Grüßen
Lucy Redler